Verfasst von Cordula Gumbrecht und Martina Siebert
Wie bereits im Newsletter Nr. 3/2012 berichtet, konnte die Staatsbibliothek zu Berlin vor einigen Jahren die Sammlung Unschuld erwerben, eine Sammlung von 823 chinesischen medizinischen Handschriften, die in das 16. bis in die Mitte des 20. Jhs. datieren (weitere 58 Manuskripte derselben Sammlung sind im Bestand des Ethnologischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin).
Jüngst sind nun weitere 121 Handschriften aus dem Bereich der traditionellen chinesischen Humanmedizin sowie 33 tiermedizinische Handschriften hinzugekommen. Wir möchten dies zum Anlass nehmen, die weltweit umfangreichste Sammlung dieser Art hier kurz zu beschreiben und in den Kontext des Sinica-Bestandes der Staatsbibliothek zu stellen.
Der Sammler
Die Handschriften wurden über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten durch den Sinologen und Medizinhistoriker Paul U. Unschuld in Ostasien erworben. Prof. Unschuld hatte von 1986 bis 2006 den Lehrstuhl für Geschichte der Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne und leitet seit 2006 das Horst-Görtz-Stiftungsinstitut für Theorie, Geschichte und Ethik Chinesischer Lebenswissenschaften der Charité Berlin.
Datierung, Provenienz, Autoren
Einzelne Stücke aus der Sammlung sind bis zu 400 Jahre alt (z.B. 小兒推拿秘訹, Slg. Unschuld 8567; 靈樞內經, Slg. Unschuld 8728; 藥性歌訣, Slg. Unschuld 8720), die Mehrheit der Handschriften datiert jedoch in das 19. bzw. 20. Jahrhundert. Die Texte sind regional überwiegend in China zu verorten, einige von ihnen beziehen sich speziell auf Nordchina (鬼子翻語書, Slg. Unschuld 8017; 外科遍正法, Slg. Unschuld 8042; 濟世良方, Slg. Unschuld 8045; 良方集要, Slg. Unschuld 8046). Die Autoren bzw. Schreiber waren Ärzte, Apotheker, Medizinstudenten, Gelehrte, Wanderärzte, Magier, Volks- und Laienheiler und interessierte Privatleute. Die Texte wurden meist für den persönlichen Gebrauch angefertigt und waren in der Regel nicht zur Veröffentlichung bestimmt.
Inhalt
Etwa ein Drittel der Manuskripte sind Exzerpte aus gedruckten Büchern, wobei nur wenige der Autoren Angaben machen, aus welchen Büchern kopiert wurde. Daneben finden sich Zusammenstellungen von Rezepten, Drogenbeschreibungen und anderen therapeutischen Techniken wie Akupunktur und Massage (z.B. 針灸擇要, Slg. Unschuld 8566; 吳氏家藏推拿法, Slg. Unschuld 8350), zum Teil mit persönlichen Kommentaren hinsichtlich ihrer Nützlichkeit. Magische Techniken, Amulette und Beschwörungen bilden einen anderen wichtigen Teil (祝由書, Slg. Unschuld 8650; 法病書, Slg. Unschuld 8554; 道法積中, Slg. Unschuld 8239). Die Sammlung enthält aber auch Texte nicht-medizinischen Inhalts wie Verträge (雜選配本, Slg. Unschuld 8066; 驗方記擇, Slg. Unschuld 8162; 家藏醫藥抄本, Slg. Unschuld 8164, 簡易良方, Slg. Unschuld 8573), Einladungen zu Hochzeiten (總記錄. 萬種囊, Slg. Unschuld 8219), sowie pharmakologische Lehropern (z.B. 草木春秋, Slg. Unschuld 8095).
Der Großteil der Exzerpte aus gedruckten Büchern – keine der Handschriften stellt eine vollständige Kopie eines solchen dar – stammt aus zwei Kategorien von Titeln, zum einen aus Einführungen in die klinische Praxis und deren praktischer Anwendung, zum anderen aus Büchern, die zwar gedruckt wurden, aber in nur wenigen Kopien zirkulierten. Als der meist zitierte Text in den Manuskripten in Berlin lässt sich das Yizong jinjian 醫宗金鑒 („Golden mirror of medicine“) ausmachen (s. Chinese traditional healing : the Berlin collections of manuscript volumes, edited by Unschuld and Zheng, p.4). In diesem enzyklopädisch angelegten Werk hat Wu Qian 吳謙 (1689-1748) Wissen aus allen klinischen Kategorien in einfacher Sprache zusammengestellt. Die Berliner Manuskripte kopieren aus dem Werk zumeist jene Abteilungen, die als am nützlichsten in der therapeutischen Anwendung betrachtet wurden, nämlich: Akupunktur, Pocken, frauentypische Beschwerden, Pädiatrie und Äußere Medizin. In den Manuskripten finden sich auch Exzerpte aus äußerst raren Werken, wie z.B. Gao Rushans 高如山 Xianchuan douzhen qishu 仙傳痘疹奇書 („Extraordinary book on smallpox, transmitted by immortals“) von 1598, das in nur wenigen Exemplaren gedruckt wurde (Slg. Unschuld 48019, Bd. im Besitz des Ethnologischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin). Mit der Handschrift Slg. Unschuld 8101 ist der Text des Michuan hou ke 秘傳喉科 („Secretly transmitted laryngology“) erhalten, eines Manuskripts, das in der Familie eines Qing-zeitlichen Spezialisten für Halskrankheiten von Generation zu Generation weitergegeben, aber nie gedruckt wurde, und damit heute ein Unikat darstellt.
