Veranstaltungen

Eröffnung der EAJRS (SBB-PK/Ursula Flache)

EAJRS 2018 in Kaunas/Litauen

Plakat der EAJRS in Kaunas (SBB/Ursula Flache)

Plakat der EAJRS in Kaunas (SBB-PK/Ursula Flache)

Die 29. Konferenz der European Association of Japanese Resource Specialists (EAJRS) fand in diesem Jahr vom 12.-15. September unter dem Titel „(G)localizing Japanese Studies Resources“ in Kaunas/Litauen statt. Organisiert wurde die Konferenz vom Center for Asian Studies der Vytautas Magnus University (ASC). Die dortige noch „junge“ Japanologie unterhält eine umfassende Webseite mit zahlreichen digitalen Angeboten, wie einem Litauisch-Japanisch Wörterbuch. Im Rahmen der Konferenz gab es außerdem eine Vorführung des vom ASC im April 2018 fertiggestellten Dokumentarfilms 「カウナス スギハラを、日本を想う」 (engl. Titelfassung: „Kaunas. The City of Sugihara and Japan“, Sprachen Japanisch/Litauisch). Der Film behandelt vier Personen, die eine Rolle in den litauisch-japanischen Beziehungen gespielt haben, darunter ist auch der Diplomat SUGIHARA Chiune (1900-1986). Er hatte 1940 während seiner Zeit als Konsul in Kaunas durch das Ausstellen von Transitvisa nach Japan ca. 6000 Juden das Leben gerettet. Ein Besuch des historischen Konsulatsgebäudes, in dem sich heute das Museum Sugihara House befindet, gehörte natürlich zum Rahmenprogramm der EAJRS. Als weiteres Ziel einer Besichtigung ist die Bibliothek des ASC, der so genannte Asian Book Space, zu nennen.

Während der Kaffeepause (SBB/Ursula Flache)

Während der Kaffeepause (SBB-PK/Ursula Flache)

Den 85 KonferenzteilnehmerInnen, die aus 20 Ländern angereist waren, wurde ein breites Spektrum an Vorträgen geboten, darunter auch eine Reihe von Beiträgen aus Deutschland oder mit Bezug zu Deutschland. Karine Marandjian (Russian Academy of Sciences, Institute of Oriental Manuscripts) beschrieb die Entdeckung eines Bandes aus der Bücherei des einstigen Japaninstituts in Berlin, welches sich nun im Bestand des IOM RAS befindet. Über den Verbleib der Bücher der japanischen Botschaft in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg berichtete KOYAMA Noboru (ehemals Cambridge University Library). Peter Mühleder und Tracy Hoffmann (beide Universitätsbibliothek Leipzig) stellten das DFG-geförderte diggr-Projekt vor, welches sich mit japanischen Videospielen im Kontext einer globalen Videospielkultur auseinandersetzt, und Cosima Wagner (Freie Universität Berlin) gab einen Einblick in das Projekt zum Forschungsdatenmanagement mit dem Schwerpunkt nicht-lateinische Schriften an der FU Berlin. Die Ōtsuka Bibliothek und das neue CrossAsia Themenportal dazu wurden von Ursula Flache (Staatsbibliothek zu Berlin-PK) besprochen.

Für die ostasiatische Kunstgeschichte könnte ein in Zusammenarbeit mit dem Getty Research Institute durchgeführtes Projekt am Tobunken (Tokyo National Research Institute for Cultural Properties) von Interesse sein, welches KIKKAWA Hideki vorstellte. Es hat zum Ziel, Materialien von japanischen Welt- und Kunstausstellungen von der Meiji- bis zur Vorkriegs-Shōwa-Zeit in umfassender Weise open access zu stellen. Die Veröffentlichung der entsprechenden Webseite ist für Ende Juni 2019 geplant.

Das Museum Sugihara House (ehemals japanisches Konsulat) (SBB/Ursula Flache)

Das Museum Sugihara House (ehemals japanisches Konsulat) (SBB-PK/Ursula Flache)

OGISO Toshinobo (National Institute for Japanese Language and Linguistics) gab einen Überblick über die historischen Textkorpora, die das NINJAL anbietet, und wie diese mit dem Tool „Chūnagon“ durchsucht werden können. Die Korpora sind mit Scans der Originalseiten verlinkt und werden alle halbe Jahre um neue Inhalte ergänzt.

Mit „khirin“ (Knowledgebase of Historical Resources in Institutes) stellte GOTŌ Makoto (National Museum of Japanese History) eine im Aufbau befindliche Wissensdatenbank für historische Quellen vor, die Linked Data Strukturen und den IIIF Standard nutzt und somit für den internationalen Datenaustausch geeignet ist. Zusätzlich stellte er kurz die „Japan Search“ vor – eine integrierte, digitale Plattform für japanische Kulturgüter aus verschiedenen öffentlichen Einrichtungen, die nach dem Vorbild von Europeana aufgebaut ist. Die Veröffentlichung der ersten Version ist für Anfang 2019 geplant.

Ein gemeinsamer Vortrag kam von YAMAMOTO Kazuaki, FUJIMURA Ryoko und MATSUBARA Megumi (National Institue of Japanese Literature). Sie präsentierten zum einen neue Sammlungen, die über das Digitalsierungsprojekt des NIJL zugänglich sind, und verwiesen auf die freien Datensets mit vormodernen Texten oder Schriftzeichenformen, welche das NIJL in Zusammenarbeit mit dem Center for Open Data in the Humanities anbietet.

Gedenktafel für Sugihara Chiune am Bahnhof von Kaunas (SBB/Ursula Flache)

Gedenktafel für Sugihara Chiune am Bahnhof von Kaunas (SBB-PK/Ursula Flache)

UENO Tomoki (National Institute of Informatics) hatte eine umfangreiche Agenda. Zunächst berichtete er vom Stand bei der Umstellung des bisherigen NACSIS-CAT Systems auf CAT2020. Durch Automatisierung und Vereinfachung der Strukturen soll eine Verschlankung und Rationalisierung in der Katalogisierungsarbeit erreicht werden. Auch über die Verwendung eines Bibliothekssystems wie ALMA wird am NII nachgedacht. Darüber hinaus ging er kurz auf die Entwicklung von „Cinii Research“ ein. Dieses in Planung befindliche Discovery System soll unterschiedliche Informationen rund um Forschung (Personen, Forschungsdaten, Projekte, Publikationen, Fördermittel etc.) in verlinkter Form zugänglich machen. Abschließend stellte er mit JPCOAR (Japan Consortium for Open Access Repository) ein neu gegründetes Konsortium aus bislang 571 Einrichtungen vor, welches sich die Weiterentwicklung von institutionellen Repositorien und die Verbreitung des Open Science Gedankens zum Ziel gesetzt hat.

Mit der Auswertung von Archivmaterialen, welche über die Datenbanken von JACAR (National Archives of Japan, Japan Center for Asian Historical Records) öffentlich zugänglich sind, beschäftigten sich gleich zwei Vorträge. Anhand zweier Fallstudien beschrieb MATSUNAGA Shingo (Universität Turku) seine Erfahrungen bei der Recherche im Archiv vor Ort in Estland im Vergleich zur Online-Recherche via JACAR, während OONO Taikan (JACAR) am Beispiel SUGIHARA Chiunes Hilfsmittel für die Suche nach biografischen Daten in den JACAR-Datenbanken vorführte. So hat SUGIHARA Chiune sowohl einen Eintrag in einem Online Lexikon mit Einträgen zu Personen, Orten und Ereignissen als auch eine Seite in einer der zahlreichen thematischen Einstiege, über die JACAR seine Materialien in anschaulicher Form anbietet.

Die Präsentation von OZAWA Takashi (National Diet Library) zur Recherche von japanischen Amtsdruckschriften enthielt eine Fülle von nützlichen Links sowie Tipps und Tricks zur Suche nach diesem nicht einfach zu findenden Material. Es bleibt zu hoffen, dass seine PPT über die Webseite der EAJRS zur Verfügung gestellt wird.

Besichtigung des Asian Book Space (SBB/Ursula Flache)

Besichtigung des Asian Book Space (SBB-PK/Ursula Flache)

In den Pausen bestand außerdem die Möglichkeit mit KOSAKA Masashi (National Diet Library) in informellen Gesprächen erste Informationen zur zukünftigen Teilnahme von ausländischen Bibliotheken am so genannten Sōshin Sābisu der NDL zu erhalten. Die Änderung des japanischen Urheberrechts ab Januar 2019 macht dies möglich. Über den Sōshin Sābisu ist ein erweiterter Zugriff auf die digitalen Sammlungen der NDL möglich.

