VDB-Online-Fortbildung für Fachreferent:innen und Bibliothekar:innen der Asienwissenschaften

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir freuen uns, Sie zur bevorstehenden VDB-Online-Fortbildung für Fachreferent:innen und Bibliothekar:innen der Asienwissenschaften einladen zu dürfen.

Im Folgenden finden Sie wichtige Informationen zum Ablauf und zur Anmeldung.

 

Veranstaltungstermine:

Tag 1: Donnerstag, 07. Dezember 2023, von 08:50 Uhr bis 15:30 Uhr

Tag 2: Freitag, 08. Dezember 2023, von 08:50 Uhr bis 14:30 Uhr

Durchführung online über WebEx.

 

Anmeldung:

Die Anmeldung zur Fortbildung erfolgt über die E-Mail-Adresse: ostasienabteilung@sbb.spk-berlin.de. Bitte geben Sie bei der Anmeldung Ihre Kontaktdaten an. Eine Anmeldung ist bis zum 06.12.2023 möglich. Sehr gerne können Sie diese Einladung auch an interessierte Kolleg:innen weiterleiten.

 

Zertifikat des VDB:

Nach erfolgter Teilnahme an der Fortbildung erhalten Sie auf Wunsch ein Zertifikat des VDB (Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare e.V.).

 

Lightning Talks:

Wir bieten die Möglichkeit an, 5 Kurzvorträge á 10 min von Teilnehmer:innen zu Themen aus ihren Bibliotheken vorzustellen. Wenn Sie Interesse haben, einen Vortrag zu übernehmen, melden Sie sich bitte ebenfalls unter der oben genannten E-Mail-Adresse.

 

Veranstaltungsprogramm:

Programm Tag 1:

Donnerstag | 07.12.2023 | 08:50 – 15:30 Uhr

08:50 – 09:00 Begrüßung und Organisatorisches
09:00 – 10:00 FID Asien:

– Kurzvorstellung (Nicole Terne) (5 min)

– Erwerbung von Printmedien und FID Lizenzen (Matthias Kaun) (20 min)

– Aktuelle Entwicklungen im Datenmanagement: Daten transformieren, sichern, nutzbar machen (Martina Siebert) (20 min)

– Zeit für Fragen (15 min)

10:00 – 10:15 Kaffeepause
10:15 – 11:45 CrossAsia Services – Unterstützung von externen Projekten – Vernetzung:

– Überblick über aktuelle CrossAsia/FID Asien Services

– Vorstellung laufender Projekte

– Organisatorisches

11:45 – 13:00 Mittagspause
13:00 – 14:00 Regionenvorstellung:

– Kurze und prägnante regionenspezifische Infos á 10 min

14:00 – 14:15 Kaffeepause
14:15 – 15:15 Vernetzung:

– Austausch über Kooperationsmöglichkeiten mit anderen FIDs, NFDIs etc.

15:15 – 15:30 Abschluss und Zusammenfassung Tag 1

 

Programm Tag 2:

Freitag | 08.12.2023 | 08:50 – 14:30 Uhr

08:50 – 09:00 Begrüßung und Wrap-up von Tag 1
09:00 – 10:00 FID Asien:

– Repository (Duncan Paterson) (20 min)

– Digital Humanities (N.N.) (20 min)

– Zeit für Fragen (15 min)

10:00 – 10:15 Kaffeepause
10:15 – 11:15 „Lightning Talks“:

– 5 Kurzvorträge á 10 min von Teilnehmer:innen zu Themen aus ihren Bibliotheken

11:15 – 12:00 Breakout Sessions:

– Diskussion in kleinen Gruppen zu den Themen der „Lightning Talks“

12:00 – 13:15 Mittagspause
13:15 – 14:15 Offene Diskussionsrunde und Lösung von Fragen/Problemen:

– Vorab gesammelte Fragen/Probleme der Teilnehmer:innen gemeinsam lösen/besprechen

14:15 – 14:30 Abschlussdiskussion und Fazit

 

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und auf spannende Diskussionen. Bei Fragen oder für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

 

Ihr CrossAsia-Team

Logo of the Europeana Tech Conference 2023

Vom lesenden Menschen zu lernenden Maschinen – über die Möglichkeiten von Gaia-x für das kulturelle Erbe

Dieser Beitrag ist eine Verschriftlichung des gleichnamigen Vortrags über die ersten Erfahrungen, Daten aus dem ITR von CrossAsia in Gaia-X zu publizieren und auf diesem Wege der Forschung und vor allem den Digital Huminaties zur Verfügung zu stellen. Der Vortrag wurde am 11. Oktober 2023 im Rahmen der Europeana Tech Conference 2023 in Den Haag gehalten.