Paul U. Unschuld und Zheng Jinsheng haben in ihrem Katalog zur Sammlung (Chinese traditional healing : the Berlin collections of manuscript volumes from the 16th through the early 20th century. Leiden u.a.: Brill 2012, vol. 1, p.17) den Inhalt der 881 Manuskripte wie folgt aufgeschlüsselt: Rezepte bilden mit mehr als einem Drittel aller Titel die größte Kategorie (311 reine Rezeptsammlungen + 36 neben anderem auch Rezepte). Insgesamt sind 52.490 Rezepte verzeichnet. Gefolgt wird diese dominante Gruppe von Titeln zur Pädiatrie, hier speziell zu Pocken, Massage (tuina 推拿) und Ätztherapie (82+3 Titel), zur Puls- und Zungendiagnose (52+9), zu Materia Medica (bencao 本草) (50+13), zur Gynäkologie (52), zur Äußeren Medizin (47+2) etc. Die Dominanz von Rezepten weist auf eine Nutzung durch die Allgemeinbevölkerung hin, denn pharmazeutische Rezepte boten den Vorteil, dass sie direkt angewandt werden konnten, ohne dass erst therapeutische Techniken erlernt werden mussten. Wichtig war einzig, dass die Rezepte aus verlässlicher Quelle stammten. Oftmals wurden Rezepte in Versform geschrieben, da sie so einfacher zu memorieren waren (siehe z.B. 醫方抄本, Slg. Unschuld 8170; 藥性歌括, Slg. Unschuld 8214; 李東垣先生藥性賦, Slg. Unschuld 8226).
Schreibmaterial, Bindung, Formate
Die meisten der Manuskripte sind auf Papier eher schlechter Qualität geschrieben. Seidenpapier, das für Ming-zeitliche Handschriften typische Papier, ist hier eher selten anzutreffen. Die Mehrzahl der Texte findet sich auf dem für die Qing-Zeit typischen Bambuspapier, auf grobem, robustem Papier aus Reisstroh (藥性歌括, Slg. Unschuld 8214) oder auf wahrscheinlich von den Schreibern selbst hergestelltem Papier. Viele der Manuskripte weisen eine primitive Bindung auf, oftmals wurden lediglich Papierfäden durch zwei oder drei Löcher gezogen (z.B. 五官科用藥手册, Slg. Unschuld 8005; 醫藥歌賦, Slg. Unschuld 8008). Das Format beträgt gewöhnlich – in Anlehnung an gedruckte Bücher – 20 bis 25 x 10 bis 15 cm. Einige Manuskripte sind auf langen, zu Leporellos gefalteten Papierbögen geschrieben. Dieses Format war für Wanderärzte und -heiler von größerer Zweckmäßigkeit, da sie leicht auf der gewünschten Seite aufgeschlagen, aber auch entfaltet werden konnten und so schnell als Ganzes erfassbar waren, z.B. im Fall von Arzneimittellisten. Die Titel haben Taschenformat und sind zum Schutz in Schubern aus mit blauem Stoff bezogener Pappe verstaut (z.B. 幼科摘要, Slg. Unschuld 8422). Des Weiteren finden sich unter den Berliner Manuskripten sieben Rollen, ein für medizinische Texte eher seltenes Format (z.B. 醫方卷子之一至之七, Slg. Unschuld 8255-8261).
Was macht die Sammlung so einzigartig?
Die große Mehrheit der Texte zu chinesischer Medizin in chinesischen Bibliotheken sind gedruckte Bücher. Den für den Gebrauch bestimmten medizinischen Handschriften wurde keine große Wertschätzung entgegen gebracht. Auch in chinesischen Antiquariaten trifft man nur sporadisch auf dieses Schrifttum, da auch hier ein vor allem bibliophil orientierter Markt bedient wird. Wenn überhaupt, werden Manuskripte dieser Art an Straßenständen und auf Flohmärkten angeboten. Chinesische Forschung zur traditionellen Medizin arbeitet nach Aussage von Paul U. Unschuld bislang kaum mit Manuskripten, obwohl diese Literatur einer breiteren und vielschichtigen Autorenschaft entstammt als die gedruckte und sie daher einen neuartigen Zugang zur therapeutischen Praxis im traditionellen China ermöglicht.
Katalog, Titelnachweis, weitere Quellen und weiterführende Literatur im Bestand der Staatsbibliothek
Die Sammlung ist bereits erschlossen in dem vom Sammler selbst in Zusammenarbeit mit Zheng Jinsheng herausgegebenen Katalog Chinese traditional healing. The Berlin collections of manuscript volumes from the 16th through the early 20th century. 3 Bde. Leiden u.a.: Brill 2012. Band 1 enthält eine umfassende Einführung in die Sammlung sowie zahlreiche Indizes, u. a. zur einschlägigen Terminologie, Band 2 und 3 geben die genaue Beschreibung der Manuskripte wieder (Mss. 8001-8449 bzw. 8450-48963). Der Katalog kann im Ostasienlesesaal der Staatsbibliothek unter der Signatur OLS Bb OA chin 50 eingesehen werden.
