Sammlungen

Neue Digitale Sammlung: Kashgar Contractual Documents

Wir freuen uns, Ihnen im Rahmen der CrossAsia Digitalen Sammlungen eine neue Kollektion mit 788 historischen Vertragsdokumenten aus Kashgar und Khotan präsentieren zu können. Die Kollektion wurde von Prof. SUGAWARA Jun 菅原純 (Lanzhou University) während eines Forschungsaufenthalts in Kashgar in den frühen 2000er Jahren zufällig entdeckt, gesichert und später der Xinjiang University in Ürumchi geschenkt, wo sie heute aufbewahrt wird.

Die Dokumente der Sammlung entstanden zwischen Mitte des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts und dokumentieren verschiedenste Bereiche des privaten Lebens in der Region Kashgar und Khotan. Sie umfassen Verträge zu Immobilienverkäufen (baiʿ) und andere immobilienbezogene Verträge wie Schenkungen oder Tauschgeschäften, oder sie beziehen sich auf Rechtsstreitigkeiten (daʿwā), Erbschaft (mirāth), Schulden (madyūn), fromme Spenden (waqf), Prokura (wakālat), Scheidung, Pacht (ijāre) und anderes mehr.

Durchstöbern Sie die Sammlung anhand von Filtertermini oder blättern Sie sich durch eine Übersicht oder geben Sie einen Suchterm (English) in den Suchschlitz in der oberen rechten Ecke der Seite ein.

Die Digitalisierung und Ersterschließung wurde von der Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) finanziert; zur Unterstützung der weiteren Forschung mit diesen Materialien haben Mitarbeiter:innen der Ostasienabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin und CrossAsia die Transformation in iiif-Manifeste und die freie Online-Präsentation im Rahmen von CrossAsia umgesetzt.

In einem nächsten Schritt wird die Online-Präsentation mit der Möglichkeit für Nutzer ausgestattet, weitere Erschließungsdaten einzureichen, die nach einer kurzen Prüfung freigeschaltet und durchsuchbar gemacht werden können.

Was wurde in Vietnam in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren publiziert?

Kürzlich sind ca. 350 vietnamesische Bücher aus den 1950er und 1960er Jahren und der ersten Hälfte der 1970er Jahre aus dem Bestand der Staatsbibliothek dem Online-Katalog hinzugefügt worden. Es handelt sich dabei um ca. 250 in Nordvietnam und ca. 100 in Südvietnam erschienene Titel.

Mit dem Ende der französischen Kolonialherrschaft und infolge der Beschlüsse der Genfer Indochina-Konferenz im Jahr 1954 wurde Vietnam in Nord- und Südvietnam geteilt. Diese Teilung wurde erst mit dem Fall der von den USA unterstützten südvietnamesischen Administration und der Wiedervereinigung des Landes 1975 beendet. Der gesamte Zeitraum war von großen politischen Spannungen und Krieg gekennzeichnet. Insbesondere ab 1964 brach der Krieg, auch zweiter Indochinakrieg genannt, durch die Intervention der USA offen aus und wurde erst 1975 mit dem Sturz der Regierung Südvietnams durch den kommunistischen Norden beendet. Die unterschiedlichen politischen und sozialen Kontexte in den beiden Teilen Vietnams haben auch die Entwicklung der jeweiligen Literatur beeinflusst.

Während im sozialistisch orientierten Norden Themen wie der antikoloniale Widerstand, persönliche Kriegserlebnisse, Schilderungen von Heldentum, Landreform, die Revolution und die Rolle der Partei, das Leben der arbeitenden Menschen und der Aufbau des Sozialismus, die Literatur im engeren Sinne prägten und das Prinzip des sozialistischen Realismus das Grundgerüst dafür bildete, thematisierten im amerikanisch und französisch geprägten Süden Autoren außer dem Krieg die zunehmenden Veränderungen des Lebens durch die Anwesenheit der US-Truppen. Es wurden Liebesromane mit erotischen Zügen, Kriminalromane und satirische Geschichten publiziert. Philosophische Richtungen wie der Existenzialismus und Personalismus hatten Einfluss auf einige südvietnamesischen Autoren.

Unter den neu katalogisierten Büchern aus Nord- und Südvietnam befinden sich zahlreiche Romane, Sammlungen von Kurzgeschichten und Gedichten, Biographien von Dichtern und historischen Persönlichkeiten, literatur- und sprachwissenschaftliche Werke, einige Übersetzungen aus Fremdsprachen (z.B. „Das Majorat“ von E.T.A. Hoffmanns, Saigon 1962; „Shanxiang jubian“ von Zhou Libo, Hanoi 1960) sowie Werke zur Geschichte, Religion, Politik, Ethnologie, Recht u.a.

 

Hier können Sie die „neuen“ Titel durchstöbern.

 

Erwähnenswert ist, dass die Bücher aus Südvietnam teilweise attraktiv gestaltete Cover und Buchseiten haben.

 

Gedichte von Nguyễn Xuân Thanh

 

 

Die 350 Bücher bilden eine wertvolle Ergänzung zu unserer ca. 20.000 Bände umfassenden Vietnam-Sammlung. Bei zwei Dritteln der Bücher handelt es sich um Erwerbungen der Staatsbibliothek aus den 1970er Jahren. Die anderen Bücher sind zu einer späteren Zeit als Geschenk oder durch Tausch in die Bibliothek gelangt.

Wir danken Laura Plepelic vom Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin, die uns während ihres studentischen Praktikums bei der Katalogisierung genannter Titel unterstützt hat.

