CrossAsia DoD – die ersten digitalisierten Bücher sind online!

Seit März 2016 bietet “CrossAsia – Fachinformationsdienst Asien” Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit dem digitalen Wunschbuch einen nachfrageorientierten Digitalisierungsservice. Sie können uns gemeinfreie und noch nicht online frei verfügbare asienwissenschaftliche Werke zur Digitalisierung vorschlagen, und wir stellen Ihnen kostenfrei eine digitale Ausgabe bereit.

Für die Südasienwissenschaften können Sie nun die folgenden ersten fünf Werke auf “Literatur zu Südasien – digital” lesen, herunterladen und annotieren –

William Crooke: A rural and agricultural glossary for the N.-W. Provinces and Oudh (1888)

Jarl Charpentier: The Uttarādhyayanasūtra: the first Mūlasūtra of the Śvetāmbara Jains (1922)

Jayadatta Suri: Aśvavaidyakam: a treatise on the veterinary science (1886)

John Shakespear: A grammar of the Hindustani language (1826)

E. G. Wace: Final report on the first regular settlement of the Simla District in the Punjab, 1881-83 (1884)

Wir freuen uns auf weitere Digitalisierungswünsche, die Sie uns gerne über das Bestellformular oder per Mail (merkel@sai.uni-heidelberg.de) mitteilen können.

Xuxiu Siku quanshu, Daozang jiyao und Qing historical resources im Volltext

Volltexte und Scans der Originalseiten der über 5000 Titel umfassenden Sammlung chinesischer Titel der Sammlung Xuxiu Siku quanshu stehen ab sofort für CrossAsia Nutzer zur Verfügung. Als weitere Ressourcen aus dem Diaolong Portal (雕龍–中國日本古籍全文檢索資料庫) – ein gemeinsames Projekt japanischer, VR chinesischer und taiwanesischer Akteure – konnten “Essentials of the Daoist Canon” (Daozang jiyao 道藏集要) und eine im Aufbau befindliche Sammlung Qing-zeitlicher, historischer Texte (Qingdai shiliao 清代史料) lizenziert werden.

SEALG Meeting 2016 in Kopenhagen

Die Jahrestagung der Southeast Asian Library Group (SEALG) fand vom 24. bis 25. Juni 2016 in Kopenhagen statt. Gastgeber war die Bibliothek des Nordic Institute of Asian Studies (NIAS).

Die SEALG wurde bereits 1968 von britischen Bibliothekaren und Wissenschaftlern, die mit Südostasien befasst waren, gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten u.a. Vertreter der School of Oriental and African Studies (SOAS) und des British Museum, dessen Bibliothek ab 1973 durch den Zusammenschluss mit anderen Bibliotheken die British Library bildete.

Von Beginn an war es das Ziel, die Versorgung der Südostasienwissenschaften mit Ressourcen aus und über die Region zu verbessern. Aufgrund der Schwierigkeiten, Bücher aus der Region Südostasien zu beschaffen, und aufgrund der Sprachenvielfalt, was die Bearbeitung der Bücher erschwert, strebte die SEALG eine enge Kooperation und einen Erfahrungsaustausch unter SOA-Bibliothekaren und Wissenschaftlern an. Heute hat SEALG zirka 20 Mitglieder.

An der diesjährigen Tagung nahmen 13 Vertreter von unterschiedlichen Bibliotheken und Hochschulen aus sieben Ländern teil.

Den ersten Konferenztag eröffnete Holger Warnk, von der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit seinem Beitrag über „Malay Islamic Publishing in Malaysia in Jawi Script“. Holger Warnk untersuchte die Geschichte des Drucks islamischer Schriften in Jawi und deren aktuelle Stellung in Malaysia. Jawi ist ein Alphabet, das auf dem Arabischen basiert und über Jahrhunderte zur Schreibung der malaiischen Sprache benutzt wurde. Kitab Kuning („gelbe Bücher“), so genannt wegen des gelben Papiers auf dem sie gedruckt sind, wurden nicht nur in Malaysia, sondern u.a. auch in Süd-Thailand, auf Java, in Bombay und Kairo hergestellt. Seit geraumer Zeit ist ein drastischer Rückgang des Drucks dieser Art von Literatur festzustellen. Holger Warnk stellte auf seinen Reisen fest, dass es beispielsweise in Penang (Malaysia), einem Zentrum des Drucks von Kitab Kuning, im Jahr 2000 noch sechs Druckwerkstätten gab, im Jahr 2016 war aber nur noch eine einzige aktiv. Mit ca. 1900 Titeln besitzt die Sophia University in Tokyo weltweit die größte Sammlung von Kitab Kuning. Die Universitätsbibliothek Leiden hat die größte Sammlung dieser Art in Europa.