Zudem sind sämtliche Manuskripte im Online-Katalog der Ostasienabteilung nachgewiesen. Die tiermedizinischen Handschriften können mit einer Suche nach „Sammlung Unschuld/Ramey“ gemeinsam aufgerufen werden. Manuskripte mit dem Standortvermerk „Band im Besitz des Ethnologischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin“ sind hier ebenfalls nachgewiesen, können jedoch nur im Ethnologischen Museum eingesehen werden.
338 Titel der Sammlung wurden bereits digitalisiert und sind über den Katalog oder direkt in den Digitalisierten Sammlungen der Staatsbibliothek zugänglich.
Die Digitale Sammlung der Staatsbibliothek, CrossAsia und die gedruckten Bestände der Sinica-Sammlung der Ostasienabteilung bieten zahlreiche weitere hilfreiche Ressourcen für die Arbeit mit der Sammlung oder allgemein zur traditionellen chinesischen Medizin. Neben den medizinischen Titeln in Datenbanken wie der Scripta sinica und der Jiben gujiku – beide verfügen über einen Zugriff nach Kategorie, i.e. 子部:醫家 bzw. 哲科庫:醫學類 – bietet CrossAsia auch Zugriff auf Apabi 中医古籍库 : Ancient Books of Traditional Chinese Medicine, eine Datenbank mit 255 Titeln (Drucke und Manuskripte) in über 1.600 Bänden. Titel der Jiben gujiku und Apabi Datenbank können auch direkt über den Ostasien-OPAC recherchiert werden.
An wichtigen digitalisierten Quellen finden sich in der Sinica-Sammlung der Ostasienabteilung folgende zwei rare Werke: Liu Wentai 劉文泰, Bencao pinhui jingyao 本草品彙精要 42 卷, Vorwort 1505, eine illustrierte handschriftliche Pharmacopoeia, verfasst im Kaiserlichen Medizinischen Institut der Ming (Sign.: Libri sin. Hirth Ms. 2, abrufbar in den Digitalen Sammlungen).
Ri Jichin 李 时珍, Bencao gangmu 本草綱目 52巻, [京都] : 野田弥次右衛門寛永 14 [=1637], die erste in Japan gedruckte Ausgabe des Bencao Gangmu mit in Japan geschnittenen Druckstöcken nach einer chinesischen Vorlage (Sign.: Libri sin. 102/107, abrufbar in den Digitalen Sammlungen).
Zu weiterführender Literatur gelangt man in Chinamaxx durch Anklicken der Systemstelle yiyao weisheng 医药卫生 und anschließend der Untergruppe Zhongguo yixue 中国医学 zu 17 Abteilungen innerhalb der chinesischen Medizin, die wiederum jede für sich mehrere hundert Titel versammelt. Im OPAC der Ostasienabteilung lassen sich relevante Titel mittels der Systemstelle für chinesische Medizin R2 und den dazugehörigen Untergruppen der Klassifikation für chinesische Bibliotheken (Zhongguo tushuguan fenleifa 中国图书馆分类法) oder auch mit einschlägigen Schlagwörtern wie zhongyi 中医, zhongyi dianji 中医典籍 etc. finden. Hierfür in der OPAC-Suche „Klassifikation“ bzw. „Alle Wörter“ auswählen.
Die Suche nach Spuren und Hongpiao 紅票
/in Digitalisierung, Newsletter 13, Sammlungen/by Martina SiebertVor 300 Jahren, am 31. Oktober des Jahres 1716, ließ der Qing-Kaiser Kangxi von seinem kaiserlichen Druckhaus Wuyingdian circa 300 Exemplare einer Proklamation fertigen und an Ausländer im Lande verteilen – in lateinischer, chinesischer und mandschurischer Sprache geschrieben – markant umrahmt von Drachen mit fünf Klauen und in roter Farbe gedruckt.
Er machte darin klar, jedwede weitere Kommunikation bezüglich des Ritenstreits nicht zur Kenntnis zu nehmen, bis nicht wenigstens einer seiner selbsterwählten jesuitischen Gesandten aus Rom zurückgekehrt und ihm Bericht erstattet habe (für eine Übersetzung der Proklamation siehe den Beitrag auf der Seite des Ricci Institute). David Helliwell, Curator of Chinese Collections, Bodleian Library, wertet das Schreiben auch als Spurensuche nach Kangxis vier Gesandten, die er zehn bzw. acht Jahr zuvor offiziell für Verhandlungen nach Rom entsandt hatte. Jedoch alle vier, Fr. António de Barros, S.J. [龍安國], Fr. Antoine de Beauvollier, S.J. [薄賢士], Fr. Giuseppe Provana, S.J. [艾若瑟] und Fr. José Raimundo de Arxo, S.J. [陸若瑟] sind unterschiedlichen Schicksalsschlägen erlegen und waren schon lange nicht mehr am Leben, als Kangxi sein Hongpiao verbreiten ließ.