 

Weiterführender Literatur, die sich ebenfalls in unserem Bestand befindet:

Durand, Maurice M.; Nguyên-trân-Huân: An introduction to Vietnamese literature. New York: Columbia Univ. Pr., 1985

Engelbert, Thomas; Chi P. Pham (Hrsg.): Reading South Vietnam’s writers. The reception of Western thought in journalism and literature, Singapore, Springer, 2023 [http://erf.sbb.spk-berlin.de/han/1000702200/search.ebscohost.com/login.aspx?direct=true&scope=site&db=nlebk&db=nlabk&AN=3640156]

Hữu Ngọc: Anthology of Vietnamese popular literature. Hanoi, Foreign Languages Publ. House, 1984

Lê Thành Khôi: Histoire et anthologie de la littérature viêtnamienne des origines à nos jours. Paris, Les Indes Savantes, 2008

Detail of a portrait of Fujiwara no Teika by Utagawa Hiroshige in "Hyakunin isshu jokunshō". - Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA, 11v

„Hyakunin isshu“ and the Hiroshige studio: Utagawa Hiroshige and „Hyakunin isshu jokunshō“

Gastbeitrag von Dr. Freya Terryn

Fig. 1: Front cover of Hyakunin isshu jokunshō with a printed title slip (daisen 題簽) that reads “Hyakunin isshu jokunshō zen 百人一首女訓抄全” (Annotated Lessons for Women of One Hundred Poets, One Poem Each – Complete). – Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA

Fig. 1: Front cover of Hyakunin isshu jokunshō with a printed title slip (daisen 題簽) that reads “Hyakunin isshu jokunshō zen 百人一首女訓抄全” (Annotated Lessons for Women of One Hundred Poets, One Poem Each – Complete). – Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA

Nicknamed the ‘artist of mist, snow, and rain’, Utagawa Hiroshige 歌川広重 (1797–1858) is one of the leading creators of the landscape imagery in Japanese woodblock prints, or ukiyo-e 浮世絵. In the 1830s he made a name for himself in the genre of topographical views, starting with his meisho-e 名所絵: prints recording famous places of Edo (now Tokyo). His decisive breakthrough followed with his prints depicting the various stations along the Tōkaidō road, a travel route connecting Kyoto with Edo, and with his prints showing landscapes of the various provinces. Nor should we forget that he was also prolific in prints of birds and flowers, actors, beautiful women, historical figures, prints of humorous content, and he made an abundant number of designs for fan prints.

Like many ukiyo-e artists, Hiroshige also created illustrations for books. It is said that he worked on more than 120 illustrated books and illustrated at least 50 kyōka anthologies. Kyōka 狂歌 (literally ‘mad/crazy verse’) are parodic or humorous renditions of traditional waka 和歌, Japanese poetry in a 5‑7‑5‑7‑7 meter. Hiroshige displays a close affinity to this genre of poetry as his first printed work consisted of book illustrations for a collection of kyōka, entitled Kyōka Murasaki no maki 狂歌紫の巻 (The Murasaki Book of Witty Poems), published in 1818. Hiroshige’s connection to Japanese poetry continued throughout his career and also manifested itself in the pictorialization of the classical Japanese anthology One Hundred Poets, One Poem Each (Hyakunin isshu 百人一首; henceforth Hyakunin Isshu). Such an example is the illustrated woodblock-printed book Hyakunin isshu jokunshō 百人一首女訓抄 (Annotated Lessons for Women of One Hundred Poets, One Poem Each; Fig. 1).

This book is the subject of a research project that explores the connection between the Hyakunin Isshu and the Hiroshige studio. More specifically, this project looks at how the Japanese woodblock print artists Utagawa Hiroshige and his successor Utagawa Hiroshige III 三代歌川広重 (1842–1894) interpreted the Hyakunin Isshu in books illustrated with woodblock prints (ehon 絵本). With a grant awarded by the Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Prussian Cultural Heritage Foundation), I consulted Hiroshige’s book Hyakunin isshu jokunshō in the collection of the Staatsbibliothek zu Berlin (Berlin State Library; henceforth SBB), in July 2022. The SBB is to my knowledge the only collection in Europe that houses a copy of this book. During my time at the SBB, I conducted a close analysis of the book’s bibliographic data, its physical properties and component parts, while placing the book in the history of the visual and textual representation of the anthology.

Hyakunin isshu jokunshō was originally published in 1848 and proved popular enough to be reprinted three times: in 1849, 1851, and 1858. The book was a product of the highly commercial world of Japanese printmaking, and as a book illustrated with woodblock prints it was conceived, designed, published, and distributed by representatives of many different trades and professions working in collaboration. Today we can identify three parties who were involved in the book’s production, namely the publisher, the visual artist, and the writer. Other parties, such as the papermakers, binders, block cutters, and printers, remain anonymous.

The publisher of Hyakunin isshu jokunshō is Honya Matasuke 本屋又助 (dates unknown). While next to nothing is known about this publisher, an analysis of the back matter of the book’s   copies from 1848, 1849, 1851, and 1858 does shed more light on his activities as a publisher and with what intention he published this book. As the back matter of Japanese books often reveals imprint information and contains the publisher’s catalog that records forthcoming titles and books currently on sale, it is possible to reconstruct the timeframe and content of the publisher’s activities. So far, I have been able to analyze back matter of digitized copies dating from 1849 and 1851 and the SBB copy (shelf mark: 5 A 230984 ROA), which is a reprint from 1858. Unfortunately, 1848 copies are rare and can only be found in collections in Japan — which remain, for now, undigitized.

From this analysis it is clear that Honya Matasuke was primarily active in the 1840s and 1850s as a publisher who issued books ranging from educational topics – for young children in general as well as aimed specifically at girls –, literary works, and illustrated books of sumo wrestlers and warriors to painting and drawing manuals. In addition, advertisements for the book included in copies from 1849 and 1851 confirm that this particular Hyakunin Isshu project was devised as an illustrated book for children and women to learn and easily understand waka poems by means of the annotated descriptions accompanying them.