Ausgangspunkt der Reise Richtung Gaia-X stellt die CrossAsia Webseite dar. CrossAsia ist das von der Staatsbibliothek zu Berlin verantwortete Portal, in dem alle Services des von der DFG geförderten Fachinformationsdienstes Asien und weiteren Angebote gebündelt werden. Der Fachinformationsdienst richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den asienbezogenen Geisteswissenschaften und hat seinen Schwerpunkt auf Ost-, Zentral- und Südostasien. Die Staatsbibliothek sammelt nicht nur Materialien aus und über diese asiatischen Regionen, sondern hat sich bereits vor mehr als 20 Jahren für eine e-preferred-Strategie entschieden. Wann immer ein elektronisches Medium wie Zeitschrift oder Buch dauerhaft lizenziert werden kann, wird kein gedrucktes Exemplar erworben, sondern das elektronische Dokument lizenziert. Hierbei versucht die Staatsbibliothek neben den überregionalen oder nationalen Zugangsrechten auch die Rechte für die lokale Archivierung der Dokumente inkl. Text- und Datamining-Rechten nach Verhandlungen zu erlangen. Neben den Einträgen in den Nachweissystemen kommt der Verwaltung der lizenzierten Daten wie Bilddaten, Volltexten, Film- und Tondokumenten eine besondere Bedeutung zu. Ein erster Dienst, der aus der Verwaltung der digitalen Objekte entwickelt wurde, ist die CrossAsia-Volltextsuche. Diese basiert neben eigenen digitalisierten und mit Volltexten ausgestatteten Objekten auf lizenzierten Objekten von Verlagen und anderen Anbietern. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Text- und Bildmaterialien aus historischen Quellen, von Büchern über wissenschaftliche Artikel bis hin zu aktuellen Zeitungen. Bislang sind insbesondere Materialien in Englisch und Chinesisch repräsentiert; das Angebot wird auch in Hinblick auf die anderen Sprachen kontinuierlich ausgebaut.

All diese Inhalte werden im sogenannten Integrierten Textrepository (ITR) archiviert. Technische Grundlage hier ist eine Infrastruktur basierend auf der Fedora Repository Software. Gleichzeitig stellen wir die Durchsuchbarkeit der Inhalte über einen Solr-Index dar. Dieser enthält momentan fast 70 Millionen Dokumente und ist weltweit eine einmalige Sammlung für lizenzfreie und lizenzbehaftete digitale Ressourcen in den Asienwissenschaften.

Aus diesem Grunde haben viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein großes Interesse, in diesen Inhalten Muster zu entdecken, neue Zusammenhänge zu erkennen und neue Erkenntnisse mit eigenen Algorithmen und Programmen durch Text- und Datamining zu gewinnen. Der FID Asien besitzt zwar das Recht, seine Nutzerinnen und Nutzern solche Analysen direkt durchführen zu lassen. Hierbei stellt sich jedoch die Frage, wie Code und Inhalte zusammenkommen?

Eine naheliegende Idee wäre ein zusätzlicher Service, der es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ermöglicht, ganze Sammlungen aus dem ITR herunterzuladen. Allerdings ist die Datenmenge im ITR sehr groß, so dass unter Umständen mehrere Terrabyte von Daten heruntergeladen werden müssten. Dies kann je nach Netzwerkgeschwindigkeit Wochen dauern. Zudem wird die weitere Verbreitung der Daten mit dem Download unkontrollierbar, was für alle lizenzierten Inhalte äußerst kritisch ist und zu Vertragsverletzungen führen kann. Dies wiederum schafft Probleme mit Verlagen, mit denen die Staatsbibliothek Verträge geschlossen hat. Schließlich basiert ein Lizenzvertrag auf gegenseitigem Vertrauen, weshalb eine strengere Zugriffskontrolle auf die Daten notwendig ist.

Eine andere Idee ist, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Staatsbibliothek kommen und sich dort mit ihrem eigenen Laptop über die IT-Infrastruktur der SBB direkt mit dem ITR verbinden und dann die entsprechenden Analysen durchführen. Dies ist aus Zeit- und Kostengründen nicht immer realisierbar, vor allem wenn eine ferne Anreise notwendig ist. Und auch in diesem Fall muss kontrolliert werden, ob Daten in zu großem Umfang aus dem ITR abgezogen werden und die Staatsbibliothek damit die Kontrolle über ihre in den Lizenzverträgen eingegangenen Verpflichtungen verliert.

Ein weiteres Problem stellen die erforderlichen Computer-Ressourcen dar, die z.B. für das Training im Rahmen des maschinellen Lernens benötigt werden und die ein einfacher Laptop nicht bieten kann. Daher kann auch die Verfügbarkeit der notwendigen Rechenleistung ein Problem sein.

Ausgehend von dieser Problematik begann unsere Suche nach einer Möglichkeit, unsere Daten und unser ITR für Text- und Datamining zu öffnen. Dabei stießen wir auf Gaia-X. Gaia-X ist eine europäische Initiative für eine unabhängige Cloud-Infrastruktur, wobei es sich eher um ein Framework als um eine weitere Cloud-Plattform wie Amazon Webservices oder Google handelt, die sich in verschiedene Domänen aufgliedert.

Die wichtigsten Eigenschaften des Gaia-X Frameworks sind im Folgenden aufgeführt:

  • Volle Souveränität über die eigenen Daten. Die Kontrolle über die Daten bleibt stets beim Eigentümer.
  • Dezentralität, d.h., es gibt keinen zentralen Punkt im Netzwerk, der für das Funktionieren notwendig ist.
  • Ein Regelwerk zur Schaffung von Vertrauen und spezielle Services (verfügbar als Open Source), die von allen Netzwerkteilnehmern genutzt werden können, um zu überprüfen, ob andere auch die Regeln einhalten. Gaia-X ist also ein föderales System mit implizitem Vertrauen.
  • Gaia-X ist interoperabel, da es keine vorgeschriebene technische Infrastruktur für die Teilnahme gibt.
  • Mit Gaia-X ist es möglich, fachspezifische Dataspaces zu erstellen und diese miteinander zu verknüpfen.