Den Schlusspunkt bildete wie immer die General Assembly der EAJRS. Dabei wurde unter anderem das Ergebnis der Wahlen für das Board bekannt gegeben: Aurelijus Zykas, Leiter des ASC sowie ICHIKAWA Yoshinori vom Maison du Japon, Cité Internationale Universitaire de Paris wurden als neue, zusätzliche Board-Mitglieder bestätigt. Wo die Konferenz 2019 stattfinden wird, steht noch nicht fest. Informationen zur Jahreskonferenz der European Association of Sinological Librarians (EASL), die vom 05.-07. September 2018 in Würzburg abgehalten wurde, finden Sie hier.

17. Deutschsprachiger Japanologentag

CrossAsia Informationsstand (Staatsbibliothek zu Berlin-PK/Ursula Flache)

Vom 29.-31. August 2018 fand der 17. Deutschsprachige Japanologentag an der Freien Universität Berlin statt, der von der Gesellschaft für Japanforschung (GJF) und der Japanologie der FU Berlin gemeinsam ausgerichtet wurde. Mit 17 Sektionen sowie sechs thematischen Panels gab es für die rund 350 Teilnehmer*innen ein breites Programm mit Vorträgen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Japanbezogenen Forschung. In der Sektion Informations- und Ressourcenwissenschaften präsentierte sich auch der FID Asien mit einem Sachstandsbericht unter der Überschrift „CrossAsia – der Fachinformationsdienst Asien als zentrale Anlaufstelle für wissenschaftliche Information in den Asienwissenschaften“. Außerdem bestand für die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, sich am CrossAsia-Stand näher über die Angebote des FID zu informieren.

Aufgrund der Fülle der Beiträge wurde die Sektion Informations- und Ressourcenwissenschaften in diesem Jahr noch ergänzt durch das mehrtägige Panel zu „Digital Humanities“. Die Bandbreite der Vorträge reichte von der Beschäftigung mit der japanischen Videospielkultur, über die elektronische Auswertung von Internettexten mit Topic Models bis hin zu Netzwerkanalysen in verschiedenen Kontexten. In der Abschlussdiskussion des DH-Panels kamen sowohl Problemfelder wie die Nachhaltigkeit der Forschungsergebnisse als auch die Herausforderungen einer adäquaten Ausbildung der nächsten Generation von Japanolog*innen zur Sprache. Bei der Mitgliederversammlung der GJF am Abend des 30. August 2018 berichtete das CrossAsia Team von den Ergebnissen der ersten Förderphase des FID Asien und gab – unter Vorbehalt der Genehmigung des Antrags – einen Ausblick auf die Planungen für die kommenden drei Jahre 2019-2021.

Führung durch die Ausstellung (Staatsbibliothek zu Berlin-PK/Ursula Flache)

Als Teil des Rahmenprogramms hatte die Ostasienabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – PK am Samstag, den 1. September 2018, im Haus Potsdamer Straße eine Ausstellung mit Werken aus der historischen Japan-Sammlung vorbereitet, die von Kurzvorträgen zur Geschichte und zu den Services des FID Asien begleitet wurde. Zudem gab es die Möglichkeit, an Architekturführungen im Haus Potsdamer Straße teilzunehmen.

 

TeilnehmerInnen der 45. Konferenz des AK Japan-Bibliotheken (SBB-PK)

45. Konferenz des Arbeitskreises Japan-Bibliotheken

Im [j]Games Lab (SBB-PK/Ursula Flache)

Im [j]Games Lab (SBB-PK/Ursula Flache)

Am 27.04.2018 war die 45. Konferenz des Arbeitskreises Japan-Bibliotheken zu Gast bei der Japanologie in Leipzig. Am Vormittag wurde das von der DFG geförderte diggr-Projekt (Databased Infrastructure for Global Games Culture Research) vorgestellt, welches sich mit japanischen Videospielen im Kontext einer globalen Videospielkultur auseinandersetzt. Am Anfang des Projekts stand eine umfangreiche Schenkung von ca. 4500 japanischen Videospielen von der Computer Entertainment Rating Organization (CERO) Japan. Heute können Studierende und MitarbeiterInnen der Japanologie die Videospielsammlung im so genannten „[j]Games Lab“, welches in den Räumlichkeiten der Campus-Bibliothek angesiedelt ist, 24/7 nutzen und für ihre Forschungsfragen auswerten. Nach einer Besichtigung des „[j]Games Lab“ fand am Nachmittag die Konferenz des Arbeitskreises statt. Neben Kurzberichten aus den vertretenen Bibliotheken stellte Kathrin Müller das vom Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) gehostete Wiki zur CJK-Katalogisierung vor, in dem Fragen zur originalsprachigen Katalogisierung diskutiert werden können. Außerdem kamen Themen wie der interne Leihverkehr und die zukünftige Konferenzform zur Sprache. Den Abschluss bildeten zwei Berichte von Ursula Flache zur CrossAsia Fachtagung 2018 und zu ihrer Informations- und Beschaffungsreise nach Japan im Herbst 2017.

Über die CrossAsia Fachtagung 2018

An zwei Tagen mit 20 Vorträgen und einem Round Table haben zwischen 70 und 80 TeilnehmerInnen diskutiert, was sich derzeit im Bereich der Asienforschung im Hinblick auf Digital Humanities tut. Außerdem stellten sie sich der Frage, wie der Fachinformationsdienst Asien sowie die Plattform CrossAsia die Forschung und Lehre in den asienrelevanten Wissenschaftsbereichen unterstützen können. Die rege Teilnahme hat gezeigt, dass es viel zu diskutieren gibt rund um das Thema „Stand und Perspektiven des Fachinformationsdienstes CrossAsia – FID Asien (crossasia.org)“.

Das Programm der Fachtagung inklusive eines Teils der Präsentationen finden Sie hier.

Donnerstag, 25. Januar 2018

Begrüßung durch die Generaldirektorin, Barbara Schneider-Kempf (SBB-PK / Lizenz: CC-BY-NC-SA)

In ihrer Begrüßung hob die Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin-Preußischer Kulturbesitz, Barbara Schneider-Kempf, die Bedeutung des Fachinformationsdienstes Asien innerhalb des Hauses hervor und verwies auf seine feste Verankerung innerhalb des Strategiepapiers „Strategie 2015-2020“. Anschließend benannte der Leiter der Ostasienabteilung, Matthias Kaun, als Ziele des FIDs Asien den Ausbau und den Betrieb eines fachspezifischen Informationsservices für die asienbezogenen Wissenschaften, der sich am wissenschaftlichen Spitzenbedarf orientiert. Darüber hinaus soll der FID eine Vorreiterrolle hinsichtlich Entwicklung, Lizenzierung und Bereitstellung von Werkzeugen für digitale Quellen übernehmen. Der kurze Überblick über die Inhalte und Services des FIDs Asien umfasste die Single-Sign-On Authentifizierung, die CrossAsia Suche, den Blauen Leihverkehr, das ePublishing, die verbesserte Möglichkeit, Titel für den Erwerb vorzuschlagen, sowie den Aufbau des Integrierten Text Repositoriums (ITR).

Im ersten Vortrag stellte Martina Siebert, Fachreferentin für China an der Staatsbibliothek zu Berlin-PK, das ITR-Projekt im Detail vor und beschrieb die verschiedenen, notwendigen Wege, bis lizenzierte Content- und Metadaten, für der FID Asien Hosting und Indexierung erworben hat, in den Fedora-Datenspeicher überführt und so aufbereitet sind, dass sie für „geführte“ und „explorative“ Volltextrecherchen genutzt und in die CrossAsia Suche eingebunden werden können. Als Pilot für den Aufbau des Integrierten Text Repositoriums fungiert dabei das Local Gazetteer Projekt des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte.

Dr. Christof Zotter von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften berichtete über das digitale Editionsprojekt, bei dem ein wertvoller Korpus an religions- und rechtsgeschichtlichen Quellen des vormodernen Nepal für die Forschung zugänglich gemacht wird. Von den Dokumenten werden die Metadaten aufgenommen, suchbar gemacht sowie mit einer Bibliographie verknüpft. Darüber hinaus werden Übersetzungen relevanter Quellen angefertigt, ein Glossar technischer Begriffe angelegt und eine Ontologie von Personen- und Ortsnamen aufgebaut.