Honya Matasuke was able to achieve this educational objective with the layout of the poems. As demonstrated by Fig. 2, which introduces on the right the poem composed by Emperor Jitō (Jitō tennō 持統天皇; 645–703; reign 686–697) and on the left the poem by Kakinomoto no Hitomaro 柿本人麿 (c. 653–655-c. 707–710), each page consists of a long vertical strip that contains the poem – which, with its shape, represents the tradition of composing poems on long narrow strips of colored paper –, followed by an annotated description explaining the meaning of the poem and an imaginary portrait of the poet below it. Especially the annotated descriptions were crucial for many readers to comprehend the meaning of the poem as the Hyakunin Isshu represents the history of Japanese poetry from the seventh century down to the time of Fujiwara no Teika 藤原定家 (1162–1241), who is accredited with selecting the poems. Thus, these poems contain poetic language that was at least four centuries old and that was often difficult to interpret. To provide readers with the correct interpretation of each poem, Honya Matasuke employed Yamada Tsunenori 山田常典 (1808–1863), a writer and waka poet who had received a rigorous training in waka poetry and other Japanese literary classics, making him the ideal candidate to write annotations for this Hyakunin Isshu project.

Fig. 2: Poems by Emperor Jitō and Kakinomoto no Hitomaro. – Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA, 10v–11r

Fig. 2: Poems by Emperor Jitō and Kakinomoto no Hitomaro. – Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA, 10v–11r

Next to Yamada Tsunenori, Honya Matasuke also employed not one but two visual artists. One artist was tasked with illustrating the imaginary portraits of the poets, for which the artist employed the formula of representing the poets as invariably seated figures on a raised platform with a decorated edge (Fig. 2). Similar to other illustrated books that used this formula since the 1660s, these portraits omit the signature of their maker. Therefore, it is impossible to know the identity of this artist.

The other artist Honya Matasuke employed was Utagawa Hiroshige. The presence of his signature confirms that he was tasked with illustrating eight folded sheets that were placed before the main bulk of the book that educates its readers on the one hundred poems and their interpretation (Fig. 3). From the content of these illustrations it becomes clear that Honya Matasuke intended to expand the content of the book by dedicating illustrations to The Tale of Genji (Genji monogatari 源氏物語, early 11th  entury), The Tales of Ise (Ise monogatari 伊勢物語, c. 980), and silkworm cultivation. Hiroshige’s illustrations also introduce other waka poets and poems, such as the 12 poets from the Collection of Japanese Poems of Ancient and Modern Times (Kokin wakashū 古今和歌集, 905), poems relating to The Eight Views of Ōmi (Ōmi hakkei 近江八景, 15th–16th century), and specifically introduce Murasaki Shikibu 紫式部 (c. 973/978–c. 1014/1031), the author of The Tale of Genji, and Fujiwara no Teika.

This deviation from the core of the Hyakunin Isshu was not irregular because with the inclusion of these additional pages, Honya Matasuke succeeded in presenting this book as an ōraimono 往来物. As a result, Hyakunin isshu jokunshō can be labeled as a book belonging to the genre of instruction manuals issued for teaching children how to read and write and to the genre of conduct books aimed at female readers in particular. Thus, perfectly matching with Honya Matasuke’s objective for the book.

ig. 3: These two pages contain illustrations by Hiroshige. At the top right he illustrated the poems and scents of the four final chapters of The Tale of Genji, namely Ukifune 浮舟, Kagerō 蜻蛉, Tenarai 手習, and Yume no ukihashi 夢の浮橋. At the top left, he illustrated three waka poems on the sun, the moon, and the stars. Below these illustrations we find a depiction of The Tales of Ise that shows courtier-poet Ariwara no Narihira 在原業平 (825–880) upon his sighting of Mt. Fuji (chapter nine of The Tales of Ise). – Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA, 12v–13r

Fig. 3: These two pages contain illustrations by Hiroshige. At the top right he illustrated the poems and scents of the four final chapters of The Tale of Genji, namely Ukifune 浮舟, Kagerō 蜻蛉, Tenarai 手習, and Yume no ukihashi 夢の浮橋. At the top left, he illustrated three waka poems on the sun, the moon, and the stars. Below these illustrations we find a depiction of The Tales of Ise that shows courtier-poet Ariwara no Narihira 在原業平 (825–880) upon his sighting of Mt. Fuji (chapter nine of The Tales of Ise). – Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA, 12v–13r

The consultation of Hiroshige’s book at the SBB has greatly enriched my research on the connection between the Hiroshige studio and the Hyakunin Isshu. My research stay allowed me to work on my transcribing skills and to learn more about Hiroshige and his illustrated books. I have presented preliminary findings of this research project on three occasions: an online presentation for the Berlin State Library on November 3, 2022; at the academic conference Book Historical Forum VI at the University of Leuven on November 25, 2022 (in Dutch); and at the seminar series ‘Culture in Perspective: South and East Asia’ at Ghent University on March 14, 2023. Currently I am still conducting research on this project and plan to consult an 1848 copy in a Japanese collection in the near future. Updates on this research will be revealed on my personal website and on Twitter.

 

Bio:
Dr. Freya Terryn is a postdoctoral researcher in Japanese Studies at the University of Leuven (KU Leuven, Belgium) and specializes in Japanese visual and print culture of the nineteenth century. With the support of a PhD Fellowship from the Research Foundation Flanders, she recently completed her PhD in Japanese Studies at the University of Leuven. She currently teaches courses on Japanese culture, art history, classical Japanese grammar, translation from Japanese to Dutch, and academic writing. When it comes to research, she is enthusiastic about the arts and material culture of eighteenth- and nineteenth-century Japan, with a particular focus on prints, illustrated books, and paintings. She also explores issues relating to artistic and commercial collaboration, the interaction between governing bodies and artists, pictorial quotation, exhibition culture, Japonisme, and the formation of Japanese art collections in Europe.

Der Beitrag erschien zuerst im SBB Blog.