Abbildung 1 zeigt einen Überblick über die Gaia-X Domäne, die wir uns näher angeschaut haben. Links ist das Trust Framework mit den verbundenen föderierten Diensten dargestellt, die dazu genutzt werden können, um die Compliance von allen Teilnehmenden zu überprüfen. Rechts oben finden sich die Portale, die den Einstiegspunkt in die fachspezifischen Dataspaces in Gaia-X darstellen.

 

 

Alles, was in einem Portal veröffentlicht wird, wird im föderierten Katalog verzeichnet, der in der Abbildung neben den Portalen zu sehen ist. Dieser Katalog ist unabhängig von den Portalen und enthält Informationen über alle Assets in Gaia-X. Nutzerinnen und Nutzer besuchen ein Portal und sehen die Inhalte abhängig vom Portal in einer fachspezifischen Ansicht des föderierten Katalogs. Die Inhalte sind jedoch nicht an das Portal gebunden und können jederzeit und überall im Gaia-X-Netzwerk genutzt werden. Auch deswegen ist Gaia-X als dezentral zu bezeichnen.

Um herauszufinden, wie uns diese Eigenschaften unterstützen können, um Text- und Datamining im ITR zu ermöglichen, haben wir ein Proof-of-Concept gestartet. Das Ergebnis war ein eigenes CrossAsia Portal in Gaia-X. Inhalte eines solchen Portals sind sogenannte Service-Offerings in Gaia-X. Dies kann entweder ein Dataset oder ein Algorithmus sein. Für ein Dataset besteht die Möglichkeit des gesicherten Downloads, was bedeutet, dass die URL des Datensatzes niemals sichtbar wird. Gleichzeitig kann zum Beispiel die gesamte Anzahl an Downloads festgelegt werden.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Compute-To-Data für ein Dataset zu aktivieren. Dies ermöglicht es Nutzerinnen und Nutzern, die Daten mit einem veröffentlichten Algorithmus zu verknüpfen und einen Compute Job zu starten. Die Nutzerinnen und Nutzer erhalten nur die Ergebnisse ihres Compute-Jobs, nicht die Daten selbst. Auf diese Weise können wir die Daten aus unserem ITR für Text- und Datamining anbieten, ohne dass jemand Daten herunterladen oder verschieben muss.

Dies funktioniert, weil hier das Ocean Protocol die technische Grundlage von Gaia-X darstellt. Abbildung 2 zeigt einen vereinfachten technischen Ablauf für Compute-To-Data. Die Schritte sind relativ einfach: zunächst suchen die Nutzerinnen und Nutzer die Daten und den Algorithmus aus dem föderierten Katalog (vorausgesetzt, es bestehen entsprechende Zugriffsrechte). Dann werden Daten und Algorithmus in einen isolierten Execution Pod geladen, der innerhalb einer Kubernetes-Umgebung startet. Einzig die Ergebnisse des Algorithmus und Logfiles zur Ausführung werden dann dem Nutzer oder der Nutzerin zur Verfügung gestellt. Am Ende wird der Execution Pod gelöscht.

 

 

Das Veröffentlichen von Datasets und Algorithmen und deren Verbindung hat wie in der Theorie beschrieben funktioniert. Daher kann der Proof-of-Concept als Erfolg angesehen werden: eine Bibliothek kann Datasets in Gaia-X veröffentlichen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können einen Algorithmus veröffentlichen und beides über das Portal kombinieren. Die gewünschten Ergebnisse werden zur Verfügung gestellt, ohne das die Sicherheit der Daten gefährdet wird – keine Downloads sind notwendig und alle Daten bleiben bei der Institution, die sie veröffentlicht hat.

Mit der Ersteinrichtung des Portals muss jedoch festgestellt werden, dass noch einige Verbesserungen notwendig sind, bevor die Lösung in größerem Umfang gut genutzt werden kann. Wer das Portal ausprobieren möchte, wird feststellen, dass der Einstieg in das Gaia-X Netzwerk nicht einfach ist und einiger Erklärungen bedarf. Da es sich bei der Datenbank des föderierten Katalogs um einen Distributed Ledger handelt, wird ein Wallet zur Identifizierung und Rechtegewährung benötigt. Daher muss im Browser ein Wallet (z.B. MetaMask) installiert und konfiguriert werden. Nach dem Einstieg ins Netzwerk ist jedoch die Veröffentlichung von Datasets und Algorithmen recht einfach, wenn auch die Verwendung von Daten bzw. das Starten eines Compute-Jobs eine Reihe von Bestätigungen bestimmter Transaktionen auf dem Ledger erfordert.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Gaia-X eine interessante neue Möglichkeit für GLAM-Institutionen ist, ihre schützenswürdigen Daten anzubieten. Gaia-X ist derzeit noch stark von wirtschaftlichen und industriellen Interessen mit einer starken kommerziellen Ausrichtung getrieben. Dennoch haben wir uns entschieden, vor allem aufgrund der guten Ergebnisse, unsere Aktivitäten in Gaia-X fortzuführen und den Proof-of-Concept zu einer Pilotanwendung weiterzuentwickeln. Hier arbeiten wir an ersten Verbesserungen der User-Experience und werden in Kürze weitere Use-Cases mit wissenschaftlichem Fokus durchführen. Wir engagieren uns gleichzeitig in der Gaia-X und Ocean-Protocol-Community, um auch nicht-kommerzielle Anwendungsfälle in Gaia-X besser zu ermöglichen und Gaia-X zu einem wissenschaftlichen Ökosystem für fachspezifische Dataspaces weiterzuentwickeln.