Q&A im Anschluß an den Vortrg von Dr. Martina Siebert (SBB-PK / Lizenz: CC-BY-NC-SA)

Peter Mühleder spricht zum Datenbankprojekt „Japans Studierende in Deutschland 1868–1914“ (SBB-PK / Lizenz: CC-BY-NC-SA)

Peter Mühleder (UB Leipzig) der gemeinsam mit Prof. Fabian Schäfer (Universität Erlangen) die Daten des von Dr. Rudolf Hartmann erstellten und über CrossAsia gehosteten Lexikons „Japans Studierende in Deutschland 1868–1914“ bearbeitet, zeigte, wie Visualisierungsmodelle sehr einfach Zusammenhänge zwischen den Lebensläufen und Studienthemen der rund 2500 japanischen Austauschstudierenden herstellen können. Dies lässt Rückschlüsse auf den tatsächlichen Ablauf des umfassenden Wissenstransfers zwischen Deutschland und Japan vor und nach der Jahrhundertwende zu.

In der Kaffeepause hatten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, sich im Foyer an zwei Stationen live den Stand der Dinge beim Integrierten Text Repository (ITR) vorführen zu lassen. Das weitere Programm nach der Pause erfolgte in zwei parallelen Sessions.

Session 1: Digitalisierung / E-Publishing

In dieser Session waren vornehmlich Beiträge aus dem Bereich Südasien vertreten. Die von Prof. Karin Steiner (Universität Würzburg) vorgestellten Projekte setzten sich mit der Fachgeschichte der Indologie auseinander und hier insbesondere mit den Archiv- und Briefquellen zur Entstehung des bis heute maßgeblichen Sanskrit Wörterbuchs, dem Petersburger Wörterbuch. Die digitale Erschließung und Aufbereitung der Quellen ermöglichte eine detaillierte Auswertung, die neues Licht auf den Wissenschaftsbetrieb im 19. Jahrhundert und den damaligen historisch-philologischen Diskurs wirft.

Prof. Carmen Brandt bei ihrem Vortrag „Die Macht der Buchstaben“ (SBB-PK / Lizenz: CC-BY-NC-SA)

Prof. Carmen Brandt (Universität Bonn) beleuchtete in ihrem Vortrag die Sprach- und Schriftvielfalt im modernen Südasien. Eine Sprache kann in mehreren verschiedenen Schriften zum Ausdruck gebracht werden, wobei einzelne Schriftformen eine politisch oder kulturell identitätsstiftende Dimension haben können. Sowohl die Tätigkeiten von Schriftaktivisten zur Propagierung einzelner Schriftformen als auch deren Verwendung in digitalen Medien, sozialen Netzwerken und im öffentlichen Raum kamen zur Sprache. Die Dokumentation dieser Vielfalt mit ihren zahlreichen Diakritika, ungeregelter Orthographie und wenigen frei zugänglichen Fonts für die digitale Darstellung ist eine besondere Herausforderung.

Der Beitrag von Prof. Jessie Pons (Universität Bochum) behandelte die Erstellung eines Digitalisierungskonzeptes zur Erforschung gandharischer Artefakte des 1. bis 5. Jhs., die sich vornehmlich in pakistanischen Sammlungen befinden. Ziel des Projektes ist es, eine digitale Plattform zu entwickeln und Werkzeuge bereitzustellen, mit denen die Artefakte dokumentiert und ikonographisch ausgewertet werden können. Zu den Hauptforschungsthemen zählen die Identifizierung von Werkstätten, die geographische und zeitliche Einordnung gandharischer Schulen mit ihren unterschiedlichen Stilen sowie die Geschichte des Buddhismus in Gandhara, wobei die Betrachtung des Verhältnisses von Bild- und Textquellen besonderes Augenmerk erhält.

Im abschließenden Vortrag in dieser Session beschrieb Ann Philipp (Arnold-Bergstraesser-Institut) detailreich, wie die 1970 gegründete Fachzeitschrift „Internationales Asienforum“ reformiert und in das englischsprachige eJournal „International Quarterly for Asian Studies“ überführt wurde. Der Wechsel zum open access Angebot wirkte sich dabei nicht negativ auf die Abonnentenzahl aus, sondern der Online-Auftritt erhöhte die Sichtbarkeit vielmehr, was sich in zahlreichen Zugriffen auf die retro-digitalisierten Ausgaben im Online-Archiv niederschlug.

Session 2: E-Humanities / Lehre

Der Direktor des China Centrums Tübingen (CCT), Prof. Helwig Schmidt-Glintzer, präsentierte in seinem Beitrag das China-Kompetenz-Projekt der Universität Tübingen. Das CCT widmet sich den drei Handlungsfeldern „China-Kompetenz“, „Wirtschaftskultur“ und „China im Schulunterricht“ und soll durch die vertiefte Vermittlung von interkulturellen Kenntnissen wechselseitiges Wissen und gegenseitige Wertschätzung aufbauen. Dazu bedarf es umfassender Informiertheit in den unterschiedlichsten Bereichen, die durch einen breiten Zugang zu den Wissensressourcen Chinas zu erreichen ist. In die Arbeit des Centrums werden insbesondere die Kompetenzen der Tübinger Sinologie mit einbezogen.

Prof. Hee Seok Park bei seinem Erfahrungsbericht zum E-Learning in der Koreanistik (SBB-PK / Lizenz: CC-BY-NC-SA)

Mit dem in Halle entwickelten Topic Explorer und der Anwendung dieses Digital Humanities Werkzeugs in der Japanforschung setzte sich Prof. Christian Oberländer (Universität Halle-Wittenberg) auseinander. Anhand verschiedener Textkorpora von Wikipedia- und Blog-Einträgen führte er exemplarisch die Möglichkeiten und Grenzen der automatisierten Inhaltsanalyse vor. Insbesondere der Vergleich von Diskursverläufen in unterschiedlichen Medien, wie Zeitung versus Blog, oder auch Themenverschiebungen über einen Zeitraum hinweg lassen sich mit der computergestützten quantitativen und qualitativen Datenanalyse gut herauskristallisieren. Die Interpretation der gefundenen Themen bleibt dabei natürlich unverändert dem Forscher oder der Forscherin überlassen.

Prof. Hee Seok Park (Universität Bonn) gab in seinem Beitrag einen Erfahrungsbericht zum E-Learning-Projekt der Koreanistik der FU Berlin. Hierbei werden über zwei Lernmodule sowohl Geschichte als auch Politik und Wirtschaft Koreas den Studierenden nahegebracht. Die Informationstexte umfassen neben Überblicksdarstellungen auch ausführliche Themenbeschreibungen. Darüber hinaus finden sich als weitere Hilfsmittel begleitende Glossare sowie themenspezifische Bibliografien zum Selbststudium.

Am Abend des ersten Tages fanden sich rund 30 TeilnehmerInnen zum gemeinsamen Essen zusammen, bei dem in gemütlichem Rahmen die Diskussionen fortgesetzt werden konnten.

Freitag, 26. Februar 2018

Der zweite Konferenztag begann wieder mit zwei parallelen Sessions.

Session 3: E-Humanities / Forschung

Im ersten Beitrag der Session stellte Puck Engman (Universität Freiburg) das „Maoist Legacy“ Projekt vor, in welchem untersucht wird, welche Strategien für den Machterhalt die Kommunistische Partei Chinas nach dem Ende der maoistischen Ära in der Täterverfolgung sowie der Opferrehabilitation verfolgte. Hierzu werden die relevanten Literatur- und Archivmaterialien gesichtet, gesammelt und deren Metadaten und z.T. auch Volltexte in einer Datenbank erschlossen. Zu den Herausforderungen in der Bearbeitung zählen die zahlreichen unterschiedlichen Schriftarten des Materials (Handschrift, Kurz- und Langzeichen, Zeichenvarianten etc.) sowie die Langzeitarchivierung der Daten nach Ablauf der Projektlaufzeit.