 

Frau Dr. Freya Terryn, KU Leuven, war im Rahmen des Stipendienprogramms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im Jahr 2022 als Stipendiatin an der Staatsbibliothek zu Berlin. Forschungsprojekt: „The One Hundred Poets, One Poem Each across generations: A case study of picture-and-poetry books illustrated by Hiroshige and Hiroshige III“

Online-Werkstattgespräch zu dieser illustrierten Ausgabe am 3. 11. 2022

Neues Themenportal: Lianhuanhua, chinesische Comics aus den 1950er Jahren

Wir haben ein neues Themenportal online gestellt, welches sich mit chinesischen Comics beschäftigt. Mit 400 Titeln sogenannter lianhuanhua aus den 1950er Jahren besitzt die Staatsbibliothek zu Berlin eine Sammlung seltener Stücke, die einen Eindruck der ersten Jahre der Volksrepublik China vermittelt. Das Portal gibt einen Überblick über die Geschichte der lianhuanhua in der VR China und geht auf typische Inhalte ein.

Zahlreiche Abbildungen geben einen ersten Eindruck der Bestände und machen Lust auf mehr. Aufgrund von Urheberrechtsbestimmungen konnten die Hefte bisher nicht digitalisiert werden, können aber zum Betrachten und Erforschen in den Lesesaal bestellt werden.

Neues Themenportal zu japanischen Querrollen aus den Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin

Wir möchten Sie gerne einladen, unser neues ⇒Themenportal zu den japanischen Querrollen in den Sammlungen der Staatsbibliothek zu erkunden. Diese großformatigen Werke, die bisher in den Digitalisierten Sammlungen der Bibliothek nur in der Form von Einzelbildern elektronisch zugänglich waren, können ab sofort auf der CrossAsia-Seite über den integrierten Viewer in ihrer gesamten Länge betrachtet werden. Neben frühen buddhistischen Drucken finden Sie hier reich illuminierte Werke aus der Edo-Zeit, aber auch einfache Werkstattkopien von Erzählungen oder handkolorierte Drucke von Prozessionen. Wir wünschen viele Spaß beim Erkunden.

Ein kleiner technischer Hinweis: Die Reaktionszeit des Viewers bis zur Anzeige der kompletten Rolle ist z.Z. noch etwas lang. Es dauert ggf. einige Sekunden, bis die Rolle sich aufbaut.

Ausschnitt aus der Titelseite von "Die Baracke", Bd. 3, No. 10 (62 [richtig: 63]) 8. Dezember 1918

„Sind Sie schon durch?“ – die Spanische Grippe im Lager Bandō

„Sind Sie schon durch?“ (Die Baracke (Abk.: D.B.), No. 9 (61[richtig: 62]) 01.12.1918, S. 194) – bei dieser Frage denken wir natürlich an die aktuelle Corona-Pandemie, aber zu Zeiten der Spanischen Grippe wurde im japanischen Kriegsgefangenenlager Bandō (Präfektur Tokushima) genau die gleiche Frage gestellt. Dort waren während des ersten Weltkriegs von April 1917 bis Januar 1920 rund 1000 Deutsche und Österreich-Ungarn untergebracht. Von Anfang November bis in den Dezember 1918 grassierte die Spanische Grippe im Lager. Der Umgang mit der Krise zeigt zahlreiche Parallelen zur aktuellen Situation und ist in den Lagerpublikationen wie dem zentralen Nachrichtenorgan „Täglicher Telegrammdienst Bando“ (Abk.: T.T.B.) sowie der wöchentlichen Zeitschrift „Die Baracke“ ausführlich dokumentiert.

Nachdem in der Umgebung des Lagers erste Krankheitsfälle aufgetreten waren, reagierte die von den Kriegsgefangenen selbst organisierte Krankenkasse und ließ am 31. Oktober als Vorsichtsmaßnahme an den Waschbänken und in den Küchen schwache Gurgellösungen zur Desinfektion aufstellen, die schon am 2. November durch eine konzentrierte Lösung ersetzt wurden. Alle mit anscheinend leichten Symptomen sollten sich sofort im Revier krankmelden (T.T.B., 31.10.1918, S. 2 und 02.11.1918, S. 2).

Ein Diagramm des Infektionsverlaufs verzeichnet die ersten acht Erkrankten für den 9. November und zeigt einen exponentiellen Anstieg der Ausbreitung, der uns aus heutigen Corona-Statistiken nur zu gut vertraut ist (D.B., Bd. 3, No. 9 (61[richtig: 62]) 01.12.1918, S. 196). Der Höchststand war am 21. November mit 324 akut Kranken erreicht. Danach flachte die Kurve ab mit nur noch 52 Erkrankten am 2. Dezember. Aufgrund der zahlreichen Infektionen schrumpfte die Anzahl derjenigen, die zum zweimal täglichen Appell erscheinen konnten derart, dass der Lagerkommandant nur noch einmal täglich antreten ließ (D.B., Bd. 3, No. 9 (61[richtig: 62]) 01.12.1918, S. 194). Über die aktuelle Lage konnten die Lagerinsassen sich laufend informieren: „An unserer Litfaßsäulenersatztafel mit den sämtlichen auf die Influenza bezüglichen Nachrichten wurde eifrig die tägliche Ab- und Zunahme der Kranken studiert.“ (D.B., Bd. 3, No. 9 (61[richtig: 62]) 01.12.1918, S. 194)

Diagramm „Spanische Krankheit im Lager Bando“ (D.B., Bd. 3, No. 9 (61[richtig: 62]) 01.12.1918, S. 196)