Basierend auf unseren Erfahrungen aus dem Proof-of-Concept möchten wir Einrichtungen des Kulturerbes vorschlagen, darüber nachzudenken, wie Gaia-X und das Ocean Protocol sie dabei unterstützen können ein Fullstack-Dataprovider zu werden. Und eben nicht nur ein Dataprovider für Metadaten, um Kulturartefakte zu finden, nicht nur ein Dataprovider für Texte zum Lesen, Audios zum Hören, Bilder oder Videos zum Ansehen oder Forschungsdaten zum Analysieren. Sondern vielmehr ein Dataprovider, der solche Kulturdaten in hoher Qualität auch für Algorithmen und Netzwerke für maschinelles Lernen anbietet und dabei – sofern notwendig – die Hoheit über die Daten behält.

Derzeit werden Large Language Models stark von großen Unternehmen wie OpenAI, Google oder Facebook kontrolliert. Wenn jedoch jeder die Möglichkeit erhält, seine eigenen Modelle mit Daten von GLAM- Institutionen zu trainieren, kann das maschinelle Lernen demokratisiert werden. Da jeder Zugang zu den Daten hat, die er oder sie für seine Algorithmen benötigt – entweder zu freien Daten oder bei lizenzierten Daten dort, wo ein entsprechendes Zugriffs- und Lizenzrecht besteht. Neue Ansätze wie Federated Learning können dabei helfen und den Prozess sogar noch stark vereinfachen. Unser Ziel ist es, das Training künstlicher Intelligenz zu verbessern, indem wir unsere digitalen Lesesäle für die Algorithmen öffnen und nicht nur die neuen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz selbst zu nutzen.

Referenzen

Wenn Sie interessiert sind, die Lösung zu testen und Unterstützung benötigen, wenden Sie sich bitte an x-asia(at)sbb.spk-berlin.de

Detail of a portrait of Fujiwara no Teika by Utagawa Hiroshige in "Hyakunin isshu jokunshō". - Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA, 11v

„Hyakunin isshu“ and the Hiroshige studio: Utagawa Hiroshige and „Hyakunin isshu jokunshō“

Gastbeitrag von Dr. Freya Terryn

Fig. 1: Front cover of Hyakunin isshu jokunshō with a printed title slip (daisen 題簽) that reads “Hyakunin isshu jokunshō zen 百人一首女訓抄全” (Annotated Lessons for Women of One Hundred Poets, One Poem Each – Complete). – Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA

Fig. 1: Front cover of Hyakunin isshu jokunshō with a printed title slip (daisen 題簽) that reads “Hyakunin isshu jokunshō zen 百人一首女訓抄全” (Annotated Lessons for Women of One Hundred Poets, One Poem Each – Complete). – Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA

Nicknamed the ‘artist of mist, snow, and rain’, Utagawa Hiroshige 歌川広重 (1797–1858) is one of the leading creators of the landscape imagery in Japanese woodblock prints, or ukiyo-e 浮世絵. In the 1830s he made a name for himself in the genre of topographical views, starting with his meisho-e 名所絵: prints recording famous places of Edo (now Tokyo). His decisive breakthrough followed with his prints depicting the various stations along the Tōkaidō road, a travel route connecting Kyoto with Edo, and with his prints showing landscapes of the various provinces. Nor should we forget that he was also prolific in prints of birds and flowers, actors, beautiful women, historical figures, prints of humorous content, and he made an abundant number of designs for fan prints.

Like many ukiyo-e artists, Hiroshige also created illustrations for books. It is said that he worked on more than 120 illustrated books and illustrated at least 50 kyōka anthologies. Kyōka 狂歌 (literally ‘mad/crazy verse’) are parodic or humorous renditions of traditional waka 和歌, Japanese poetry in a 5‑7‑5‑7‑7 meter. Hiroshige displays a close affinity to this genre of poetry as his first printed work consisted of book illustrations for a collection of kyōka, entitled Kyōka Murasaki no maki 狂歌紫の巻 (The Murasaki Book of Witty Poems), published in 1818. Hiroshige’s connection to Japanese poetry continued throughout his career and also manifested itself in the pictorialization of the classical Japanese anthology One Hundred Poets, One Poem Each (Hyakunin isshu 百人一首; henceforth Hyakunin Isshu). Such an example is the illustrated woodblock-printed book Hyakunin isshu jokunshō 百人一首女訓抄 (Annotated Lessons for Women of One Hundred Poets, One Poem Each; Fig. 1).