Prof. Judit Árokay (Universität Heidelberg) berichtete aus ihrer laufenden Arbeit an einem Projekt zur Visualisierung literarischer Orte (meisho/utamakura) in Reiseberichten von Frauen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert in Japan. Leo Born  (Universität Heidelberg), der für die Realisierung dieser digitalen Literaturkarte Japans verantwortlich ist, sprach über die technische Seite der verwendeten Datenbank und der Webapplikation. Die Verknüpfung der literarischen Texte mit den geographischen Orten, verdeutlicht in der Visualisierung die literatur- und kulturhistorische Bedeutung der Orte und kann helfen, textanalytische sowie narratologische Fragen zu beantworten.

In seinem Vortrag ging Prof. Robert Horres (Universität Tübingen) grundsätzlich auf die Problematik ein, die die Anforderungen von digitalen Infrastrukturen und Digital Humanities (DH) für ein kleines Fach wie die Japanologie mit sich bringt. Neben einem Überblick über aktuelle Forschungsfelder mit Bezug zu DH, kam er auf mögliche Ausbildungsstrukturen für DH in den Asienwissenschaften zu sprechen und stellte das neue Masterprofil „Digital Humanities“ der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen vor. Als zukünftige Agenda wurden eine Systematisierung der Ausbildung, die Entwicklung von Konzepten zur Langzeitarchivierung von Forschungsdaten sowie die überfachliche Koordination des digitalen Strukturwandels in den Asienwissenschaften genannt.

Gesa Stupperich spricht zu Möglichkeiten und Grenzen der Einbindung von Topic Models (SBB-PK / Lizenz: CC-BY-NC-SA)

Prof. Stefan Kramer (Universität zu Köln) wandte sich von der Warte eines Medienwissenschaftlers den Möglichkeiten und Risiken zu, die automatische Verfahren zur Textanalyse mit sich bringen können. In den gegenwärtigen Präsentationen von Text finden sich diese zudem in der Regel zusammen mit Bildern (auch bewegte Bildern), die es gilt im Zusammenhang mit den Texten zu interpretieren – und umgekehrt. Identifizierbare Kookurrenzen von Bild und Text können zwar einer fundierteren „sentiment analysis“ dienen, doch auch er betonte, dass letztlich die ermittelte Datenlage durch den Forscher interpretiert und eingeordnet werden muss.

Gesa Stupperich (Universität Heidelberg) ging in ihrem Vortrag der Frage nach, inwieweit Topic Models ein hilfreiches Werkzeug zur Erschließung größerer Quellensammlungen sein können, in ihrem Beispiel Verwaltungshandbücher aus der Qing-Zeit (1661-1911). Anhand eines von ihr erstellten Tools demonstrierte sie dessen konkrete Verwendung zur Ermittlung des lexikalischen Inventars eines Korpus sowie mögliche Visualisierungen der Ergebnisse. In ihrem Fazit kam sie zu dem Schluss, dass diese Methode, sofern es sich um eine zuverlässige digitale Quelle handelt, durchaus nützlich sein kann, um einen Überblick über die Themen und deren spezifische Fachterminologie in einer Quelle zu erhalten. Für spezifische Forschungsfragen sei die Methode jedoch wenig hilfreich.

Session 4: Ressourcen und Hilfsmittel

Dr. Ganchimeg Altangerel (Humboldt-Universität Berlin) betonte in ihrem Vortrag die herausragende Bedeutung der Bestände der Staatsbibliothek zu Berlin für die Mongolistik. Insbesondere die wertvollen alten Landkarten, religiösen Handschriften und Manuskripte, welche häufig in der Mongolei selbst nicht erhalten sind, und die stark verbesserte Recherche im OPAC mit Hilfe der kyrillischen Originalschrift wurden hervorgehoben. Gleichzeit regte sie den weiteren Ausbau der digitalen Angebote und verstärkte Angebote zu Schulungen u. ä. für die Mongolei-Forschung an.

In seinem Beitrag verglich Prof. Arndt Graf (Universität Frankfurt) die historische Entwicklung der Südostasien-Sammlungen in den USA und Europa und kam zu dem Schluss, dass gegenwärtig nur der Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin bis zu einem gewissen Grad mit den amerikanischen National Resource Centres konkurrenzfähig ist. Neben dem Kritikpunkt, dass das Angebot auf der Plattform CrossAsia einen zu starken China-Fokus habe, gab Prof. Graf einen Überblick über Digital-Humanities -Projekte zu Südostasien und regte einen Ausbau der Südostasien-Kompetenz innerhalb des FID Asien an.

Prof. Arndt Graf bei seinem Vortrag zu den Südostasien-Bibliotheken in Deutschland (SBB-PK / Lizenz: CC-BY-NC-SA)

Dr. Ganchimeg Altangerel stellt CrossAsia als Anlaufstellte für die Mongolistik vor (SBB-PK / Lizenz: CC-BY-NC-SA)

Als Vorsitzender von Wadoku e.V. sprach Dr. Ulrich Apel über das umfassende japanisch-deutsche elektronische Wörterbuchprojekt WaDokuJT, welches im Frühjahr 2018 sein 20-jähriges Bestehen feiert. Der Mehrwert aktueller elektronischer Wörterbücher zeigte sich klar durch die Verwendung in der computergestützten Übersetzung wie bei der Einbindung von WadokuJT in das Online-System der Universität Tôkyô für kooperative Übersetzungen, Minna no Hon’yaku (trans-aid.jp), oder durch die konsequente Nutzung interner sowie externe Verweise, beispielsweise zu weiteren Speziallexika, freien Internetseiten wie Wikipedia oder der Architekturterminologie des japanisch-englischen JAANUS-Projekts.

Dr. Anna Martin (Universität Marburg) stellte mit Perso-Indica ein Langzeitvorhaben vor, welches der Erschließung persischer Texte, die indische Quellen zum Thema haben, dient und das gleichzeitig eine Online-Publikation mit peer review Verfahren darstellt (ISSN 2267-2753). In einer frei zugänglichen Datenbank werden umfassende Informationen zu den Werken, beteiligten Personen, Ausgaben, Übersetzungen und relevanter Sekundärliteratur zusammengeführt, was neue Einblicke in den indo-persischen Wissenstransfer ermöglicht.

Ein weiteres Langfristvorhaben, welches von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird, stand im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. Martin Christof-Füchsle (Universität Göttingen). Das so genannte MIDA-Projekt, „Das moderne Indien in deutschen Archiven, 1706-1989“, hat zum Ziel, durch eine Serie von Pilot-Forschungsprojekten und eine daraus hervorgehende Schriftenreihe das Potential deutscher Archivressourcen für indienbezogene Forschungen exemplarisch zu demonstrieren. Die Datenbank, über die die Bestände systematisch erfasst und erschlossen werden, ist dabei als offenes System konzipiert, das laufend ergänzt werden soll.

Round Table

Nach der Kaffeepause kamen alle TeilnehmerInnen zu dem die Fachtagung abschließenden Round Table Gespräch zusammen, um über aktuelle Trends und mögliche, zukünftige Entwicklungen in der Forschung zu den verschiedenen Regionen zu diskutieren und zu erfragen, wie CrossAsia ihnen dabei als Partner zur Seite stehen kann. Moderiert von Matthias Kaun wurde die Plenumsdiskussion eingeleitet durch kurze Input-Referate von AsienwissenschaftlerInnen, die zu den unterschiedlichen Regionen des FIDs Asien arbeiten: Dr. Oliver Corff (Zentralasien), Prof. Arndt Graf (Südostasien), Prof. Robert Horres (Japan), Prof. Elisabeth Kaske (China), Prof. Karin Steiner (Indien).

Ein Punkt, den nahezu alle ReferentInnen des Round Table und auch das Plenum betonten, war die Frage, was mit Projekten und deren Daten geschehen kann, nachdem diese abgeschlossen sind. Hier sehen sich die WissenschaftlerInnen oft damit konfrontiert, dass es keine langfristig sicheren Hosting-Angebote von Seiten der Universitäten gibt. Zudem besteht der Wunsch, die Informationen aus den verschiedenen Projekten für andere ForscherInnen an einer Stelle langzeitverfügbar zu bündeln. Da es keine aktive, asienübergreifende Fachvertretung gibt, war die Frage, ob CrossAsia diese Rolle u.U. übernehmen soll bzw. ob und unter welchen Bedingungen das Portal das leisten kann. Gegenstimmen fragten auch, ob bestimmte Aufgaben nicht asienspezifisch, sondern materialspezifisch koordiniert werden sollten (Briefe, Karten). Ein weiteres Problem, das diskutiert wurde, war die Frage, wie die Community und der FID sicherstellen können, dass u.U. asienspezifische Bedürfnisse auch in nationalen Infrastrukturplänen Gehör finden und berücksichtigt werden.