Die rasante Ausbreitung der Spanischen Grippe lag wohl nicht zuletzt am sorglosen Verhalten einiger der Lagerinsassen. In der Pandemiebekämpfung wurde – damals wie heute –  deshalb auf Aufklärung und objektive Information gesetzt. „Da die Krankheit in unserem Lager mit sehr großer Schnelligkeit um sich greift, vornehmlich dank der bisherigen Gleichgültigkeit zahlreicher Kranker, ist es wünschenswert, daß sich ein jeder von uns an Hand dieses Aufsatzes eines bekannten Arztes die Folgen überlegt, die eine oberflächliche Behandlung der Krankheit nicht für den Kranken selbst, sondern besonders auch für seine Mitmenschen haben kann.“ (D.B., Bd. 3, Beilage zu No. 7 (60) 17.11. 1918, S. [1]) Diese mahnenden Worte finden sich in der Einleitung zu einem Beitrag in einer Beilage der „Baracke“, in dem Ausführungen von Leopold Kuttner (1866-1931), damals Dirigierender Arzt am Virchow-Klinikum Berlin, abgedruckt sind. Kuttner empfiehlt darin als Bekämpfungsstrategien die sofortige Isolation von Kranken sowie Hygienemaßnahmen wie das Gurgeln zur Desinfektion.

 

Nachdem der japanische Stabsarzt selbst schon früh am 8. November krankheitsbedingt ausfiel, blieb das Lager ohne ständigen Arzt und erfahrene Kriegsgefangene übernahmen auf Wunsch des Lagerkommandanten die Pflegeleitung. Insgesamt bewältigte die Lagerkrankenkasse die Pandemie in vorbildlicher Weise. Freiwillige engagierten sich als Pfleger und Nachtwachen. Leicht Erkrankte durften in ihren Schlafbaracken bleiben. Schwer Kranke kamen in das Krankenrevier. Als dort Mitte November der Platz nicht mehr ausreichte, wurden die Baracke 1, welche normalerweise als Veranstaltungsraum diente, und der so genannte Kristallpalast, laut seiner eigenen Werbung das „(v)ornehmste Restaurant am Platze“ (Fremdenführer durch das Kriegsgefangenenlager Bando, Japan, 1918, S. 14), in Hilfslazarette umgewandelt. Die Küchen lieferten stärkende Bouillon. Die von den Kriegsgefangenen organisierte Konditorei Geba trug Zwieback bei und die Lagerbäckereien geröstetes Brot. Im T.T.B. wurde gebeten, Fieberthermometer zur Verfügung zu stellen sowie die Besitzer von Hühnern aufgerufen, Eier käuflich der Krankenkasse zu überlassen. Des  Weiteren wurde Milch nur noch an Kranke ausgegeben (T.T.B., 18.11.1918, S. 2).

Trotz der hohen Belegung des Lagers waren mit Herrmann Seeger, Karl Kühne und Paul Gomille nur drei Todesopfer der Spanischen Grippe zu beklagen. Alle drei wurden mit Nachrufen in der „Baracke“ bedacht (Nachweise s.u.). Zum Vergleich, im Lager Nagoya waren bei nur 600 Lagerinsassen sechs Tote zu beklagen. Nach Einschätzung des Pfarrers Jakob Hunziker, der die Lager besuchte, lag dies an der zu vorschnellen sportlichen Betätigung der Kriegsgefangenen (D.B., Bd. 3, No. 9 (61), 01.12.1918, S. 196). In Bandō hatte man sportliche Aktivitäten vorübergehend völlig untersagt. Erst ab Neujahr 1919 gab man die Sportplätze wieder frei. Nur Faustball und Torschießen wurden bereits ab 25. Dezember wieder genehmigt (T.T.B., Bd. 5, 14. Dezember 1918, S. 2).

Wurde während der Corona-Pandemie für das Pflegepersonal auf den Balkonen geklatscht, so erschien in einer der Dezemberausgaben der „Baracke“ eine Danksagung an die vielen Helfer und Pfleger für Ihren Einsatz (D.B., Bd. 3, No. 9 (61[richtig: 62]) 01.12.1918, S. 182-184). Auch dem Lagerkommandanten, MATSUE Toyohisa (1872-1956), wurde Lob und Dank ausgesprochen für seine Unterstützung. Als beispielsweise dem Händler vor Ort das Eis ausgegangen war, ließ er durch einen Boten per Rad Nachschub besorgen. Ebenso wurde die Fahrt eines Gefangenen nach Tokushima, um weitere Thermometer zu beschaffen, sofort genehmigt.

Das Krankenrevier von Norden aus gesehen (DIJ-Signatur H 57-1)

Zur Deckung der entstandenen Kosten für die Bewältigung der Pandemie fand im Dezember eine zusätzliche Sammlung für die Krankenkasse statt. Insbesondere bemittelte Kranke wurden aufgerufen, einen Beitrag für die erhaltene spezielle Krankenkost zu leisten (T.T.B., 11.12.1918, S. 2). Letztlich konnte der Betrag von 496,70 Yen plus 150 Yen Stiftungen vermeldet werden (D.B., Bd. 3, No. 12 (65) 22.12.1918, S. 255).

Sehr launig lesen sich zwei Beiträge der Kolumne „Lagerplauderei“ in der „Baracke“: „Die Krankheit machte vor niemand Halt. Alles Sträuben, alles Nichtkrankseinwollen half nichts. Alle Schichten der Lagerbevölkerung mußten daran glauben, ob Stubenhocker oder Sportjünger, ob Ritter vom blauen Kreuz oder Antialkoholgegner, keiner war zu ‚stabil‘ dazu.“ (D.B., Bd. 3, No. 9 (61[richtig: 62]) 01.12.1918, S. 192)

Blümerant werden die Auswirkungen der Pandemie auf den Alltag geschildert: „Welche Veränderungen hatte die Krankheit in unserm täglichen Leben hervorgerufen! Das ganze Lager schien wie ausgestorben. Wer nicht auf der Nase lag, lag auf der Bärenhaut, denn Kunst und Wissenschaft schliefen gemeinsam mit dem Sport einen verfrühten Winterschlaf. Musik und Gesang waren aus den Baracken verbannt, selbst das beliebte, melodische ‚Lecker ist da!‘ [Ruf des Austrägers der Lagerkonditorei Geba] erscholl mit gedämpfter Stimme.“ (D.B., Bd. 3, No. 9 (61[richtig: 62]) 01.12.1918, S. 193-194)