This book is the subject of a research project that explores the connection between the Hyakunin Isshu and the Hiroshige studio. More specifically, this project looks at how the Japanese woodblock print artists Utagawa Hiroshige and his successor Utagawa Hiroshige III 三代歌川広重 (1842–1894) interpreted the Hyakunin Isshu in books illustrated with woodblock prints (ehon 絵本). With a grant awarded by the Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Prussian Cultural Heritage Foundation), I consulted Hiroshige’s book Hyakunin isshu jokunshō in the collection of the Staatsbibliothek zu Berlin (Berlin State Library; henceforth SBB), in July 2022. The SBB is to my knowledge the only collection in Europe that houses a copy of this book. During my time at the SBB, I conducted a close analysis of the book’s bibliographic data, its physical properties and component parts, while placing the book in the history of the visual and textual representation of the anthology.

Hyakunin isshu jokunshō was originally published in 1848 and proved popular enough to be reprinted three times: in 1849, 1851, and 1858. The book was a product of the highly commercial world of Japanese printmaking, and as a book illustrated with woodblock prints it was conceived, designed, published, and distributed by representatives of many different trades and professions working in collaboration. Today we can identify three parties who were involved in the book’s production, namely the publisher, the visual artist, and the writer. Other parties, such as the papermakers, binders, block cutters, and printers, remain anonymous.

The publisher of Hyakunin isshu jokunshō is Honya Matasuke 本屋又助 (dates unknown). While next to nothing is known about this publisher, an analysis of the back matter of the book’s   copies from 1848, 1849, 1851, and 1858 does shed more light on his activities as a publisher and with what intention he published this book. As the back matter of Japanese books often reveals imprint information and contains the publisher’s catalog that records forthcoming titles and books currently on sale, it is possible to reconstruct the timeframe and content of the publisher’s activities. So far, I have been able to analyze back matter of digitized copies dating from 1849 and 1851 and the SBB copy (shelf mark: 5 A 230984 ROA), which is a reprint from 1858. Unfortunately, 1848 copies are rare and can only be found in collections in Japan — which remain, for now, undigitized.

From this analysis it is clear that Honya Matasuke was primarily active in the 1840s and 1850s as a publisher who issued books ranging from educational topics – for young children in general as well as aimed specifically at girls –, literary works, and illustrated books of sumo wrestlers and warriors to painting and drawing manuals. In addition, advertisements for the book included in copies from 1849 and 1851 confirm that this particular Hyakunin Isshu project was devised as an illustrated book for children and women to learn and easily understand waka poems by means of the annotated descriptions accompanying them.

Honya Matasuke was able to achieve this educational objective with the layout of the poems. As demonstrated by Fig. 2, which introduces on the right the poem composed by Emperor Jitō (Jitō tennō 持統天皇; 645–703; reign 686–697) and on the left the poem by Kakinomoto no Hitomaro 柿本人麿 (c. 653–655-c. 707–710), each page consists of a long vertical strip that contains the poem – which, with its shape, represents the tradition of composing poems on long narrow strips of colored paper –, followed by an annotated description explaining the meaning of the poem and an imaginary portrait of the poet below it. Especially the annotated descriptions were crucial for many readers to comprehend the meaning of the poem as the Hyakunin Isshu represents the history of Japanese poetry from the seventh century down to the time of Fujiwara no Teika 藤原定家 (1162–1241), who is accredited with selecting the poems. Thus, these poems contain poetic language that was at least four centuries old and that was often difficult to interpret. To provide readers with the correct interpretation of each poem, Honya Matasuke employed Yamada Tsunenori 山田常典 (1808–1863), a writer and waka poet who had received a rigorous training in waka poetry and other Japanese literary classics, making him the ideal candidate to write annotations for this Hyakunin Isshu project.

Fig. 2: Poems by Emperor Jitō and Kakinomoto no Hitomaro. – Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA, 10v–11r

Fig. 2: Poems by Emperor Jitō and Kakinomoto no Hitomaro. – Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA, 10v–11r

Next to Yamada Tsunenori, Honya Matasuke also employed not one but two visual artists. One artist was tasked with illustrating the imaginary portraits of the poets, for which the artist employed the formula of representing the poets as invariably seated figures on a raised platform with a decorated edge (Fig. 2). Similar to other illustrated books that used this formula since the 1660s, these portraits omit the signature of their maker. Therefore, it is impossible to know the identity of this artist.

The other artist Honya Matasuke employed was Utagawa Hiroshige. The presence of his signature confirms that he was tasked with illustrating eight folded sheets that were placed before the main bulk of the book that educates its readers on the one hundred poems and their interpretation (Fig. 3). From the content of these illustrations it becomes clear that Honya Matasuke intended to expand the content of the book by dedicating illustrations to The Tale of Genji (Genji monogatari 源氏物語, early 11th  entury), The Tales of Ise (Ise monogatari 伊勢物語, c. 980), and silkworm cultivation. Hiroshige’s illustrations also introduce other waka poets and poems, such as the 12 poets from the Collection of Japanese Poems of Ancient and Modern Times (Kokin wakashū 古今和歌集, 905), poems relating to The Eight Views of Ōmi (Ōmi hakkei 近江八景, 15th–16th century), and specifically introduce Murasaki Shikibu 紫式部 (c. 973/978–c. 1014/1031), the author of The Tale of Genji, and Fujiwara no Teika.