Es folgte der Beitrag „Vietnamese manuscripts at the British Library“ von Sud Chonchirdsin, Kurator für vietnamesische Literatur an der British Library. Er gab einen Überblick über die im Vergleich zu anderen südostasiatischen Manuskriptsammlungen kleine Sammlung vietnamesischer Manuskripte. Vietnamesische Gelehrte schrieben lange Zeit in Chinesisch (Chữ Hán). Erst später wurde eine vereinfachte auf dem Chinesischen basierende Schrift eingeführt (Chữ Nôm). Die Manuskripte, die sich in der Sammlung der British Library befinden, sind in Chữ Hán, Chữ Nôm oder in einer Mischform geschrieben. Es handelt sich um Rollen und Bücher. Sud Chonchirdsin zeigte und erläuterte einige Highlights der Sammlung wie z.B. ein kaiserliches Dokument aus dem Jahre 1793 und seltene Karten von der Reise einer vietnamesischen Gesandtschaft von Hanoi nach Peking, datiert auf das Jahr 1880. Alle vietnamesischen Manuskripte der British Library sind digitalisiert.

Preedee Hongsaton, Department of History, Thammasat University, Bangkok, sprach über „Thai Cremation Volumes: Precious sources for historical research“. Während seiner Tätigkeit an der National Library of Australia, die über die beachtliche Sammlung von ca. 3000 Bänden verfügt, hat dieses Thema sein Interesse geweckt. Cremation Volumes werden in Thailand seit dem 19. Jahrhundert aus Anlass des Todes einer meist aus gehobenen Verhältnissen stammenden Person gedruckt und an Verwandte, Freunde und Bekannte verteilt. Sie enthalten neben ausführlichen Informationen über den Verstorbenen Texte, die der Verstorbene selbst verfasst hat oder die ihm besonders wichtig waren, sowie buddhistische Texte. Für die Geschichts- und Sozialwissenschaft sind Cremation Volumes von großer Bedeutung und bisher kaum ausgewertet worden.

In dem Beitrag „Following the Footprints: H. J. Inman and his remarkable works on Shan manuscripts at SOAS, University of London“ gab Jotika Khur-Yearn von der SOAS-Bibliothek einen Überblick über die Shan-Manuskriptsammlung und stellte zwei von Captain H. J. Inman, einem Pionier der Shan-Forschung, bearbeitete Manuskripte näher vor. Inman hat von 1936 bis 1948 an der School of Oriental and African Studies Shan unterrichtet.

Doris Jedamski, Kuratorin der Südostasien-Sondersammlung der Universitätsbibliothek Leiden stellte in ihrem Beitrag „What’s in an archive?“ die archivarische Seite ihrer Tätigkeit vor. Anders als in anderen niederländischen Bibliotheken war das Archiv schon immer Bestandteil der Universität. Durch den Zusammenschluss der Universitätsbibliothek Leiden mit der Bibliothek des Kern Instituts 2010 und der Sammlung des Koninklijk Instituut voor Taal-, Land- en Volkenkunde  (KITLV) 2014 sowie durch zahlreich Schenkungen wuchs das Archiv. Es enthält beispielsweise Sammlungen von Organisationen und Vereinen, die in Niederländisch Indien tätig waren und zahlreiche Familienarchive. Die Bibliothek sammelt alles aus der Region, was vor 1950 erschien. Doris Jedamski zeigte zahlreiche Fotos und ließ das Publikum an den höchst interessanten Inhalten von Archiv-Kartons teilhaben. Zum Vorschein kamen Fotos, Briefe, Einladungen, Programmhefte und Eintrittskarten, Vereinsstatute, Verpackungen mit Werbung und vieles mehr, was die Vergangenheit vor den Augen des Publikums lebendig werden ließ.

Am Nachmittag hatten die Konferenzteilnehmer die Gelegenheit, die Königliche Bibliothek zu besichtigen, wo der Forschungsbibliothekar Bent Lerbaek Pedersen Einblicke in seine Arbeit gewährte und einige Schätze aus der Sondersammlung zeigte. Neben Palmblattmanuskripten in Khmer, Thai, Burmesisch und Javanisch war darunter auch ein Orakelbuch der Batak (pustaha), geschrieben auf Baumbast und in Knochen gebunden.