Heute nun sind es die Hongpiao selbst, denen sich die Spurensuche von Forschern und Bibliothekaren widmet. Helliwell hat vom Bodleischen Hongpiao ausgehend 2011 begonnen, alle nachgewiesenen Hongpiao in einem Blogeintrag zu versammeln; im gerade erschienen Bibliotheksmagazin der beiden Staatsbibliotheken München und Berlin hat Renate Stephan, Fachreferentin für Ostasien in der Bayerischen Staatsbibliothek, in ihrem Beitrag nun das Münchner Exemplar gewürdigt (S.32-36). Das Berliner Hongpiao wurde bereits 2013 im Rahmen eines DFG geförderten Digitalisierungsprojektes der alten Ostasiensammlung der Staatsbibliothek zu Berlin neu katalogisiert und digitalisiert (s.o.); doch auch schon im handschriftlichen Bandkatalog der chinesischen Sammlung findet sich eine deutliche Spur zu dem 41,9 x 98,5 cm messenden Blatt unter dem Titel „Epistola Mandarinorum Ytoury de 31. Octobr. 1716 / Nos Ytoury“. Vor nicht allzu langer Zeit hat zudem Hartmut Walravens das Objekt in seinem Katalog Mandschurische Handschriften und Drucke im Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin, VOHD XII,8 (Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2014, S.102/3) beschrieben und weiterführende Literaturhinweise gegeben.
[紅票] = 清聖祖仁皇帝: U ing diyan i jergi be i bithe weilere be i hafan iduri, wang doo hûwa, joocang sei bithe (CC BY-NC-CA, Staatsbibliothek zu Berlin)
Man muss zwar immer noch wissen, was man suchen möchte, aber seit nun schon ein paar Jahren ist der „offene Brief“ Kangxis weltweit und mit Originalschrift, Transkription, latinisiertem Titel oder Signatur über den Katalog der Ostasienabteilung (http://crossasia.stabikat.de) oder auch in den Digitalisierten Sammlungen der Staatsbibliothek (http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/) aufzufinden und einzusehen, so dass heute gut auffindbare Spuren zum Objekt hinführen.
Brill Asian Studies eBooks, jetzt ab 2007 verfügbar
/in Aktuelles, Datenbanken/by Miriam SeegerWir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass der Lizenzvertrag mit Brill für die Asian Studies eBook Collection erneuert werden konnte. Sie haben ab sofort wieder Zugang auch zu den aktuellsten Titeln, die in dem Paket veröffentlicht werden. Neu ist zudem, dass wir Ihnen auch den Volltextzugriff auf das Archiv der Asian Studies eBook Collection zur Verfügung stellen können; Sie haben somit Zugriff auf die gesamte Sammlung ab dem Publikationsjahr 2007.
Weitere Informationen zu der Datenbank finden Sie in der Datenbankliste. Direkten Zugriff auf die eBook Collection haben Sie unter: http://erf.sbb.spk-Berlin.de/han/BrillAsiaEBooks.
Newsletter Nr. 12
/in Newsletter 12/by CrossAsiaLiebe Nutzerinnen und Nutzer der CrossAsia-Angebote,
lesen Sie im zwölften Newsletter von CrossAsia zu folgenden Themen:
Ihr CrossAsia-Team
CrossAsia Blog: der Newsletter im neuen Format
/in Aktuelles, Newsletter/by Miriam SeegerDie Welt dreht sich weiter … und daher haben wir uns entschieden, den CrossAsia Newsletter in einem neuen Format erscheinen zu lassen: als Blog. So können wir Sie schneller als bisher über Neuerungen bei CrossAsia informieren, wie neue Services und Datenbanken, besondere Sammlungen und Ausstellungen, aber auch auf ganz akute Themen wie Testzugänge oder Wartungsarbeiten bei Datenbanken hinweisen.
Newsletter und Aktuelles gehen somit im CrossAsia Blog auf. Hier finden Sie in Zukunft zeitnah Informationen zu allen aktuellen – aber auch vergangenen – Entwicklungen bei CrossAsia. Die wichtigsten Beiträge seit dem letzten Newsletter senden wir Ihnen weiterhin in einer eMail als Newsletter zu. Es lohnt sich jedoch auch zwischen drin einmal bei uns vorbeizuschauen. Möchten Sie immer auf dem Laufenden bleiben? Dann abonnieren Sie den Blog doch als RSS-Feed.
Viel Spaß beim Lesen! Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen, die Sie mit anderen Nutzerinnen und Nutzern teilen und im CrossAsia Forum zur Diskussion stellen können; oder Sie schreiben uns direkt: x-asia@sbb.spk-berlin.de.
Die Sammlung Unschuld – chinesische medizinische Handschriften in der Staatsbibliothek
/in Newsletter 12, Sammlungen/by CrossAsiaVerfasst von Cordula Gumbrecht und Martina Siebert
Wie bereits im Newsletter Nr. 3/2012 berichtet, konnte die Staatsbibliothek zu Berlin vor einigen Jahren die Sammlung Unschuld erwerben, eine Sammlung von 823 chinesischen medizinischen Handschriften, die in das 16. bis in die Mitte des 20. Jhs. datieren (weitere 58 Manuskripte derselben Sammlung sind im Bestand des Ethnologischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin).
Jüngst sind nun weitere 121 Handschriften aus dem Bereich der traditionellen chinesischen Humanmedizin sowie 33 tiermedizinische Handschriften hinzugekommen. Wir möchten dies zum Anlass nehmen, die weltweit umfangreichste Sammlung dieser Art hier kurz zu beschreiben und in den Kontext des Sinica-Bestandes der Staatsbibliothek zu stellen.
Der Sammler
Die Handschriften wurden über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten durch den Sinologen und Medizinhistoriker Paul U. Unschuld in Ostasien erworben. Prof. Unschuld hatte von 1986 bis 2006 den Lehrstuhl für Geschichte der Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne und leitet seit 2006 das Horst-Görtz-Stiftungsinstitut für Theorie, Geschichte und Ethik Chinesischer Lebenswissenschaften der Charité Berlin.