This deviation from the core of the Hyakunin Isshu was not irregular because with the inclusion of these additional pages, Honya Matasuke succeeded in presenting this book as an ōraimono 往来物. As a result, Hyakunin isshu jokunshō can be labeled as a book belonging to the genre of instruction manuals issued for teaching children how to read and write and to the genre of conduct books aimed at female readers in particular. Thus, perfectly matching with Honya Matasuke’s objective for the book.

ig. 3: These two pages contain illustrations by Hiroshige. At the top right he illustrated the poems and scents of the four final chapters of The Tale of Genji, namely Ukifune 浮舟, Kagerō 蜻蛉, Tenarai 手習, and Yume no ukihashi 夢の浮橋. At the top left, he illustrated three waka poems on the sun, the moon, and the stars. Below these illustrations we find a depiction of The Tales of Ise that shows courtier-poet Ariwara no Narihira 在原業平 (825–880) upon his sighting of Mt. Fuji (chapter nine of The Tales of Ise). – Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA, 12v–13r

Fig. 3: These two pages contain illustrations by Hiroshige. At the top right he illustrated the poems and scents of the four final chapters of The Tale of Genji, namely Ukifune 浮舟, Kagerō 蜻蛉, Tenarai 手習, and Yume no ukihashi 夢の浮橋. At the top left, he illustrated three waka poems on the sun, the moon, and the stars. Below these illustrations we find a depiction of The Tales of Ise that shows courtier-poet Ariwara no Narihira 在原業平 (825–880) upon his sighting of Mt. Fuji (chapter nine of The Tales of Ise). – Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, shelf mark: 5 A 230984 ROA, 12v–13r

The consultation of Hiroshige’s book at the SBB has greatly enriched my research on the connection between the Hiroshige studio and the Hyakunin Isshu. My research stay allowed me to work on my transcribing skills and to learn more about Hiroshige and his illustrated books. I have presented preliminary findings of this research project on three occasions: an online presentation for the Berlin State Library on November 3, 2022; at the academic conference Book Historical Forum VI at the University of Leuven on November 25, 2022 (in Dutch); and at the seminar series ‘Culture in Perspective: South and East Asia’ at Ghent University on March 14, 2023. Currently I am still conducting research on this project and plan to consult an 1848 copy in a Japanese collection in the near future. Updates on this research will be revealed on my personal website and on Twitter.

 

Bio:
Dr. Freya Terryn is a postdoctoral researcher in Japanese Studies at the University of Leuven (KU Leuven, Belgium) and specializes in Japanese visual and print culture of the nineteenth century. With the support of a PhD Fellowship from the Research Foundation Flanders, she recently completed her PhD in Japanese Studies at the University of Leuven. She currently teaches courses on Japanese culture, art history, classical Japanese grammar, translation from Japanese to Dutch, and academic writing. When it comes to research, she is enthusiastic about the arts and material culture of eighteenth- and nineteenth-century Japan, with a particular focus on prints, illustrated books, and paintings. She also explores issues relating to artistic and commercial collaboration, the interaction between governing bodies and artists, pictorial quotation, exhibition culture, Japonisme, and the formation of Japanese art collections in Europe.

Der Beitrag erschien zuerst im SBB Blog.

 

Frau Dr. Freya Terryn, KU Leuven, war im Rahmen des Stipendienprogramms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im Jahr 2022 als Stipendiatin an der Staatsbibliothek zu Berlin. Forschungsprojekt: „The One Hundred Poets, One Poem Each across generations: A case study of picture-and-poetry books illustrated by Hiroshige and Hiroshige III“

Online-Werkstattgespräch zu dieser illustrierten Ausgabe am 3. 11. 2022

CrossAsia Classroom: Online-Seminare im Sommersemester 2023

Wir möchten Sie herzlich dazu einladen an unseren zahlreichen Online-Schulungen im Sommersemester zu den Angeboten von CrossAsia teilzunehmen. Die Schulungen beginnen ab dem 25.4. mit einem allgemeinen Überblicksveranstaltung. Es werden aber auch spezielle Veranstaltungen zu den einzelnen Regionen (China, Japan, Korea, Südostasien und Zentralasien) sowie einzelnen Materialtypen angeboten.

Das aktuelle Programm für das Sommersemester 2023 finden Sie wie immer im CrossAsia Classroom und unter der Rubrik „Wissenswerkstatt“ im Veranstaltungskalender der Staatsbibliothek zu Berlin hier.

Auf der CrossAsia Classroom-Seite finden Sie außerdem aktuelles Infomaterial zu den einzelnen Regionen und Links zu unseren CrossAsia Tutorials.

Fall Sie als Institution ein auf Sie und ihr Publikum zugeschnittenes Web-Seminare kostenfrei buchen möchten, können Sie sich gerne über xasia@sbb.spk-berlin.de mit uns in Verbindung setzen oder direkt unsere regionalen Referent:innen dahingehend kontaktieren. Gerne kommen wir auch zu Ihnen, um Schulungen Live vor Ort abzuhalten.

Neues Themenportal zu japanischen Querrollen aus den Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin

Wir möchten Sie gerne einladen, unser neues ⇒Themenportal zu den japanischen Querrollen in den Sammlungen der Staatsbibliothek zu erkunden. Diese großformatigen Werke, die bisher in den Digitalisierten Sammlungen der Bibliothek nur in der Form von Einzelbildern elektronisch zugänglich waren, können ab sofort auf der CrossAsia-Seite über den integrierten Viewer in ihrer gesamten Länge betrachtet werden. Neben frühen buddhistischen Drucken finden Sie hier reich illuminierte Werke aus der Edo-Zeit, aber auch einfache Werkstattkopien von Erzählungen oder handkolorierte Drucke von Prozessionen. Wir wünschen viele Spaß beim Erkunden.