Ein anderes Thema in der Diskussion war, die Sichtbarkeit von und Materialien zu allen Regionen im Portal besser gegeneinander auszubalancieren. Aufgrund der Größe des chinesischen Buchmarkts und der Aktivitäten beim Aufbauen und kommerziellen Vertrieb von elektronischen Volltextdatenbanken besitzt China derzeit eine übermäßige Präsenz, durch die andere Regionen in den Hintergrund geraten.

Die umfangreichen Aktivitäten im Bereich Digitalisierung von gemeinfreien Materialien und der Erwerb kommerzieller Datenbanken findet in der Community großen Anklang, doch haben ReferentInnen und das Plenum betont, dass das gedruckte Buch weiterhin ein wichtige Rolle spielt.

Round Table zum Abschluß der Fachtagung (SBB-PK / Lizenz: CC-BY-NC-SA)

CrossAsia

CrossAsia Fachtagung 2018: Programm

Stand und Perspektiven des Fachinformationsdienstes
CrossAsia – FID Asien (crossasia.org)

25.01.2018 und 26.01.2018
Staatsbibliothek zu Berlin, Potsdamer Straße 33

Im November 2008 fand die erste Fachtagung zu CrossAsia und zu elektronischen Ressourcen in den Ostasienwissenschaften statt. Zehn Jahre sind seitdem vergangen. Seit 2016 betreuen die Staatsbibliothek zu Berlin, die Universitätsbibliothek Heidelberg und das Südasien-Institut der Universität Heidelberg kooperativ den Fachinformationsdienst Asien. Im Zuge der Kooperation wurde das regionale Spektrum um die Region Südasien erweitert. Zeit, den Stand der Dinge neu zu betrachten und gemeinsam in die Zukunft zu blicken.

Die Tagung richtet sich an alle, die mit oder über Asien arbeiten und soll beleuchten, wie die Plattform die Forschung und Lehre in diesen Wissenschaftsbereichen unterstützt. Welches Potential steckt in CrossAsia im Hinblick auf Digital Humanities und was sind Anforderungen für die Zukunft?

 

Programm

Donnerstag, 25.01.2018, 13.30 Uhr – 18.10 Uhr

13.30 – 14.00 Uhr

Registrierung

14.00 – 14.30 Uhr

Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin
Matthias Kaun, Leiter der Ostasienabteilung

Begrüßung

Einleitung zum FID-Projekt (Präsentation)

14.30 – 14.55 Uhr

Dr. Martina Siebert
Staatsbibliothek zu Berlin, Ostasienabteilung

Fundament für die Forschung von morgen – CrossAsia Integriertes Textrepositorium (ITR) zur Archivierung und Bereitstellung von Objekten und Daten für die Asienwissenschaften (Präsentation)

14.55 – 15.20 Uhr

Dr. Christof Zotter
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Documenta Nepalica – vom Mikrofilm zur digitalen Edition

15.20 – 15.45 Uhr

Mag. Peter Mühleder
Universitätsbibliothek Leipzig

Datenbankprojekt: Japans Studierende in Deutschland 1868–1914 (Präsentation)

15.45 – 16.30 Uhr

Kaffeepause und Raumwechsel



Raum: Simon-Bolivar-Saal

 

Freitag, 26.01.2018, 9.00 Uhr – 13.00 Uhr

09.00 – 09.25 Uhr

Puck Engman
Universität Freiburg, Institut für Sinologie, ERC-Projekt

Doing Digital History of the People’s Republic of China: The Maoist Legacy Project Database and Its Discontents (Präsentation)

09.25 – 09.50 Uhr

Prof. Dr. Judit Árokay / Leo Born
Universität Heidelberg, Institut für Japanologie

‘Digitale Literaturkarte Japans‘ – Ein Projekt zur Visualisierung literarisierter Orte (Präsentation)

09.50 – 10.15 Uhr

Prof. Dr. Robert Horres
Universität Tübingen, Asien-Orient-Institut, Abteilung für Japanologie

Japanologie 4.0: Digitale Infrastrukturen und Digital Humanities (Präsentation)

10.15 – 10.40 Uhr

Prof. Dr. Stefan Kramer
Universität zu Köln, Ostasiatisches Seminar, China-Studien

CrossAsia und die wissenschaftlichen Epistemologien multimodaler Digital Humanities

10.40 – 11.05 Uhr

Gesa Stupperich
Universität Heidelberg, Asia and Europe in a Global Context

Möglichkeiten und Grenzen der methodischen Einbindung von Topic Models in die Erforschung Qing-zeitlicher Diskurse zur Staatskunst (Präsentation)

11.05 – 11.30 Uhr

Raumwechsel und Kaffeepause



Moderation: Dr. Martina Siebert
Raum: Simon-Bolivar-Saal

Stand: 24.01.2018

Auf Informations- und Beschaffungsreise in Taipei, Tainan und Hongkong

Im November 2017 war Miriam Seeger, Fachreferentin für Sinologie, auf Informations- und Beschaffungsreise in Ostasien unterwegs; Stationen waren Taipei, Tainan und Hongkong. Die Reise wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Während der Stationen konnte sie Gespräche mit verschiedenen regionalen Lieferanten und Datenbankanbietern führen, darunter mit dem Buchhändler Lexis Book Co. 樂學書局 und den Datenbankanbietern Airiti 華藝數位 und Transmission Books & Microinfo 漢珍數位圖書. Von Seiten der Anbieter wurden neue Produkte und Services vorgestellt, zudem wurden Fragen bezüglich der Übernahme von Metadaten in unsere Systeme besprochen. Ein weiteres wichtiges Anliegen der Reise war es unter anderem auch, Kontakte zu antiquarischen Buchhändlern und in Hongkong insbesondere auch zu sogenannten Second Floor Bookstores zu knüpfen, um zukünftig für schwer beschaffbare Literatur wie vergriffene Publikationen und solche jenseits des etablierten Buchmarktes bessere Lieferwege zu ermöglichen. Wir hoffen so zukünftig in diesem Bereich Ihre Wünsche noch besser erfüllen zu können. Die Gelegenheit des Aufenthalts in Hongkong wurde zudem wahrgenommen, um eine kleine Sammlung von Titeln zur Occupy Bewegung, die über die bisherigen Lieferkontakte nicht verfügbar waren, zu erwerben. Diese Sammlung soll auch weiterhin ergänzt werden.

In Hongkong erworbene Titel zur Occupy Bewegung (Bild: Staatsbibliothek zu Berlin-PK/Miriam Seeger CC BY-NC-SA)

Eingang zu Lexis Book Co. LTD (Bild: Staatsbibliothek zu Berlin-PK/Miriam Seeger CC BY-NC-SA)

 

 

In Taipei wurden an der Academia Sinica die Kuo Ting-yee Library 郭廷以圖書館 des Institute of Modern History 近史所, die Fu Ssu-Nien Library 傅斯年圖書館 des Institute of History and Philology 史語所 sowie die Joint Library of Humanities and Social Sciences 人文社會聯合圖書館, in der die Bibliothek des Institute of Taiwan History 臺史所 angesiedelt ist, besucht. Im Rahmen der Besichtigungen der Bibliotheken mit international herausragenden Sammlungen wurden zudem engere Kooperationsmöglichkeiten eruiert, insbesondere zum direkten und schnelleren Austausch von Ressourcen und Informationen zwischen den Bibliotheken der Academia Sinica und der Staatsbibliothek zu Berlin.

Beim Besuch des National Museum of Taiwan Literature, mit Pei-Jung Lin und Chien Hui Ting (Bild: National Museum of Taiwan Literature)

In Tainan besuchte Miriam Seeger das National Museum of Taiwan Literature 國立臺灣文學舘. Die Ostasienabteilung der Staatsbibliothek erhält dankenswerterweise auf Initiative von Frau Chien Hui Ting 丁千惠 seit 2016 Publikationen des Literaturmuseums als Geschenk. Die diesjährige Reise wurde zum Anlass genommen, die Kolleginnen in Tainan kennenzulernen. Im Rahmen einer Führung durch die Bibliothek des Museums sowie durch verschiedene Schwerpunktausstellungen zur Literaturgeschichte in Taiwan wurde die Kooperation zwischen den beiden Institutionen und das gegenseitige Verständnis in Bezug auf Aufgaben, Ressourcen und Angebote vertieft.