Die geschilderten Zustände erinnern stark an die Zeiten des Lockdowns während der Anfangsphase der Corona-Pandemie: „Die kaum eröffnete Schule hatte Ferien gemacht, und selbst das Thermometer des Privatfleißes war unter Null gesunken. Musikkapellen, Gesang- und Theatervereine hatten ihre Proben eingestellt. Einige Kriegsgefangene hatten zum ersten Male seit vier Jahren endlich einmal Zeit.“ (D.B., Bd. 3, No. 9 (61[richtig: 62]) 01.12.1918, S. 194-195)

Denn schließlich galt, „(w)urde man gefragt ‚Haben Sie sie schon gehabt?‘ oder ‚Sind sie schon durch?‘, so wusste man gleich schwer Bescheid, was gemeint sei.“ (D.B., No. 9 (61[richtig: 62]) 01.12.1918, S. 194)

 

Sie möchten mehr wissen?

Die so genannte Bandō-Sammlung des Deutschen Instituts für Japanstudien (DIJ), Tokyo, befindet sich als Depositum an der Staatsbibliothek zu Berlin-PK.

Im virtuellen Lagerrundgang auf den Webseiten des DIJ steht unter der Beschreibung des Krankenreviers mehr zu lesen über die Lagerkrankenkasse sowie über die Spanischen Grippe.

Die Beilage zu „Die Baracke“, Bd. 3, No. 7 (60) 17.11.1918 enthält auf S. 1-6 den Beitrag „Die ‚spanische‘ Krankheit oder die Grippe“, in welchem Auszüge aus einem Aufsatz von L. [Leopold] Kuttner (1866-1931), damals Dirigierender Arzt am Virchow-Klinikum in Berlin, wiedergegeben sind.

Die Baracke, Bd. 3, No. 9 (61[richtig: 62]) 1. Dezember 1918, S. 182-184: Unseren Pflegern und Helfern in der Zeit der spanischen Influenza!, S. 192-195: Lagerplauderei, S. 196: Spanische Krankheit im Lager Bando 1918 [Diagramm].

Die Baracke, Bd. 3, No. 10 (62 [richtig: 63]) 8. Dezember 1918, S. 197-205: Der Verlauf der spanischen Influenza im Lager, S. 205-206: Statistik über die spanische Influenza im Lager [Tabelle], S. 211-214: Hermann Seeger. Ein Nachruf, S. 214-216: Karl Kühne. Ein Nachruf

Die Baracke, Bd. 3, No. 11 (64) 15. Dezember 1918, S. 238-240: Paul Gomille. Ein Nachruf

Die Baracke, Bd. 3, No. 12 (65) 22. Dezember 1918, S. 254-261: Lagerplauderei

Täglicher Telegrammdienst Bando, Bd. 5, 31. Oktober 1918, S. 2: Anzeigen

Täglicher Telegrammdienst Bando, Bd. 5, 2. November 1918, S. 2: Anzeigen

Täglicher Telegrammdienst Bando, Bd. 5, 13. November 1918, S. 2: Anzeigen

Täglicher Telegrammdienst Bando, Bd. 5, 18. November 1918, S 2: Anzeigen

Täglicher Telegrammdienst Bando, Bd. 5, 11. Dezember 1918, S. 2: Anzeigen

Täglicher Telegrammdienst Bando, Bd. 5, 14. Dezember 1918, S. 2: Anzeigen

Fremdenführer durch das Kriegsgefangenenlager Bando, Japan, 1918

 

Illustration from „Hyakunin isshu jokunshō“

Lecture by Dr. Freya Terryn: „Hyakunin isshu and the Hiroshige studio: Utagawa Hiroshige’s take on the classical Japanese anthology“

We hereby cordially invite you to the lecture „Hyakunin isshu and the Hiroshige studio: Utagawa Hiroshige’s take on the classical Japanese anthology“ by our former scholarship holder Dr Freya Terryn (KU Leuven, Belgium). The grant program of the Stiftung Preussischer Kulturbesitz enables visiting scholars from across the world to pursue their research at one of the Foundation’s institutions. In 2022 Dr. Terryn received financial aid through this grant program and conducted intensive research on one premodern Japanese book in our collection at the East Asia Department of Staatsbibliothek zu Berlin. She will introduce her analysis within the lecture series „Werkstattgespräche“.

Date: Thursday, 3rd November 2022
Time: 6.15 – 7.15 p.m  (Berlin Time / Central European Time, CET/UTC+1, 30 minutes talk, 30 minutes Q&A)
Language: English
Access Link to WebEx Meeting (open about 5 minutes before the beginning of the lecture)

 

Dr. Freya Terryn

Hyakunin isshu and the Hiroshige studio: Utagawa Hiroshige’s take on the classical Japanese anthology

The classical Japanese anthology Hyakunin isshu (”One Hundred Poets, One Poem Each”) is since at least the 14th century Japanese literature’s preeminent collection of exemplary poems. It has exercised a tremendous influence on Japanese literature, culture, and visual art and knows a long history of textual and pictorial adaptations and appropriations. In particular, the development of the woodblock printing technique aided the wider circulation of its commentaries, illustrations, adaptations, and parodies to a wider and more diverse audience from the late seventeenth century onward. In this talk, I will introduce one example of such an adaptation: the illustrated book Hyakunin isshu jokunshō (“Annotated Lessons for Women of One Hundred Poets, One Poem Each”), first published in 1848 and illustrated by Utagawa Hiroshige (1797-1858). More precisely, this talk covers an 1858-reissue housed in the collection of the Staatsbibliothek zu Berlin and places it in the pictorialization history of Hyakunin isshu, in the tradition of instructional manuals for women (joshi yō ōraimono or jokunshō), and in the life and work of Hiroshige.