Ein kleiner technischer Hinweis: Die Reaktionszeit des Viewers bis zur Anzeige der kompletten Rolle ist z.Z. noch etwas lang. Es dauert ggf. einige Sekunden, bis die Rolle sich aufbaut.

Neues Themenportal in CrossAsia online: Die Deutschen Turfan-Expeditionen (1902-1914)

Soeben haben wir ein neues Themenportal zu den Deutschen Turfan-Expeditionen (1902-1914) online gestellt. Ziel des Portals ist es, die in Vorbereitung und im Verlauf der Expeditionen entstandenen und bereits digitalisierten Dokumente, hier insbesondere die Akten, Fotos und Zeichnungen zu den vier Turfanexpeditionen zusammenzuführen und für die Wissenschaft, Forschung und Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Das Themenportal präsentiert die Ergebnisse des Projekts Nicht-textuelle Materialien als Quelle und Forschungsgegenstand: die Turfan-Expeditionen und die Berliner Sammlungen, eines Projekts der Staatsbibliothek zu Berlin in Kooperation mit dem Museum für Asiatische Kunst und dem Ethnologischen Museum.

Drittmittelgeber des Projekts war die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).

 

 

Testzugang: „Enlarged YeonHaengRok Collections“ bis zum 7. Oktober

Ab sofort haben alle registrierten CrossAsia Nutzer:innen bis zum 7. Oktober 2022 die Möglichkeit, die koreanische Datenbank „Enlarged YeonHaengRok Collections“ zu testen.

Das YeonHaengRok ist eine Sammlung von Dokumenten und Reiseberichten, welche von koreanischen Gesandten und Delegationen der Goryeo und Joseon-Dynastie (13. bis 19. Jahrhundert) niedergeschrieben worden sind. Die Datenbank enthält dadurch detaillierte Aufzeichnungen zu den diplomatischen Beziehungen zwischen Korea und China und stellt dadurch extensive Beschreibungen über die politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Verhältnisse im alten Ostasien zur Verfügung.

Die nun bei uns verfügbare sechste Ausgabe, „Enlarged Yeonhaengnok-Collections DB“, enthält 562 persönliche Aufzeichnungen identifizierter Autor:innen, darunter über 314 Gesandte und Delegationen, die Peking während der Goryeo- und Joseon-Dynastie (vom 13. bis 19. Jahrhundert) besuchten. Sie enthält Referenzen wie fotografische Editionsbilder, die aus ungefähr 101.000 Seiten besteht, darunter das „Tongmungwanji (通文館志)“ sowie das „Dongmunhwigo (同文彙考)“, und erhöht damit das allgemeine Niveau der Datenbank. So werden rund 1.800 Reiserouten nach China zusammengestellt und lassen die 700 Jahre währende Geschichte des Austauschs in Asien lebendig werden. Die Reiserouten nach Peking wurden in chronologischer Reihenfolge aufgezeichnet. Die detaillierten Inhaltsverzeichnisse, die auf den Reiseberichten basieren, erleichtern die Suche nach Inhalten. Darüber hinaus können die Dokumente nach Jahrhundert, Königen und Autor:innen durchsucht werden, was den Zugriff auf die Datenbank noch effizienter macht.

Die „Enlarged Yeonhaengnok-Collections“ wird für eine Registrierung auf der „UNESCO’s Memory of the World List“ vorbereitet.

Es finden sich Texte auf Chinesisch und Koreanisch sowie Digitalisate, Bilddateien und transkribierte Volltexte. Neben den genannten Suchfunktionen lassen sich die transkribierten Texte nach Wörtern durchsuchen.

Eine genauere Einführung zur Benutzung der Datenbank finden Sie hier.

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Einladung zur Vernissage und Fotoausstellung: Südwestchina – damals und heute

Die Staatsbibliothek zu Berlin und das Auswärtige Amt zeigen vom 05.09. bis 05.11.2022 eine Fotoausstellung mit historischen und aktuellen Aufnahmen aus China im Foyer der Staatsbibliothek am Potsdamer Platz.

Fritz Weiss, deutscher Konsul in China, und seine Frau, Hedwig Weiss-Sonnenburg, Reiseschriftstellerin und Kinderbuchautorin, verbrachten im Südwesten Chinas die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts (1899-1917), in die das Ende der Qing-Dynastie (1911) und damit das Ende der dynastischen Kaiserreiche, ebenso wie der Eintritt Chinas in den Ersten Weltkrieg fielen.

Auf ihren Reisen zu Wasser und zu Lande fotografierten sie die Landschaften und das Leben der Menschen dort. Sie bereisten abgelegene Bergregionen, Flusstäler und Minderheitengebiete und dokumentierten ihren Alltag in Städten wie Chongqing und Chengdu.

Die dabei entstandenen Dokumente wurden Teil ihres Nachlasses. Im Frühjahr 2016 hat die Staatsbibliothek zu Berlin den Weiss-Nachlass mit diesen Fotografien und Dokumenten von Tamara Wyss, der Enkelin von Fritz und Hedwig Weiss, übernommen.