Datierung, Provenienz, Autoren
Einzelne Stücke aus der Sammlung sind bis zu 400 Jahre alt (z.B. 小兒推拿秘訹, Slg. Unschuld 8567; 靈樞內經, Slg. Unschuld 8728; 藥性歌訣, Slg. Unschuld 8720), die Mehrheit der Handschriften datiert jedoch in das 19. bzw. 20. Jahrhundert. Die Texte sind regional überwiegend in China zu verorten, einige von ihnen beziehen sich speziell auf Nordchina (鬼子翻語書, Slg. Unschuld 8017; 外科遍正法, Slg. Unschuld 8042; 濟世良方, Slg. Unschuld 8045; 良方集要, Slg. Unschuld 8046). Die Autoren bzw. Schreiber waren Ärzte, Apotheker, Medizinstudenten, Gelehrte, Wanderärzte, Magier, Volks- und Laienheiler und interessierte Privatleute. Die Texte wurden meist für den persönlichen Gebrauch angefertigt und waren in der Regel nicht zur Veröffentlichung bestimmt.
Inhalt
Etwa ein Drittel der Manuskripte sind Exzerpte aus gedruckten Büchern, wobei nur wenige der Autoren Angaben machen, aus welchen Büchern kopiert wurde. Daneben finden sich Zusammenstellungen von Rezepten, Drogenbeschreibungen und anderen therapeutischen Techniken wie Akupunktur und Massage (z.B. 針灸擇要, Slg. Unschuld 8566; 吳氏家藏推拿法, Slg. Unschuld 8350), zum Teil mit persönlichen Kommentaren hinsichtlich ihrer Nützlichkeit. Magische Techniken, Amulette und Beschwörungen bilden einen anderen wichtigen Teil (祝由書, Slg. Unschuld 8650; 法病書, Slg. Unschuld 8554; 道法積中, Slg. Unschuld 8239). Die Sammlung enthält aber auch Texte nicht-medizinischen Inhalts wie Verträge (雜選配本, Slg. Unschuld 8066; 驗方記擇, Slg. Unschuld 8162; 家藏醫藥抄本, Slg. Unschuld 8164, 簡易良方, Slg. Unschuld 8573), Einladungen zu Hochzeiten (總記錄. 萬種囊, Slg. Unschuld 8219), sowie pharmakologische Lehropern (z.B. 草木春秋, Slg. Unschuld 8095).
Der Großteil der Exzerpte aus gedruckten Büchern – keine der Handschriften stellt eine vollständige Kopie eines solchen dar – stammt aus zwei Kategorien von Titeln, zum einen aus Einführungen in die klinische Praxis und deren praktischer Anwendung, zum anderen aus Büchern, die zwar gedruckt wurden, aber in nur wenigen Kopien zirkulierten. Als der meist zitierte Text in den Manuskripten in Berlin lässt sich das Yizong jinjian 醫宗金鑒 („Golden mirror of medicine“) ausmachen (s. Chinese traditional healing : the Berlin collections of manuscript volumes, edited by Unschuld and Zheng, p.4). In diesem enzyklopädisch angelegten Werk hat Wu Qian 吳謙 (1689-1748) Wissen aus allen klinischen Kategorien in einfacher Sprache zusammengestellt. Die Berliner Manuskripte kopieren aus dem Werk zumeist jene Abteilungen, die als am nützlichsten in der therapeutischen Anwendung betrachtet wurden, nämlich: Akupunktur, Pocken, frauentypische Beschwerden, Pädiatrie und Äußere Medizin. In den Manuskripten finden sich auch Exzerpte aus äußerst raren Werken, wie z.B. Gao Rushans 高如山 Xianchuan douzhen qishu 仙傳痘疹奇書 („Extraordinary book on smallpox, transmitted by immortals“) von 1598, das in nur wenigen Exemplaren gedruckt wurde (Slg. Unschuld 48019, Bd. im Besitz des Ethnologischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin). Mit der Handschrift Slg. Unschuld 8101 ist der Text des Michuan hou ke 秘傳喉科 („Secretly transmitted laryngology“) erhalten, eines Manuskripts, das in der Familie eines Qing-zeitlichen Spezialisten für Halskrankheiten von Generation zu Generation weitergegeben, aber nie gedruckt wurde, und damit heute ein Unikat darstellt.
Paul U. Unschuld und Zheng Jinsheng haben in ihrem Katalog zur Sammlung (Chinese traditional healing : the Berlin collections of manuscript volumes from the 16th through the early 20th century. Leiden u.a.: Brill 2012, vol. 1, p.17) den Inhalt der 881 Manuskripte wie folgt aufgeschlüsselt: Rezepte bilden mit mehr als einem Drittel aller Titel die größte Kategorie (311 reine Rezeptsammlungen + 36 neben anderem auch Rezepte). Insgesamt sind 52.490 Rezepte verzeichnet. Gefolgt wird diese dominante Gruppe von Titeln zur Pädiatrie, hier speziell zu Pocken, Massage (tuina 推拿) und Ätztherapie (82+3 Titel), zur Puls- und Zungendiagnose (52+9), zu Materia Medica (bencao 本草) (50+13), zur Gynäkologie (52), zur Äußeren Medizin (47+2) etc. Die Dominanz von Rezepten weist auf eine Nutzung durch die Allgemeinbevölkerung hin, denn pharmazeutische Rezepte boten den Vorteil, dass sie direkt angewandt werden konnten, ohne dass erst therapeutische Techniken erlernt werden mussten. Wichtig war einzig, dass die Rezepte aus verlässlicher Quelle stammten. Oftmals wurden Rezepte in Versform geschrieben, da sie so einfacher zu memorieren waren (siehe z.B. 醫方抄本, Slg. Unschuld 8170; 藥性歌括, Slg. Unschuld 8214; 李東垣先生藥性賦, Slg. Unschuld 8226).