Am zweiten Tag fand das Business Meeting der SEALG statt. Nach Billigung des Protokolls über das Jahrestreffen 2015 in Paris und des Kassenberichts stand in diesem Jahr die Wahl des Komitees auf der Tagesordnung. In ihren Funktionen wieder gewählt wurden: Doris Jedamski, Universitätsbibliothek Leiden (Vorsitzende), Holger Warnk, Goethe-Universität Frankfurt am Main (stellvertretender Vorsitzender), Margaret Nicholson (Kassenwart), Jotika Khur-Yearn, SOAS Library, Sekretär, Jana Igunma, British Library. Zwei weitere Personen wurden in das Komitee gewählt: Christoph Caudron, Bibliothèque de la Maison Asie-Pacifique, Aix-Marseille Université, und Mia Nilsson, Asia Library, Lund University.

Es folgten Berichte der Mitglieder über die aktuelle Arbeit in ihren Bibliotheken. Unter anderem berichtete Inga-Lill Blomkvist (NIAS Library and Information Centre, Kopenhagen) über den Zusammenschluss der NIAS Bibliothek mit der Universitätsbibliothek, was mit zahlreichen Veränderungen und Stellenkürzungen einherging. Die digitale Sammlung soll zukünftig noch konsequenter ausgebaut werden.

Christoph Caudron informierte über die besondere Situation des Maison Asie-Pacifique in Marseille mit zwei Teilbibliotheken, der des Centre de Recherche et de Documentation sur l’Océanie (CREDO) und des Institut de recherches Asiatiques (IrAsia).

Claudia Götze-Sam (Staatsbibliothek zu Berlin) informierte über die erfolgreiche Bewerbung im Rahmen des DFG-Förderprogramms „Fachinformationsdienste für die Wissenschaft“ (FID). Zu dem neu gebildeten Fachinformationsdienst CrossAsia – FID Asien gehören die Ost-, Südost- und Zentralasiensammlung der Staatsbibliothek zu Berlin und die Südasiensammlung der Universitätsbibliothek Heidelberg. Sie berichtete über neue Aktivitäten im Rahmen des FID wie z.B. die Einrichtung einer Publikationsplattform, wo die Möglichkeit besteht, im Open Access Aufsätze, Working Papers, Hochschulschriften, e-journals und e-books zu publizieren, und eines neuen Digitalisierungsservices für gemeinfreie oder vergriffene Titel mit Asienbezug (CrossAsia DoD).

Holger Warnk sprach über die Buchmesse in Frankfurt, bei der Indonesien Ehrengast war. Er stellte noch einmal heraus, wie wenig indonesische Bücher direkt aus dem Indonesischen ins Deutsche übersetzt wurden. Außerdem gab er bekannt, dass die Südostasien-Bestände der Universität Frankfurt seit kurzem an das elektronische Fernleihsystem angeschlossen sind.

Sud Chonchirdsin machte die Teilnehmer auf den Asien-Afrika-Studien-Blog der British Library aufmerksam, der von den Nutzern sehr gut angenommen wird.

Doris Jedamski und Jotika Khur-Yearn berichteten u.a. von Umzugsprojekten und geplanten Ausstellungen. So bekommt SOAS schon in diesem Jahr mehr Platz im Senate House. An der Universität Leiden wird im September 2017 die neue Asian Library eröffnet, ein Ereignis das mit zahlreichen Begleitveranstaltungen („Asian Year“) begangen wird und für Doris Jedamski mit viel Arbeit verbunden ist.

Mit Gerald Jackson von NIAS Press Kopenhagen, der als Gast an dem Meeting teilnahm, wurde über ein gemeinsames Buchprojekt, ein Handbuch der Südostasien-Sammlungen, diskutiert, zu dem Bibliothekskuratoren und Wissenschaftler beitragen könnten. Details  werden in Kürze von einer Projektgruppe erarbeitet.

Zugriffsprobleme auf Datenbanken behoben / database access problems solved

Der Zugriff auf die lizenzpflichtigen Datenbanken funktioniert wieder für alle Nutzerinnen und Nutzer. Sollten Sie trotzdem Probleme/Schwierigkeiten haben, kontaktieren Sie uns bitte.