In Hongkong konnte die Gelegenheit wahrgenommen werden, mit der Direktorin der Chinese University of Hong Kong Library, Louise Jones, sowie ihrer Stellvertreterin, Maria Lau, eine Kooperation zwischen der Staatsbibliothek und der CUHK Library zu diskutieren und weiterzudenken. Die Kooperation soll einen engeren Ressourcen- und Informationsaustausch zwischen den Bibliotheken umfassen, darunter sind beispielsweise der Tausch von Publikationen und Materialien, aber auch eine engere digitale Zusammenarbeit angedacht.

Beim Besuch der CUHK Library konnte zudem die beeindruckende Sammlung des Hongkonger Buchhändlers Xu Wancheng 許晚成  mit zahlreichen Titeln aus der Minguo-Zeit sowie der Zeit der Kulturrevolution besichtigt werden. Die sogenannte „Long Wen Collection“ ist nach dem Namen des Buchladens von Herrn Xu benannt, Lung Man Book Store 龍文書店, kantonesisch für Long Wen. Nach dem Tod von Herrn Xu wurden die Bücher des Ladens zunächst in einem Apartment aufbewahrt. Als es niemanden mehr gab, der sich um die Sammlung hätte kümmern können, sollte die Sammlung über eine Recycling-Firma entsorgt werden. Die CUHK Library erfuhr dies durch Zufall und konnte die Sammlung 2010 und 2011 über die Recycling-Firma erworben. Aktuell werden die Titel der Sammlung in die Suchsysteme der CUHK Library eingearbeitet.

Ein weiterer Besichtigungspunkt war das relativ neu etablierte Digital Scholarship Lab, das Studierenden und Forschern einen Raum in der Bibliothek bietet, sich zu neuen Forschungsmethoden zu informieren, diese in einem innovativen und flexiblen Umfeld auszuprobieren und anzuwenden sowie sich mit Gleichgesinnten bei Kolloquien und Vorträgen auszutauschen.

Darüber hinaus konnten während der Reise verschiedene Workshops und Tagungen besucht werden, die dem Informationsaustausch und der Vernetzung dienten:

International Joint Research and Training Program for Nation’s Memory and Archives Management 國家記憶與檔案管理國際培訓研習會

Gruppenbild des International Workshops for Professional Librarians (Bild: National Central Library)

Dieser “International Workshop for Professional Librarians” fand bereits zum fünften Mal an der National Central Library (NCL) in Taipei statt. Dieses Jahr wurde sich dort zu Themen wie Sammlung, Organisation und Erhalt von Schriftgut mit dem Ziel des Aufbaus nationaler Archive ausgetauscht. Zentral vertreten waren u.a. Themen des Erhalts und der Restaurierung von Schriftgut sowie neue Recherchemöglichkeiten und  Digitalisierung. Teilnehmer und Teilnehmerinnen kamen aus Europa, den USA und Kanada, Südostasien, Australien, Hongkong, Singapur und Taiwan.

Musiker bei der Welcome Reception (Bild: National Central Library)

Vorträge von zentralem Interesse hinsichtlich der Entwicklungen und Angebote in Taiwan seien hier beispielhaft genannt: Der Präsident der Academia Historica 國史館, Mi-cha Wu 吳密察, sprach zur Entwicklung digitaler Archive und Sammlungen der Regierung Taiwans im 21. Jahrhundert; die Generaldirektorin der NCL, Shu-hsien Tseng 曾淑賢, präsentierte Stand und geplante Entwicklungen des Taiwan Memory System der Nationalbibliothek; Michael Shi-yung 劉士永 vom Institute of Taiwan History der Academia Sinica stellte die aktuellen Vorhaben im Bereich der Digitalisierung an der Academia Sinica vor, mit Fallbeispielen aus dem Institute of Modern History und dem Institute of Taiwan History; James Quo-ping Lin 林國平, Leiter des Department of Cultural Creativity and Marketing des National Palace Museum, zeigte digitale Anwendungen für augmented reality als Begleitangebote zu den Sammlungen und Ausstellungen des Museums. Weitere Vorträge kamen von Vertretern der Nationalbibliotheken bzw. -archive Südkoreas, Singapurs, Australiens, Kanadas, etc. Der Workshop bot darüber hinaus Gelegenheit, Kontakte zu zahlreiche Bibliotheken mit sinologischen Sammlungen weltweit zu knüpfen. Im Rahmen des Workshops wurden unter anderem die National Archives Administration besucht sowie die dort angesiedelte Restaurierungswerkstatt und das Digitalisierungszentrum besichtigt.

Die Gelegenheit des Workshops nutzte Miriam Seeger auch  dazu, eine Festplatte mit einem Abzug von Sinica-Digitalisaten der Ostasienabteilung an die Kollegen der NCL zu übergeben, die in Kürze  gemeinsam mit weiteren bedeutenden internationalen Sammlungen von Rara-Digitalisaten über das Portal der NCL zugänglich gemacht werden sollen. Für CrossAsia Nutzer und Nutzerinnen besteht nun auch die Möglichkeit, sich Digitalisate der NCL nicht nur anzeigen zu lassen (diese sind seit Beginn 2017 frei zugänglich), sondern diese auch ausdrucken zu können.

大數據時代的古籍進化論研討會 (Neue Entwicklungen zur Erforschung des klassischen chinesischen Buchs im Zeitalter von Big Data)

Webauftritt zur Konferenz „Neue Entwicklungen zur Erforschung des klassischen chinesischen Buchs im Zeitalter von Big Data“

Auf Einladung der Organisatoren, dem Anbieter Transmission Books & Microinfo 漢珍數位圖書, besuchte Miriam Seeger die eintägige Konferenz, die in den Räumen der Academia Sinica stattfand. Die Konferenz sowie die verschiedenen Vorträge von Forschern der National Taiwan University, der Academia Sinica sowie der Chinese University of Hong Kong standen unter dem Motto des Austauschs von Erfahrungen bei der Benutzung von Datenbanken im Kontext der klassischen Sinologie.

8th International Conference of Digital Archives and Digital Humanities (DADH) 第八届數位典藏與數位人文國際研討會

Auf dem Weg zur DADH Konferenz: Campus der NCCU (Bild: NCCU)

Die bereits zum achten Mal stattfindende DADH Konferenz wurde 2017 an der National Chengchi University (NCCU) ausgerichtet und stand unter dem Motto „Digital Humanities Evolving: Past, Present, and Future“ 演化中的數位人文. Zahlreiche Vorträge zu aktuellen Entwicklungen in den DH, wie neue Tools und deren Anwendungsmöglichkeiten, Visualisierungsmöglichkeiten von Daten etc. wurden in Vorträgen und anhand von Postern präsentiert. Miriam Seeger stellte in diesem Kontext mit ihrem Vortrag „CrossAsia – Services and Resources for Digital Humanities in Asian Studies“ aktuelle Entwicklungen im Rahmen des Fachinformationsdienstes CrossAsia – FID Asien vor: Ein sich im Aufbau befindliches Repositorium soll Volltexte aus lizenzierten Datenbanken sowie frei zugänglichen Quellen über die CrossAsia Suche sowie über autorisierte Schnittstellen für registrierte Nutzerinnen und Nutzer zur Verfügung stellen. Sie stellte die sich aktuell im Aufbau befindliche Architektur des Repositoriums vor sowie dessen geplante Verzahnung mit den verschiedenen bereits bestehenden Angeboten von CrossAsia, wie die Suche und das Datenbankangebot. Darüber hinaus stellte sie Überlegungen dazu an, wie dieses Angebot im Rahmen internationaler Kooperationen mit Forschungsinstituten, Bibliotheken, Datenbankanbietern etc. weitergedacht werden kann.