Schreibmaterial, Bindung, Formate
Die meisten der Manuskripte sind auf Papier eher schlechter Qualität geschrieben. Seidenpapier, das für Ming-zeitliche Handschriften typische Papier, ist hier eher selten anzutreffen. Die Mehrzahl der Texte findet sich auf dem für die Qing-Zeit typischen Bambuspapier, auf grobem, robustem Papier aus Reisstroh (藥性歌括, Slg. Unschuld 8214) oder auf wahrscheinlich von den Schreibern selbst hergestelltem Papier. Viele der Manuskripte weisen eine primitive Bindung auf, oftmals wurden lediglich Papierfäden durch zwei oder drei Löcher gezogen (z.B. 五官科用藥手册, Slg. Unschuld 8005; 醫藥歌賦, Slg. Unschuld 8008). Das Format beträgt gewöhnlich – in Anlehnung an gedruckte Bücher – 20 bis 25 x 10 bis 15 cm. Einige Manuskripte sind auf langen, zu Leporellos gefalteten Papierbögen geschrieben. Dieses Format war für Wanderärzte und -heiler von größerer Zweckmäßigkeit, da sie leicht auf der gewünschten Seite aufgeschlagen, aber auch entfaltet werden konnten und so schnell als Ganzes erfassbar waren, z.B. im Fall von Arzneimittellisten. Die Titel haben Taschenformat und sind zum Schutz in Schubern aus mit blauem Stoff bezogener Pappe verstaut (z.B. 幼科摘要, Slg. Unschuld 8422). Des Weiteren finden sich unter den Berliner Manuskripten sieben Rollen, ein für medizinische Texte eher seltenes Format (z.B. 醫方卷子之一至之七, Slg. Unschuld 8255-8261).
Was macht die Sammlung so einzigartig?
Die große Mehrheit der Texte zu chinesischer Medizin in chinesischen Bibliotheken sind gedruckte Bücher. Den für den Gebrauch bestimmten medizinischen Handschriften wurde keine große Wertschätzung entgegen gebracht. Auch in chinesischen Antiquariaten trifft man nur sporadisch auf dieses Schrifttum, da auch hier ein vor allem bibliophil orientierter Markt bedient wird. Wenn überhaupt, werden Manuskripte dieser Art an Straßenständen und auf Flohmärkten angeboten. Chinesische Forschung zur traditionellen Medizin arbeitet nach Aussage von Paul U. Unschuld bislang kaum mit Manuskripten, obwohl diese Literatur einer breiteren und vielschichtigen Autorenschaft entstammt als die gedruckte und sie daher einen neuartigen Zugang zur therapeutischen Praxis im traditionellen China ermöglicht.
Katalog, Titelnachweis, weitere Quellen und weiterführende Literatur im Bestand der Staatsbibliothek
Die Sammlung ist bereits erschlossen in dem vom Sammler selbst in Zusammenarbeit mit Zheng Jinsheng herausgegebenen Katalog Chinese traditional healing. The Berlin collections of manuscript volumes from the 16th through the early 20th century. 3 Bde. Leiden u.a.: Brill 2012. Band 1 enthält eine umfassende Einführung in die Sammlung sowie zahlreiche Indizes, u. a. zur einschlägigen Terminologie, Band 2 und 3 geben die genaue Beschreibung der Manuskripte wieder (Mss. 8001-8449 bzw. 8450-48963). Der Katalog kann im Ostasienlesesaal der Staatsbibliothek unter der Signatur OLS Bb OA chin 50 eingesehen werden.
Zudem sind sämtliche Manuskripte im Online-Katalog der Ostasienabteilung nachgewiesen. Die tiermedizinischen Handschriften können mit einer Suche nach „Sammlung Unschuld/Ramey“ gemeinsam aufgerufen werden. Manuskripte mit dem Standortvermerk „Band im Besitz des Ethnologischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin“ sind hier ebenfalls nachgewiesen, können jedoch nur im Ethnologischen Museum eingesehen werden.
338 Titel der Sammlung wurden bereits digitalisiert und sind über den Katalog oder direkt in den Digitalisierten Sammlungen der Staatsbibliothek zugänglich.
Die Digitale Sammlung der Staatsbibliothek, CrossAsia und die gedruckten Bestände der Sinica-Sammlung der Ostasienabteilung bieten zahlreiche weitere hilfreiche Ressourcen für die Arbeit mit der Sammlung oder allgemein zur traditionellen chinesischen Medizin. Neben den medizinischen Titeln in Datenbanken wie der Scripta sinica und der Jiben gujiku – beide verfügen über einen Zugriff nach Kategorie, i.e. 子部:醫家 bzw. 哲科庫:醫學類 – bietet CrossAsia auch Zugriff auf Apabi 中医古籍库 : Ancient Books of Traditional Chinese Medicine, eine Datenbank mit 255 Titeln (Drucke und Manuskripte) in über 1.600 Bänden. Titel der Jiben gujiku und Apabi Datenbank können auch direkt über den Ostasien-OPAC recherchiert werden.