The access to the licenced databases is now working again for all users. Should you still encounter any problems or difficulties, please contact us.

CrossAsia-eBooks ist online …

… mit einer Neuerscheinung zum Thema Arbeitsmigration:

UprechtIm Vorfeld der näher rückenden FIFA-Weltmeisterschaft in Katar wächst das mediale Interesse an der großen Rolle, die ausländische Arbeitskräfte für das rasante Wachstum der Golfstaaten-Metropolen spielen, und an den oft problematischen Arbeits- und Lebensbedingungen dieser Menschen. Deutlich weniger Aufmerksamkeit gilt jedoch dem ‚anderen Ende‘ dieser Migrationsprozesse, nämlich den Kontexten, aus denen diese Arbeiter kommen und in die sie später zurückkehren.

Hannah Uprety untersucht in ihrer Masterarbeit Between Exploitation and Economic Opportunity?: Identities of Male Nepalese Labor Migrants in the Gulf Region wie sich diese meist männlichen Migranten und ihre Familien in transnationale Formen der Lebensführung einfinden und wie ihre Identitäten sich entlang dieses Prozesses verändern.

Außerdem neu auf CrossAsia-eBooks die ersten Bände der Reihe Berlin Geographical Papers, die Ergebnisse von aktuellen Forschungsprojekten am Centre for Development Studies der Freien Universität Berlin (ZELF) veröffentlicht. Der regionale Schwerpunkt liegt auf Asien mit besonderem Fokus auf Süd- und Zentralasien. Die Reihe hat das Ziel der schnellen Kommunikation von Forschungsergebnissen an eine interessierte Öffentlichkeit.

Mit der Open-Access-Plattform CrossAsia-eBooks bieten wir Asienwissenschaftlerinnen und Asienwissenschaftlern weltweit eine zeitnahe und kostenfreie Publikationsmöglichkeit für wissenschaftliche E-Books. CrossAsia-eBooks ergänzt unsere Angebote CrossAsia-Repository und CrossAsia Journals im Bereich elektronisches Publizieren.

CrossAsia E-Publishing auf der 24. ECSAS in Warschau (27.–30. Juli 2016)

CrossAsia E-Publishing wird auf der 24. European Conference on South Asian Studies in Warschau im Verlagsbereich mit einem Stand vertreten sein. Besuchen Sie uns und informieren Sie sich über die Publikationsmöglichkeiten, die Ihnen CrossAsia E-Publishing für Bücher, Serien und Zeitschriften anbietet. Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Warschau!

CrossAsia E-Publishing at the 24th ECSAS in Warsaw (27-30 July 2016)

CrossAsia E-Publishing will be present at the 24th European Conference on South Asian Studies in Warsaw. Visit us at the publisher space and get informed on the various possibilities we offer for publishing your books, series or journals. We are looking forward to seeing you in Warsaw!

Reise ins China des frühen 20. Jahrhunderts – mit einer Online-Fotoausstellung zum Nachlass Fritz und Hedwig Weiss

Im Frühjahr 2016 hat die Staatsbibliothek zu Berlin den Nachlass Weiss übernommen, des deutschen Konsuls Fritz Weiss und seiner Frau Hedwig Weiss-Sonnenburg. Die Sammlung, die zahlreiche Dokumente und Fotografien insbesondere aus dem mehrjährigen Aufenthalt des Ehepaares Weiss im Südwesten Chinas zu Beginn des 20. Jahrhunderts enthält, wurde von Tamara Wyss, der Enkelin von Fritz und Hedwig Weiss, an die Staatsbibliothek übergeben.

Tamara Wyss auf den Spuren ihrer Großeltern, Chongqing, 2002. Foto: privat, Fotografin: Lie Mei

Tamara Wyss auf den Spuren ihrer Großeltern, Chongqing, 2002. Foto: privat, Fotografin: Lie Mei

Tamara Wyss hat sich viele Jahre intensiv mit der Geschichte ihrer Großeltern befasst. Sie recherchierte in den Archiven nach der diplomatischen Korrespondenz aus dem Konsulat Chengdu, reiste auf den Spuren ihrer Großeltern und versuchte dabei den Ursprung der Fotografien und Aufzeichnungen zu ermitteln. Sie nahm es sich zum Ziel, die Geschichte ihrer Großeltern der Öffentlichkeit bekannt zu machen, beispielsweise mit Fotoausstellungen in China an den Orten, wo ihre Großeltern gelebt haben, einem Bildband mit zahlreichen Fotos aus dem Nachlass (Gestern im Land von Ba und Shu, 2009), sowie Buchpräsentationen.