Die historischen Aufnahmen der Ausstellung werden kontrastierend begleitet und ergänzt von einer Auswahl zeitgenössischer Fotos von Fotografinnen und Fotografen in China, die für diese Ausstellung gemacht und ausgewählt wurden.

Die Gegenüberstellung der historischen und der heutigen, modernen Aufnahmen veranschaulichen insbesondere auch, welche beeindruckenden Veränderungen Südwestchina in den letzten hundert Jahren erfahren und aktiv verwirklicht hat. Sei es der Bau des Drei-Schluchten-Staudamms, die Urbanisierung, Zivilisierung, die rasche Entwicklung des Eisenbahn- und Straßennetzes, oder die allgemeine Globalisierung und Modernisierung all dies veränderte die chinesische Naturlandschaft, gesellschaftliche Strukturen, Wirtschaft und Kultur in rasantem Tempo. Vieles ging dabei verloren, manches überlebte oder wurde überformt.

Stichwörter wie „Konstanten“, „Veränderungen“ und „im Laufe der Zeit“ führten zu einer Ausstellungskonzeption, ursprünglich erdacht vom Deutschen Generalkonsulat in Chengdu (Provinz Sichuan) anläßlich des 50. Jahrestages der Aufnahme deutsch-chinesischer Beziehungen am 11. Oktober 1972; realisiert wurde sie in Zusammenarbeit mit der Agentur „Chongqing Three Generations & A Lifetime Culture Co., Ltd“ in Chengdu. In China wurde sie bereits an drei verschiedenen Orten und in drei verschiedenen Varianten mit großem Erfolg gezeigt. Hierbei stellten die jeweils unterschiedlichen zeitgenössischen Fotos den lokalen und regionalen Bezug zum jeweiligen Ausstellungsort her und boten so dem jeweiligen Ausstellungspublikum entsprechende nachvollziehbare Bezugspunkte.

Die Fotografien sowie auch Tondokumente, die hierfür Verwendung fanden, stammen aus dem Nachlaß des Ehepaares Weiss, der sich in der Obhut der Staatsbibliothek befindet.

Die Ausstellungstafeln sind nummeriert und zeichnen in chronologischer Abfolge die Reiserouten von Fritz und Hedwig Weiss in jenen Jahren nach, insbesondere diejenigen auf dem Yangtse nach Chongqing und Chengdu, und weiter die von Chengdu durch die Provinz Sichuan nach Yunnan und, schließlich, die Abreise aus China.

Ihren Abschluss, die vierte Station, findet diese abermals neu kuratierte Ausstellung nunmehr folgerichtig in Berlin, und zwar in der Einrichtung, in der die fotografischen Schätze, Forschungsergebnisse und Aufzeichnungen im Nachlass von Fritz und Hedwig Weiss für die Zukunft aufbewahrt werden.

Einen Eindruck vermittelt eines der CrossAsia-Themenportale auf unserer Webseite mit dem Titel „Reisen im Südwesten Chinas“.

 

 

Gerne laden wir Sie zur Eröffnung ein. Wenn Sie am 05.09.22 um 15:00 teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte unter dieser E-Mail formlos an:

 

events@sbb.spk-berlin.de

 

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Bibliothek (Mo–Sa, 08–22 Uhr; So, 10–18 Uhr) bei freiem Eintritt zugänglich.

 

Neuzugang: The Encyclopedia of Buddhist Arts in 20 Bänden

Wir haben eine großzügige Buchspende der National Central Library Taiwans erhalten.

Die Enzyklopädie „The Encyclopedia of Buddhist Arts“ gilt als das erste moderne Kompendium der buddhistischen Künste der Welt. Veröffentlicht wurde das Werk nach einer Entstehungszeit von 12 Jahren vom Hauptquartier des chinesisch-buddhistischen Ordens Fo Guang Shan in Kaohsiung, Taiwan.

Es umfasst nahezu 3.8 Millionen chinesische Schriftzeichen und 15.000 Abbildungen. Als Bild-Nachschlagewerk konzipiert, stehen die Abbildungen gegenüber dem Text im Vordergrund.

Das Werk besteht aus den folgenden 20 Themenbänden:

Buddhistische Architektur (4 Bd.), Grotten (5 Bd.), buddhistische Plastik (4 Bd.), Malerei (3 Bd.), Kunsthandwerk (1 Bd.), Kalligraphie und Siegel (1 Bd.), Personen (1 Bd.), Index (1 Bd.).

Der zeitliche Rahmen beginnt mit der Tang-Zeit des 7. Jh. CE und reicht bis in die Neuzeit. Die großen Buddha-Statuen der Bamiyan-Höhlen in Afghanistan sind sowohl in ihrem ursprünglichen Zustand zu sehen, als auch nach gewaltsamen Sprengungen durch die Taliban im Jahre 2001. Die in der Skulpturen-Sektion aufgenommenen Buddhas wiederum, die 2012 nahe Handan, China, entdeckt wurden, bezeugen die Aktualität des Werkes auch für die jüngste Zeit.

Nach der bibliothekarischen Bearbeitung wird Ihnen das Werk bald zur Verfügung stehen.