Poster zur DADH Konferenz

Begrüßung durch den stellvertretenden Rektor der NCCU, Shu-Heng Chen 陳樹衡 (Bild: NCCU)

 

 

Informations- und Beschaffungsreise nach Japan

Eingang zur Tôshokan Sôgôten in Yokohama (Staatsbibliothek zu Berlin-PK/Ursula Flache)

Vom 4. bis zum 17. November unternahm Frau Ursula Flache, Fachreferentin für Japan, eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Informations- und Beschaffungsreise nach Yokohama und Tôkyô. Zunächst nahm sie an der dreitägigen Toshokan Sôgôten (図書館総合展, Library Fair & Forum 2018) in Yokohama teil, eine Veranstaltung vergleichbar mit dem Bibliothekartag,  und hörte Vorträge zu aktuellen Entwicklungen im japanischen Bibliothekswesen wie den neuen Angeboten der National Diet Library (NDL) oder der nächsten Generation von Online Repositorien. Die Toshokan Sôgôten umfasst auch einen Messeteil, auf dem sich sowohl Bibliotheken, Archive und andere Informationseinrichtungen als auch Verlage, Bibliotheksausstatter und Datenbankanbieter präsentieren. Im Rahmen der Toshokan Sôgôten sondierte Frau Flache das Titelangebot der dort vertretenen Verlage und führte mit den Datenbankanbietern der großen, japanischen Tageszeitungen, mit denen Lizenzen für CrossAsia bestehen, Gespräche hinsichtlich neuer geplanter Inhalte, die für die nächste Förderphase des Fachinformationsdienstes (FID) Asien interessant sein könnten.

Impression aus Jinbôchô (Staatsbibliothek zu Berlin-PK/Ursula Flache)

Die verbleibende Zeit der Reise verbrachte Frau Flache in Tôkyô und hier vornehmlich im Buchhändlerviertel Jinbôchô. Die Mehrheit der dort ansässigen Buchläden und Antiquariate hat sich auf bestimme Themengebiete spezialisiert, so dass ein gezielte Marktsichtung möglich ist. Frau Flache nutzte den Aufenthalt im Jinbôchô für die Erwerbung von älteren Titeln zur Anime- und Manga-Forschung, da diese Bereiche in der Vergangenheit nur in begrenztem Umfang beim Bestandsaufbau berücksichtigt worden waren. Außerdem wurden mit den Lieferanten, die das Japan-Referat zur Buchbeschaffung nutzt, Fragen zu aktuellen Bestellungen und Angeboten geklärt. An einem Nachmittag gab es zudem ein Treffen mit acht Verlagen, die ausgewählte Titel aus ihrem Programm gemäß dem FID-Sammelschwerpunkt Geistes- und Sozialwissenschaften präsentierten.

Neben Printmedien standen aber vor allem Gespräche zu elektronischen Ressourcen auf dem Programm. Mit mehreren Datenbankanbietern wurde hinsichtlich der Lizenzierung weiterer Inhalte verhandelt. Erfreulicherweise wird ab April 2018 die umfassende Gedichtsammlung 新編国歌大観(角川学芸出版) (Shinpen kokka taikan (Verlag Kadokawa Gakugei)) über die Datenbank JapanKnowledge zu Verfügung stehen. Darüber hinaus besteht die Hoffnung, dass in Zukunft auch japanische eBooks über die CrossAsia Plattform angeboten werden können. Wir werden berichten sobald sich das Angebot konkretisiert.

National Diet Library, Tôkyô (Staatsbibliothek zu Berlin-PK/Ursula Flache)

Bei einem Besuch der National Diet Library (NDL) tauschten sich Frau Flache und die dortigen KollegInnen zum einen zu Fragen des Internationalen Amtsdruckschriftentausches aus und zum anderen gab es ein Informationsgespräch zum Stand der Dinge bei der Revision des japanischen Urheberrechts. Bisher ist es nur japanischen Bibliotheken möglich am so genannten Sôshin Sâbisu der NDL teilzunehmen, was einen erweiterten Zugang zu den digitalen Sammlungen der NDL bedeutet. Schon länger gibt es auch von ausländischen Bibliotheken und Nutzern den Wunsch, dieses Angebot nutzen zu können. Dazu ist jedoch eine Änderung des Urheberrechtsgesetzes notwendig. Ein entsprechender Gesetzesentwurf wurde bereits vom Bunkachô eingebracht und im März 2017 bat das Bunkachô via Internet die Öffentlichkeit um Meinungen zu dem Gesetzesvorhaben. Diesen Aufruf verbreitete das CrossAsia Team auch in der japanologischen Fachcommunity auf deutscher und europäischer Ebene, um ein möglichst starkes Signal an die japanische Seite zu senden. Die Ergebnisse des Aufrufs sind inzwischen im Internet veröffentlicht. Im Herbst kam es zu einer vorzeitigen Auflösung des japanischen Parlaments gefolgt von vorgezogenen Neuwahlen am 22. Oktober 2017, wodurch das Vorhaben zunächst zum Stillstand kam.  Es stellte sich daher die Frage, wie es mit dem neuen Zeitplan für die Gesetzesänderung zum Urheberrecht aussieht. Im Gespräch mit der NDL erfuhr Frau Flache, dass der Gesetzgebungsprozess glücklicherweise an der Stelle fortgesetzt wird, an der das Verfahren derzeit zum Stehen gekommen ist. Sobald das Parlament seine Arbeit wieder aufnimmt, steht zunächst die Verabschiedung des Haushalts an. Dies wird voraussichtlich bis ca. Ende März 2018 dauern. Erst danach wird sich das Parlament anderen Gesetzesvorhaben widmen, d.h. die Revision des Urheberrechts wird nicht vor Sommer 2018 in Angriff genommen werden. Wenn hoffentlich das Gesetz angenommen wurde, müssen noch die eigentlichen Regelungen beschlossen werden und die NDL die praktische Organisation festlegen. Voraussichtlich werden die ausländischen Bibliotheken den gleichen Bedingungen unterliegen, wie jetzt schon die japanischen Bibliotheken. Die KollegInnen der NDL berichteten darüber hinaus, dass das Bunkachô sehr überrascht gewesen sei über das Echo auf den öffentlichen Aufruf den Gesetzentwurf zu kommentieren. Von den ca. 400 eingegangenen Kommentaren sei gut die Hälfte aus dem Ausland gekommen und dabei sehr viele aus Deutschland. Die Wünsche und Bedürfnisse der Japanwissenschaft im Ausland wurden also dort sehr wohl wahrgenommen.

Während der Reise kam es außerdem zu einem Treffen mit Vertretern der Ôtsukakai (Ôtsuka-Vereinigung). Ôtsuka Kinnosuke (大塚金之助, 1892-1977)  war ein Wirtschaftswissenschaftler marxistisch-leninistischer Prägung an der Hitotsubashi Universität, der sich auch als Dichter einen Namen gemacht hatte. Zwischen 1962 und 1985 ließen Prof. Ôtsuka beziehungsweise seine Witwe der Deutschen Staatsbibliothek in Ost-Berlin sechs Schenkungen mit mehreren tausend japanischen Büchern und Zeitschriftenheften zukommen, die dort gesammelt als die so genannte „Bibliothek Otsuka“ aufgestellt wurden. Diese Sondersammlung befindet sich heute in der Verwaltung der Ostasienabteilung. Die Ôtsukakai widmet sich der Pflege des Andenkens an Leben und Werk von Prof. Ôtsuka. Unter den Mitgliedern sind auch noch einige seiner ehemaligen Schüler.

Tôkyô Universität, Container mit Büroräumen neben der im Umbau befindlichen zentralen Universitätsbibliothek (Staatsbibliothek zu Berlin-PK/Ursula Flache)

Schließlich hatte Frau Flache noch einen Termin zur Besichtigung der Hauptbibliothek der Tôkyô Universität. Diese wird derzeit im Rahmen des „New Library“-Projekts umfassend umgebaut und renoviert. Die automatische Regalanlage im neuen Tiefmagazin ist bereits fertig gestellt und der ebenfalls neu eingerichtete so genannte Library Plaza, ein in hellem Holz ausgekleideter, kreisförmiger Gruppenarbeitsraum, wird während der laufenden Umbauphase noch als Lesesaal für die Stillarbeit genutzt. Nach der Renovierung sollen in der obersten Etage des Bibliotheksgebäudes die Asien-Bestände sämtlicher Teilbibliotheken der Tôkyô Universität vereinigt werden und als zentrale Arbeits- und Forschungsbibliothek dauerhaft zur Verfügung stehen. Die dafür notwendigen Vorbereitungen erfolgen im Rahmen des „Uehiro Project for the Asian Research Library“, zu welchem Frau Flache eine Einführung erhielt.