Tamara Wyss ist im März 2016 verstorben. Wir haben gerne ihren Wunsch aufgegriffen, eine Auswahl der Fotografien aus dem Nachlass gemeinsam mit Erinnerungen aus den Tagebüchern und Aufzeichnungen von Fritz und Hedwig Weiss in einer Online-Ausstellung zu präsentieren. Mit dieser Ausstellung möchten wir an ihr Schaffen erinnern und ihr Bestreben fortsetzen, die Geschichte ihrer Großeltern zu erzählen.

Max Friedrich Weiss (1877-1955) war Orientalist und Diplomat. Bis zum Eintritt Chinas in den Ersten Weltkrieg war er deutscher Konsul in Chengdu, Sichuan, und Kunming, Yunnan. 1899, im Alter von 22 Jahren, reiste Fritz Weiss nach Abschluss seines Studiums in den Fächern Jura und Chinesisch zum ersten Mal nach China. Zunächst war er als Dolmetscher tätig, trat aber schnell in den konsularischen Dienst über. 1904 wurde er an das Konsulat in Chengdu versetzt, 1907 übernahm er bereits die kommissarische Leitung und ab 1912, nach Bestehen der Konsularprüfung, die Leitung des Konsulats. Bei einem Heimaturlaub im Jahr 1911 wurde er mit Hedwig Margarete Sonnenburg (1889-1975) bekanntgemacht, die ihn nach ihrer Heirat noch im selben Jahr nach China und auf den neuen Posten begleitete. Hedwig Weiss war als Reiseschriftstellerin und Kinderbuchautorin zeitlebens durch ihre Erlebnisse in China geprägt und hat diese in ihren Texten verarbeitete. 1914 wurde Fritz Weiss nach Yünnan-fu, dem heutigen Kunming, versetzt, um dort ein neues Konsulat zu errichten. Die zwei Töchter des Ehepaares Weiss, Jutta und Alice, wurden in Yunnan geboren.

Am Wannsee, Fritz und Hedwig während der Verlobungszeit, Frühjahr 1911

Am Wannsee, Fritz und Hedwig während der Verlobungszeit, Frühjahr 1911

Hedwig Sonnenburg war eine sehr abenteuerlustige und neugierige, aber auch romantische junge Frau. In ihren Memoiren schreibt sie: „[…] die Sehnsucht in die Ferne war mächtig in mir. Jede Weite, die ich vor mir sah, liess mich von noch grösseren Weiten träumen, jeder Wald liess den ewigen Wald vor mir entstehen, jeder Ritt, wenn die Luft um meine Ohren brauste, liess mich von wilden Ritten über unbekannte, endlose Steppen träumen.“ (S.3) Und Fritz Weiss erinnert sich in seinen Memoiren: „Mag sein, dass die Aussicht auf eine wilde Reise über den Pamir, ein Projekt, mit dem ich mich damals trug, bis zu einem gewissen Grad bei den Entschließungen von Frl. Sonnenburg für mich gesprochen hat.“ (S.308)

Zwischen Kennenlernen, Verlobung, Heirat und Abreise nach Chengdu, wo Fritz seinen Posten als Konsul antreten sollte, widmeten sie sich aufwendigen Reisevorbereitungen für ihr Leben und die geplanten Expeditionen in China. Sie hatten Kameras zur Dokumentation ihrer Erlebnisse im Reisegepäck und organisierten sogar einen Edison-Phonograph zur Aufnahme von Gesängen auf Wachswalzen, die sie Prof. Hornbostel vom psychologischen Institut in Berlin versprochen hatten (Hedwig Weiss-Sonnenburg, Memoiren, S.9); mit ihm zeichneten sie die Gesänge der Yangzi-Treidler und eines Stammes aus dem Volk der Yi auf. Die Wachswalzen sind heute im Bestand des Ethnologischen Museums in Berlin.