The analysis of this book is part of a research project that conducts a comparative study of how different artists of one studio represented Hyakunin isshu in woodblock-printed illustrated books. More specifically, this project examines the relationship between the Hiroshige studio and the anthology, focusing on two books illustrated by the master Utagawa Hiroshige (1797-1858) and his student Utagawa Hiroshige III (1842-1894).

Short biography:
Dr. Freya Terryn is a postdoctoral researcher in Japanese Studies at the University of Leuven (KU Leuven, Belgium) and specializes in Japanese visual and print culture of the nineteenth century. With the support of a PhD Fellowship from the Research Foundation Flanders, she recently completed her PhD in Japanese Studies at the University of Leuven. She currently teaches courses on Japanese culture, art history, classical Japanese grammar, translation from Japanese to Dutch, and academic writing. When it comes to research, she is enthusiastic about the arts and material cultures of eighteenth- and nineteenth-century Japan, with a particular focus on prints, illustrated books, and paintings. She also explores issues relating to artistic and commercial collaboration, the interaction between governing bodies and artists, pictorial quotation, exhibition culture, Japonisme, and the formation of Japanese art collections in Europe.


The illustration is taken from Hyakunin isshu jokunshō (百人一首女訓抄, printed 1858, reprint of the 1848 edition, shelf mark: 5 A 230984 ROA), the „Annotated Lessons for Women of One Hundred Poets, One Poem Each“ illustrated by Utagawa Hiroshige (1797-1858). It shows the poet and courtier Fujiwara no Sadakata (藤原定方, 873–932), who is also known as „Minister of the Right of Sanjō“ (Sanjō no Udaijin, 三条右大臣). Link to OPAC

Einladung zur Vernissage und Fotoausstellung: Südwestchina – damals und heute

Die Staatsbibliothek zu Berlin und das Auswärtige Amt zeigen vom 05.09. bis 05.11.2022 eine Fotoausstellung mit historischen und aktuellen Aufnahmen aus China im Foyer der Staatsbibliothek am Potsdamer Platz.

Fritz Weiss, deutscher Konsul in China, und seine Frau, Hedwig Weiss-Sonnenburg, Reiseschriftstellerin und Kinderbuchautorin, verbrachten im Südwesten Chinas die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts (1899-1917), in die das Ende der Qing-Dynastie (1911) und damit das Ende der dynastischen Kaiserreiche, ebenso wie der Eintritt Chinas in den Ersten Weltkrieg fielen.

Auf ihren Reisen zu Wasser und zu Lande fotografierten sie die Landschaften und das Leben der Menschen dort. Sie bereisten abgelegene Bergregionen, Flusstäler und Minderheitengebiete und dokumentierten ihren Alltag in Städten wie Chongqing und Chengdu.

Die dabei entstandenen Dokumente wurden Teil ihres Nachlasses. Im Frühjahr 2016 hat die Staatsbibliothek zu Berlin den Weiss-Nachlass mit diesen Fotografien und Dokumenten von Tamara Wyss, der Enkelin von Fritz und Hedwig Weiss, übernommen.

Die historischen Aufnahmen der Ausstellung werden kontrastierend begleitet und ergänzt von einer Auswahl zeitgenössischer Fotos von Fotografinnen und Fotografen in China, die für diese Ausstellung gemacht und ausgewählt wurden.

Die Gegenüberstellung der historischen und der heutigen, modernen Aufnahmen veranschaulichen insbesondere auch, welche beeindruckenden Veränderungen Südwestchina in den letzten hundert Jahren erfahren und aktiv verwirklicht hat. Sei es der Bau des Drei-Schluchten-Staudamms, die Urbanisierung, Zivilisierung, die rasche Entwicklung des Eisenbahn- und Straßennetzes, oder die allgemeine Globalisierung und Modernisierung all dies veränderte die chinesische Naturlandschaft, gesellschaftliche Strukturen, Wirtschaft und Kultur in rasantem Tempo. Vieles ging dabei verloren, manches überlebte oder wurde überformt.

Stichwörter wie „Konstanten“, „Veränderungen“ und „im Laufe der Zeit“ führten zu einer Ausstellungskonzeption, ursprünglich erdacht vom Deutschen Generalkonsulat in Chengdu (Provinz Sichuan) anläßlich des 50. Jahrestages der Aufnahme deutsch-chinesischer Beziehungen am 11. Oktober 1972; realisiert wurde sie in Zusammenarbeit mit der Agentur „Chongqing Three Generations & A Lifetime Culture Co., Ltd“ in Chengdu. In China wurde sie bereits an drei verschiedenen Orten und in drei verschiedenen Varianten mit großem Erfolg gezeigt. Hierbei stellten die jeweils unterschiedlichen zeitgenössischen Fotos den lokalen und regionalen Bezug zum jeweiligen Ausstellungsort her und boten so dem jeweiligen Ausstellungspublikum entsprechende nachvollziehbare Bezugspunkte.

Die Fotografien sowie auch Tondokumente, die hierfür Verwendung fanden, stammen aus dem Nachlaß des Ehepaares Weiss, der sich in der Obhut der Staatsbibliothek befindet.

Die Ausstellungstafeln sind nummeriert und zeichnen in chronologischer Abfolge die Reiserouten von Fritz und Hedwig Weiss in jenen Jahren nach, insbesondere diejenigen auf dem Yangtse nach Chongqing und Chengdu, und weiter die von Chengdu durch die Provinz Sichuan nach Yunnan und, schließlich, die Abreise aus China.