Die „Initiative zur historischen Japanforschung“ zu Gast in der Ostasienabteilung der Staatsbibliothek

Für ihre 30. Tagung am 25. und 26. November war die „Initia­ti­ve zur his­to­ri­schen Japan­for­schung“ zu Gast bei der Ost­asi­en­ab­tei­lung der Staats­bi­blio­thek zu Ber­lin und bei der Japa­no­lo­gie am Ost­asia­ti­schen Semi­nar der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin. Die 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hörten und diskutierten Beiträge (Programm) aus den unterschiedlichsten Bereichen der geschichtsbezogenen Forschung zu Japan. Am Samstag wurden ihnen in einem Beitrag der Ostasienabteilung die neu verfügbaren Service-Angebote auf CrossAsia – u.a. die Erweiterung der Suche um bibliographische Daten aus der National Diet Library, Tokyo, für die Möglichkeit zu direkten Anschaffungsvorschlägen, die Einbindung der frei verfügbaren NDL-Digitalisate, die Möglichkeit der nachfrageorientierten Digitaliserung (DoD), neu lizenzierte Datenbanken etc. – vorgestellt. Eine Führung durch das Haus am Potsdamer Platz und den Lesesaal der Ostasienabteilung beendeten das Programm des ersten Tages.

CrossAsia auf dem Orientalistentag

Zusammen mit Nicole Merkel-Hilf und Liudmila Olalde.

In der Woche vom 18. bis 22. September fand in Jena der 33. Deutsche Orientalistentag statt, der alle drei bis fünf Jahre von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft abgehalten wird. Der diesjährige Kongress stand unter dem Motto „Asien, Afrika und Europa“ und hatte die Zielsetzung des Wissenstransfers zwischen dem Orient und dem Okzident, sowohl bezüglich der Erforschung der Geschichte asiatischer und orientalischer Kulturen in Antike und Mittelalter als auch in der neueren Zeit.

Diese Zielsetzung spiegelt sich in der Vielzahl der fachspezifischen Panels und Einzelvorträge zu den verschiedenen Sektionen wieder, die beim Kongress vertreten waren. Auch für die Länder und Regionen Asiens waren zahlreiche interessante Beiträge vertreten. Das Programm der verschiedenen Fächer wurde darüber hinaus durch zahlreiche fachübergreifende Panels mit Beiträgen aus wissenschaftlichen Projekten und zu bibliothekarischen Vorhaben ergänzt.

Bei einem solchen fachübergreifenden Panel war CrossAsia mit drei Vorträgen zu neuen Angeboten und Aufgaben des FID Asien vertreten. Das Panel „Perspektiven digitaler Vernetzungen in den Asien- und Orientwissenschaften: Neue Forschungs- und Infrastrukturprojekte“, organisiert von Volker Adam (Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt) und Patrick Franke (Islamwissenschaft, Universität Bamberg),  beleuchtete verschiedene Projekte und Angebote für die Asien- und Orientwissenschaften, wie der Aufbau digitaler Editionsplattformen am Beispiel einer mit Wikipedia verknüpften Islam-Enzyklopädie, die Visualisierung von digitalen Geodaten in Raum und Zeit am Beispiel von Projekten der Islamic History Geodata Initiative oder Fortschritte bei der automatisierten Texterkennung bei handschriftlichen arabischen Texten. Neben weiteren Fachinformationsdiensten wie dem FID Nahost und dem FID Afrikastudien stellte CrossAsia drei Projektbereiche vor:

Nicole Merkel-Hilf spricht über die Publikationsmöglichkeiten bei CrossAsia. Foto: Daniel Brenn | Lizenz: CC BY-SA

Nicole Merkel-Hilf präsentierte die verschiedenen Möglichkeiten des elektronischen Publizierens für Asienwissenschaftlerinnen und Asienwissenschaftler. Auf drei Open Access Publikationsplattformen – CrossAsia-Repository, CrossAsia-eJournals und CrossAsia-eBooks – können Forschungsergebnisse zeitnah und kostenfrei veröffentlicht werden und Wissenschaftler so die Sichtbarkeit ihrer Arbeit erhöhen. Vorgestellt wurden darüber hinaus die mit dem E-Publishing Angebot verknüpften Mehrwertdienste, wie die Archivierung von Forschungsdaten und ein hochwertiges Print-on-Demand Angebot für CrossAsia-eBooks.

Miriam Seeger berichtet vom Aufbau eines Volltext-Repositoriums für CrossAsia. Foto: Daniel Brenn | Lizenz: CC BY-SA

Miriam Seeger berichtete von dem Vorhaben, an der Staatsbibliothek zu Berlin ein Integriertes Text-Repositorium aufzubauen. Diese Infrastruktur soll es nicht nur ermöglichen, die im Kontext von CrossAsia lizenzierten Volltexte und Images aus ihren vordefinierten Angebotsstrukturen wie z.B. den Zugängen über die Oberflächen der Datenbankanbieter zu befreien und als „Roh-Daten“ zu speichern und zu verwalten, sondern auch diese Volltextdaten im Kontext der Digitalen Geistes- und Sozialwissenschaften über Schnittstellen und die CrossAsia Suche der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen.

Liudmila Olalde präsentierte die Fortschritte, die im Bereich der OCR-Bearbeitung von Hindi- und Sanskrittexten am Beispiel der Naval Kishore Press erzielt werden konnten.  Von den 44 bereits digitalisierten Werken stehen Nutzern derzeit 22 Titel als editierbare Volltextversionen in Devanāgarī-Schrift und lateinischer Transliteration online zur Verfügung. Dies ermöglicht eine Volltextsuche in beiden Schriften nicht nur auf der Präsentationsoberfläche „Naval Kishore Press – digital“, sondern auch in den PDF-Dateien, die heruntergeladen werden können.

Während der gesamten Kongresstage war CrossAsia darüber hinaus mit einem Stand in der Ausstellung vertreten und informierte interessierte Besucherinnen und Besucher in Einzelgesprächen zu den verschiedenen Angeboten des FID Asien und beantwortete deren Fragen.

CrossAsia Informationsstand auf dem Orientalistentag. Foto: Staatsbibliothek zu Berlin – PK | Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0

 

Mekong-Ländertag 2017

Am 10. September fand der Mekong Ländertag statt, der, ursprünglich aus einem Teilprogramm der Asien-Pazifik-Wochen hervorgegangen, mittlerweile eine feste eigenständige Institution geworden ist. Veranstaltungsort war die Volkshochschule Berlin-Schöneberg.

Der Mekong-Ländertag bot auch dieses Mal ein Programm bestehend aus Vorträgen und Diskussionsrunden zu Geschichte, Wirtschaft, Entwicklungspolitik, Kunst und Kultur sowie Filmaufführungen, Tanzdarbietungen, Buchpräsentationen und Mini-Sprachkursen rund um die Mekong -Anrainerstaaten Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam und China.

Der Tag wurde durch Jutta Kaddatz, Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur und Soziales in Tempelhof-Schöneberg eröffnet.  Anwesend waren auch Vertreter der Botschaften.

Im Anschluss hatten die Teilnehmer von 12 – 18.30 Uhr die Möglichkeit, zwischen 35 verschiedenen Programmpunkten zu wählen. Die Entscheidung fiel oft schwer, denn die Vorträge und Aufführungen fanden parallel in 9 Räumen statt. Mehrere Referenten befassten sich mit der politischen Situation in den Ländern, wie z.B. Wilfried Lulei: „Vietnam 2017 – Wunsch und Wirklichkeit“, Gerhard Will: „Chinesisches Südmeer – Vietnamesisches Ostmeer“, Uta Gärtner: „Wandel braucht Zeit: Myanmar nach dem Wahlsieg. Andere Themen waren beispielsweise „Buddhismus und Geisterglaube in Thailand und Laos“ (Andreas Schneider), „Schamgefühl der Kambodschaner“ (Samnang Sam), „Hip-Hop in Myanmar“ (Tristan Hinkel) und „Der Einfluss neuer Medien in Kambodscha“ (André Hartlapp).

Auch die Staatsbibliothek war mit einem Vortrag über die „Literatur aus und über Südostasien in der Staatsbibliothek“ (Claudia Götze-Sam) vertreten. Nachdem die Referentin über die Geschichte der Sammlung berichtet und die Bestände einzelner Länder vorgestellt hat, informierte sie über den  Fachinformationsdienst Asien (FID Asien) und stellte das Portal des FID – CrossAsia mit seinen Angeboten vor.