Begleiten Sie Fritz und Hedwig Weiss auf ihren Spuren durch das Südwestchina des frühen 20. Jahrhunderts, einer politischen und gesellschaftlichen Umbruchsphase zwischen den letzten Jahren des Qing-Reiches und dem Eintritt Chinas in den Ersten Weltkrieg im Jahr 1917, in dessen Folge die diplomatischen Beziehungen mit dem deutschen Kaiserreich abgebrochen wurden und die Familie Weiss aus China ausreisen musste. Besuchen Sie mit ihnen die Städte Chongqing, Chengdu und Kunming. Nehmen Sie teil an ihren abenteuerlichen Reisen und Expeditionen per Boot durch die Drei Schluchten des Yangzi ins chinesische Hinterland, in die entlegenen Bergregionen und Flusstäler Sichuans, zu dem unabhängigen Volk der Yi und bei der Ausreise aus China 1917, die mit einem Marsch quer über Land von Kunming in nördlicher Richtung zum Yangzi startete.

Die Fotoausstellung Reisen im Südwesten Chinas, 1899-1917 zum Nachlass Weiss finden Sie unter:
themen.crossasia.org/weiss oder crossasia.org > Ressourcen > Themenportale

Yalong-Schlucht, 1910

Yalong-Schlucht, 1910

Yangzi-Treidler bei der Arbeit, 1911

Yangzi-Treidler bei der Arbeit, 1911

Gasse in Chongqing mit den Sänften von Fritz und Hedwig, 1912-1914

Gasse in Chongqing mit den Sänften von Fritz und Hedwig, 1912-1914

Familiengruppe vor einem Haus der Yi mit typischer Kleidung und Kopfschmuck, Herbst 1913

Familiengruppe vor einem Haus der Yi mit typischer Kleidung und Kopfschmuck, Herbst 1913

 

Leihgaben aus der Ostasienabteilung für eine Ausstellung im Kunstgewerbemuseum

Vom 08.07.2016 bis zum 09.10.2016 wird im Kunstgewerbemuseum  (Schloss Köpenick, Berlin) die Ausstellung Lob der Guten Herrschaft. Die Lackkunst des Gérard Dagly im Berliner Schloss zu sehen sein.

Gérard Dagly (ca. 1660–1715), ein Lackkünstler der Barockzeit, wurde im Jahr 1686 vom Großen Kurfürsten nach Berlin gerufen und im Jahr darauf zum Kammerkünstler ernannt. Er gründete alsbald die Berliner Hoflackwerkstatt, die erste ihrer Art in Europa. Daglys zentrales Werk ist der im Berliner Kunstgewerbemuseum erhaltene Münzschrank aus dem Antikenkabinett der königlichen Kunstkammer, ein früher Beleg seiner ernsthaften künstlerischen Auseinandersetzung mit ostasiatischen Vorbildern.

Aus dem Bestand der Ostasienabteilung werden in der Ausstellung Stücke zu sehen sein, die das intellektuelle Umfeld Daglys am Hofe des Großen Kurfürsten widerspiegeln, das auch geprägt war von dessen starkem Interesse für Ostasien und in dessen Büchersammlung sich wohl seit 1674 bereits Sinica befunden haben. Gezeigt werden Vertreter dieser frühen Sinica wie das Ming-zeitliche Zeichenwörterbuch Zihui 字彙 von Mei Yingzuo 梅膺祚, von welchem die Bibliothek ursprünglich drei Exemplare besaß. Deren eines hat Christian Mentzel (1622-1701),  kurfürstlicher Rat und Leibarzt Friedrich Wilhelms und mit der Sinica-Sammlung der Kurfürstlichen Bibliothek betraut,  für sein eigenes neun Foliobände umfassendes Lexicon characteristicum Chinensium von 1698 zeilenweise zerschnitten, aufgeklebt und mit Lesungen und Übersetzungen aus Francisco Diaz‘ Vocabulario de Letra China versehen, ein weiteres (unvollständiges) Exemplar wurde wohl um 1910 ausgesondert. Desweiteren das Christian Mentzel  zugeschriebene Porträt des Großen Kurfürsten von 1685, Mentzels um 1698 entstandener Chinesischer Schlüssel (Clavis Sinica), ein nach Radikalen plus Strichzahl geordneten Verzeichnis chinesischer Schriftzeichen unter Angabe der Aussprache und einer Übersetzung ins Lateinische, nach Mentzel ein Auszug aus Diaz‘ Vocabulario, nebst einem auf der chinesischen Grammatik von Martin Martini (1614-1664) basierenden Text, auf deren Manuskript Mentzel von Philippe Couplet (1623 – 1693) hingewiesen worden war und das er im Jahr 1689 von Andreas Cleyer (1634-1698) aus Batavia erhielt.