An wichtigen digitalisierten Quellen finden sich in der Sinica-Sammlung der Ostasienabteilung folgende zwei rare Werke: Liu Wentai 劉文泰, Bencao pinhui jingyao 本草品彙精要 42 卷, Vorwort 1505, eine illustrierte handschriftliche Pharmacopoeia, verfasst im Kaiserlichen Medizinischen Institut der Ming (Sign.: Libri sin. Hirth Ms. 2, abrufbar in den Digitalen Sammlungen).
Ri Jichin 李 时珍, Bencao gangmu 本草綱目 52巻, [京都] : 野田弥次右衛門寛永 14 [=1637], die erste in Japan gedruckte Ausgabe des Bencao Gangmu mit in Japan geschnittenen Druckstöcken nach einer chinesischen Vorlage (Sign.: Libri sin. 102/107, abrufbar in den Digitalen Sammlungen).
Zu weiterführender Literatur gelangt man in Chinamaxx durch Anklicken der Systemstelle yiyao weisheng 医药卫生 und anschließend der Untergruppe Zhongguo yixue 中国医学 zu 17 Abteilungen innerhalb der chinesischen Medizin, die wiederum jede für sich mehrere hundert Titel versammelt. Im OPAC der Ostasienabteilung lassen sich relevante Titel mittels der Systemstelle für chinesische Medizin R2 und den dazugehörigen Untergruppen der Klassifikation für chinesische Bibliotheken (Zhongguo tushuguan fenleifa 中国图书馆分类法) oder auch mit einschlägigen Schlagwörtern wie zhongyi 中医, zhongyi dianji 中医典籍 etc. finden. Hierfür in der OPAC-Suche „Klassifikation“ bzw. „Alle Wörter“ auswählen.
Digitalisierung auf Wunsch – CrossAsia DoD geht an den Start
/in Aktuelles, Digitalisierung, Newsletter 12, Services/by Miriam SeegerBeim neuen CrossAsia Digitisation on Demand (DoD) wird das namensgebende „on Demand“ groß geschrieben. Seit Ende März 2016 bietet „CrossAsia – Fachinformationsdienst Asien“ mit diesem nachfrageorientierten und disziplinspezifischen Digitalisierungsservice die Möglichkeit, nicht digital und frei im Netz verfügbare Werke mit Relevanz für die Asienwissenschaften zu digitalisieren und nach dem Prinzip des Open Access zugänglich zu machen. Auf Basis von Digitalisierungswünschen soll damit der digital frei verfügbare asienwissenschaftliche Bestand gezielt und bedarfsgerecht in den kommenden drei Jahren um etwa 300 Bände aus den Beständen der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) und circa 150 Bände aus dem Bestand der Universitätsbibliothek Heidelberg und der Bibliothek des Südasien-Instituts (SAI) der Universität Heidelberg erweitert werden.
Zur Digitalisierung können gemeinfreie Werke vorgeschlagen werden – d.h. die Autorin bzw. der Autor ist seit mindestens 70 Jahren verstorben – und sogenannte „vergriffene Werke“ deutscher Verlage mit Erscheinungsjahr bis 1965, für die kein verlegerisches Angebot mehr besteht und die im Buchhandel nicht länger erhältlich sind. Willkommen sind natürlich auch Werke, für die die Autorinnen und Autoren CrossAsia die einfachen Nutzungsrechte zur Digitalisierung und Bereitstellung übertragen haben.
Dank der Förderung seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft kann das Angebot Forscherinnen und Forschern aus dem Kreis der Asienwissenschaften kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Zur Realisierung der Digitalisierungswünsche steht ein Fond für die nächsten drei Jahre zur Verfügung, der es erlaubt, die Bände im genannten Umfang zu digitalisieren. Die Mittel werden nach dem Prinzip first-come, first-served eingesetzt. Alle in diesem Zusammenhang angefertigten digitalen Reproduktionen werden unmittelbar als Open-Access-Titel in den jeweiligen Bibliotheken (Digitalisierte Sammlung der SBB bzw. Literatur zu Südasien – digital) online zur Verfügung gestellt.
In den Digitalisierten Sammlungen der SBB und am SAI sind bereits zahlreiche Werke aus den Altbeständen in Berlin und Heidelberg, d.h. erschienen bis Anfang des 20. Jahrhunderts, online frei zugänglich. Im Vergleich dazu strebt dieses Angebot an, gezielt diejenigen Titel aus den Beständen in Berlin und Heidelberg zu digitalisieren, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre eigene Forschung benötigen. Damit möchte CrossAsia einen Beitrag zur Förderung spezialisierter Forschung im Bereich der Asienwissenschaften leisten.