Ihren Abschluss, die vierte Station, findet diese abermals neu kuratierte Ausstellung nunmehr folgerichtig in Berlin, und zwar in der Einrichtung, in der die fotografischen Schätze, Forschungsergebnisse und Aufzeichnungen im Nachlass von Fritz und Hedwig Weiss für die Zukunft aufbewahrt werden.

Einen Eindruck vermittelt eines der CrossAsia-Themenportale auf unserer Webseite mit dem Titel „Reisen im Südwesten Chinas“.

 

 

Gerne laden wir Sie zur Eröffnung ein. Wenn Sie am 05.09.22 um 15:00 teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte unter dieser E-Mail formlos an:

 

events@sbb.spk-berlin.de

 

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Bibliothek (Mo–Sa, 08–22 Uhr; So, 10–18 Uhr) bei freiem Eintritt zugänglich.

 

Neuzugang: The Encyclopedia of Buddhist Arts in 20 Bänden

Wir haben eine großzügige Buchspende der National Central Library Taiwans erhalten.

Die Enzyklopädie „The Encyclopedia of Buddhist Arts“ gilt als das erste moderne Kompendium der buddhistischen Künste der Welt. Veröffentlicht wurde das Werk nach einer Entstehungszeit von 12 Jahren vom Hauptquartier des chinesisch-buddhistischen Ordens Fo Guang Shan in Kaohsiung, Taiwan.

Es umfasst nahezu 3.8 Millionen chinesische Schriftzeichen und 15.000 Abbildungen. Als Bild-Nachschlagewerk konzipiert, stehen die Abbildungen gegenüber dem Text im Vordergrund.

Das Werk besteht aus den folgenden 20 Themenbänden:

Buddhistische Architektur (4 Bd.), Grotten (5 Bd.), buddhistische Plastik (4 Bd.), Malerei (3 Bd.), Kunsthandwerk (1 Bd.), Kalligraphie und Siegel (1 Bd.), Personen (1 Bd.), Index (1 Bd.).

Der zeitliche Rahmen beginnt mit der Tang-Zeit des 7. Jh. CE und reicht bis in die Neuzeit. Die großen Buddha-Statuen der Bamiyan-Höhlen in Afghanistan sind sowohl in ihrem ursprünglichen Zustand zu sehen, als auch nach gewaltsamen Sprengungen durch die Taliban im Jahre 2001. Die in der Skulpturen-Sektion aufgenommenen Buddhas wiederum, die 2012 nahe Handan, China, entdeckt wurden, bezeugen die Aktualität des Werkes auch für die jüngste Zeit.

Nach der bibliothekarischen Bearbeitung wird Ihnen das Werk bald zur Verfügung stehen.

500 thailändische Bücher neu im Katalog – Dank gilt der thailändischen Botschaft

Ende 1977 unternahm Herr Dr. Hartmut-Ortwin Feistel, der damalige Südostasien-Referent und spätere Leiter der Orientabteilung, zu der der Bereich Südostasien bis 2019 gehörte, eine Reise in mehrere südostasiatische Länder, um Kontakte zu Lieferanten zu knüpfen. In Bangkok lernte er Mitarbeiter:innen des Verlags Duang Kamol kennen und beauftragte sie mit der Lieferung von Büchern. Obwohl das nicht die ersten thailändischen Bücher in der Staatsbibliothek waren, kann man sagen, dass damit der Grundstein für die moderne Sammlung thailändischer Literatur an der Staatsbibliothek zu Berlin gelegt wurde. 1978 trafen die ersten 685 Bände, überwiegend in Thailändisch, ein. In den darauffolgenden Jahren kamen zahlreiche weitere Lieferungen.

 

provisorische Titelaufnahme

Akzessionsordner

Zu der Zeit gab es in der Staatsbibliothek keine Mitarbeiter:innen, die der thailändischen Sprache mächtig waren. Um die Bücher dennoch den Leser:innen zugänglich zu machen, wurde ein thailändischer Student mit der Erfassung der bibliographischen Daten beauftragt. Das geschah, wie damals üblich, ausschließlich in Transkription. Die Erfassungsbögen wurden in 2 Ordnern abgeheftet.

Die Bücher fanden mit Signatur im Magazin ihren Platz. Theoretisch nutzbar, aber praktisch nicht auffindbar gerieten sie in Vergessenheit.

 

Thailändische Bücher im TiefmagazinAls die Ordner eines Tages wieder zum Vorschein kamen, entstand im Gespräch mit der thailändischen Botschaft die Idee zu einem Katalogisierungsprojekt. Die thailändische Botschaft stellte eine Geldspende für einen Werkvertrag zur Katalogisierung von 500 dieser thailändischen Bücher aus den Anfangsjahren zu Verfügung. Die Bücher sind alle in den 1960er und 1970er Jahren und Anfang der 1980er Jahr erschienen und konnten nun, wie es seit 2015 Standard ist, in Originalschrift und Transkription katalogisiert werden. Sie sind über den Online-Katalog der Staatsbibliothek und die CrossAsia-Suche recherchierbar. Thematisch können die Bücher hauptsächlich den Sachgebieten Geschichte, Politik, Monarchie, Verwaltung, Arbeitsmarkt, Wirtschaftsentwicklung, Buddhismus, Kunst, Literatur und Sprachwissenschaft zugeordnet werden. Unter anderem sind mehrere Titel über Teilaspekte der Kulturgeschichte des alten Siam von Chali Iamkrasin darunter. Unter den zahlreichen Romanen und Kurzgeschichten befinden sich Werke von Autoren wie Rong Wongsawan, Chalœ̄msak Rongkhaphalin, Khamphun Bunthawi, Nimit Phūmithāwō̜n, Phrǣ Sōphin, Wasan Akkaradet und Ratsamīdārā.

Hier können Sie in den Titeln stöbern.

Unser besonderer Dank gilt der Königlich Thailändischen Botschaft in Berlin für die Geldspende und Frau Panchapa Wattanasiri, die die Katalogisierung der Bücher übernommen hat.