Ein Höhepunkt der Ausstellung wird zweifelsohne die Typographia Sinica sein, ein aus massivem Eichenholz gefertigtes Schränkchen, das in zehn schmalen Schubfächern insgesamt 3287 Drucktypen, ca. 2,5 cm3 große Würfel aus Buchenholz, auf deren einer Seite chinesische Schriftzeichen eingeschnitten und auf deren anderer Seite mit Tinte Zahlen aufgetragen sind, enthält. Andreas Müller (um 1630-1694), seit 1667 Probst an der Nikolaikirche in Berlin und Vorgänger Christian Mentzels in der Betreuung der chinesischen Bücher des Großen Kurfürsten, hat sie der Kurfürstlichen Bibliothek bei seiner Verabschiedung aus dem Amt im Jahr 1685 überlassen. Die Typographia Sinica stellt wohl den ersten Versuch dar, in Europa einen Grundstock chinesischer Schriftzeichen herzustellen und ist somit ein beachtenswerter materieller Zeuge der Bemühungen von Gelehrten des 17. Jh. um die chinesische Sprache und Kultur, der nun erstmals seit drei Jahrzehnten wieder in Gänze in einer Ausstellung präsentiert wird.

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Besuch aus Shanghai

Am 07. Juni weilte eine Delegation des „Chinese Ancient Books Preservation and Conservation Institute“ der Fudan-Universität, Shanghai, mit seinem Direktor und ehemaligen Präsidenten der Fudan, Herrn Prof. Dr. Yang Yuliang, zu einem Informationsbesuch in der Staatsbibliothek. Nachdem es aus Anlass der Tagung International Collector’s Conference on Collecting and Preserving Rara, 国际藏书家古籍收藏与保护研讨会 an selbigem Institut im Oktober letzten Jahres bereits Gelegenheit zum Austausch mit den Tagungsteilnehmern  und Mitarbeitern des Instituts gegeben hatte, war die Delegation besonders interessiert,  mehr über die Digitalisierungsprojekte der Ostasienabteilung zu erfahren und Stücke aus frühen Sinica-Sammlung der Ostasienabteilung und der durch die Orientabteilung betreuten Turfan-Sammlung  zu sehen. Präsentiert wurden Stücke aus den Sammlungen Hirth, Moellendorff und Müller, dem Libri sin. N.S. – Bestand sowie vier Turfan-Fragmente. Dabei lag ein besonderes Augenmerk seitens der Besucher bei bindungs-und drucktechnischen Besonderheiten bzw. Fragen des Schreibmaterials.

Im Anschluss begab sich die Delegation in die Restaurierungswerkstatt der Abteilung Bestandserhaltung und Restaurierung in das Haus Unter den Linden, wo sie von Frau Britta Schütrumpf (Buch-und Papierrestauratorin) durch die dortigen Räume geführt wurden und von den anwesenden Mitarbeiterinnen eine jeweilige Probe ihrer aktuellen Arbeit gezeigt bekam. Da das Institut der Fudan-Universität derzeit den Aufbau einer eigenen Restaurierungswerkstatt plant, kam es hier zu einem angeregten  Austausch zwischen den Spezialisten.

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Frau Britta Schütrumpf und Herr Prof. Yang Yuliang

 

 

 

Testzugang zu 弘文荘待賈古書目 – neue Recherchemöglichkeit in JapanKnowledge

Bis Ende Juli bieten wir den registrierten Nutzerinnen und Nutzern über die Datenbank JapanKnowledge ein neues Teilmodul zur Recherche von bibliographischen Informationen von vormodernen japanischen Handschriften und Publikationen testweise an. Es handelt sich dabei um die vom Verlag Yagi Shoten in eine elektronisch recherchierbare Form gebrachten Verkaufskataloge des Antiquariats 弘文荘. Neben bibliographischen Beschreibungen der einzelnen Werke werden auch Abbildungen und Verkaufspreise mit angegeben.

In der einfachen Suche (基本検索) wird diese Teil-Datenbank wie alle anderen auch mit durchsucht, in der erweiterten Suche (詳細検索) kann sie direkt angesteuert werden.

Wir würden uns über Ihre rege Nutzung und natürlich über Ihre Kommentare dazu unter x-asia(at)sbb.spk-berlin.de oder im Forum freuen.