Weitere Informationen finden Sie unter: https://crossasia.org/service/crossasia-dod/.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf SBB aktuell
Neue Datenbanken zu Südasien
/in Datenbanken, Newsletter 12/by Nicole Merkel-HilfForeign Office Files for India, Pakistan and Afghanistan, 1947-1980
Die Datenbank Foreign Office Files for India, Pakistan and Afghanistan 1947-1980 ist eine Sub-Datenbank von Archives Direct des Anbieters Adam Matthew Digital. Die Datenbank enthält diplomatische Depeschen, Briefe, Zeitungsausschnitte, Karten, Photographien, statistische Analysen, Protokolle, Reiseberichte, Ephemera u.v.m., die in den National Archives, dem Nationalarchiv Großbritanniens, lagern. Die für CrossAsia im Rahmen des Fachinformationsdienstes Asien lizenzierte Sammlung Foreign Office Files for India, Pakistan and Afghanistan, 1947-1980 ist folgendermaßen gegliedert:
Section I: Independence, Partition and the Nehru Era, 1947-64
Section II: South Asian Conflicts and Independence for Bangladesh, 1965-71
Section III: Afghanistan and the Cold War, Emergency Rule in India, and the Resumption of Civilian Rule in Pakistan, 1972-80
Die Datenbank ermöglicht eine Volltextsuche für alle enthaltenen Dokumente. Alternativ stehen auch Browsing-Einstiege in den Kategorien Documents, Chronology, Essays, Interactive World Map für die Suche zur Verfügung sowie eine erweiterte Suche, die zahlreiche Filter zum Eingrenzen der Suchergebnisse bietet.
Dokumente können online gelesen oder im PDF-Format heruntergeladen werden. Darüber hinaus bietet die Datenbank die Möglichkeit, Suchergebnisse in einem eigenen, selbst anzulegenden Profil zu speichern.
Foreign Office Files for India, Pakistan and Afghanistan, 1947-1980 – Einstiegsseite
India, Raj and Empire
Die Datenbank India, Raj and Empire enthält Tagebücher, Briefe, Zeichnungen, Karten, Korrespondenz zwischen der East India Company und ihren Angestellten in Indien, wie z.B. den Briefwechsel zwischen Henry Dundas und Marquis Wellesley, Dokumente der Firma Arbuthnot & Co. aus Madras u.v.m. Das Material stammt aus der National Library of Scotland in Edinburgh. Dabei handelt es sich um handschriftliche Archivalien, seltene Drucke, Bilder und historische Karten.
Eine Volltextsuche in den Dokumenten ist nicht möglich, doch stehen auch hier verschiedene Sucheinstiege zur Verfügung – neben der einfachen Suche für die direkte Eingabe von Suchbegriffen auch die erweiterte Suche mit diversen Filteroptionen zur Einschränkung der Suchergebnisse.
India, Raj and Empire – Einstiegsseite
Sozialwissenschaftliche Datenbank für Koreaforschung freigeschaltet
/in Aktuelles, Datenbanken, Newsletter 12/by Carolin DunkelMit KSDC DB (Korean Social Science Data Center Data Bank) steht der sozialwissenschaftlichen Koreaforschung dauerhaft eine neue Datenbank über CrossAsia zur Verfügung.
Hier finden Sie von verschiedensten Einrichtungen erhobene statistische Daten, Umfragen usw. Das Besondere ist, dass nicht nur die abschließenden Berichte angeboten werden, sondern auch die Rohdaten, die Sie ansehen, herunterladen und selbst weiter verarbeiten können.
Die Datenbank bietet verschiedene Sucheinstiege an: die Suche über den Namen der Erhebung, die Suche nach Stichworten in den Umfragematerialien und die Suche über Themenfelder.
Darüber hinaus bietet KSDC DB auch sog. Serien an, in regelmäßigen Abständen wieder durchgeführte Umfragen und Untersuchungen, z.B. zu Wahlen.
Wir freuen uns über Ihre rege Nutzung und natürlich über Ihre Kommentare dazu unter x-asia(at)sbb.spk-berlin.de.
Wenn einer eine Reise tut … auf Fortbildung in Japan
/in Forschungsreisen, Newsletter 12/by Ursula FlacheIm Januar 2016 veranstaltete die National Diet Library (NDL), Tokyo, eine Fortbildung speziell für Japan-BibliothekarInnen (http://www.ndl.go.jp/en/publication/ndl_newsletter/205/20506.html), bei der auch das CrossAsia-Team vertreten war. Das Programm fand an der Zweigstelle der NDL in der Kansai-Region, dem Kansai-kan, statt und bestand aus vier Tagen mit Schulungen im Kansai-kan selbst und vier Tagen mit Besichtigungen. Die Mehrheit der zwölf TeilnehmerInnen stellten mit acht Personen die USA. Darüber hinaus waren Frankreich, Italien, Südkorea und Deutschland mit je einer KollegIn vertreten.
Das Kansai-kan wurde 2002 eröffnet und war ursprünglich als zusätzliches Magazin zum Haupthaus in Tokyo gedacht, aber inzwischen sind weitere Abteilungen dort angesiedelt, die u.a. die Sammlung in asiatischen Sprachen und die Weiterentwicklung der digitalen Dienste betreuen. Das Gebäude des Kansai-kan besticht durch seine luftige, von Glas dominierte Architektur. Die oberen vier Etagen des Quaders mit den Büroräumen ragen überirdisch heraus, während der Publikumsbereich mit dem Lesesaal sowie drei Etagen mit fußballfeldgroßen Magazinen unter der Erde versteckt sind. Ein unterirdischer Lesesaal klingt vielleicht dunkel und wenig attraktiv, aber dank zweier mit zahlreichen Bäumen bewachsener Innenhöfe hat der Lesesaal eine helle, freundliche Atmosphäre.
Kansai-kan der NDL
Der Unterricht an der NDL diente vor allem dazu, die online verfügbaren Angebote der NDL besser kennenzulernen und sich Tipps & Tricks rund um die Recherche anzueignen. Wussten Sie schon, dass das gleiche Suchstichwort im OPAC der NDL, der NDL Search und den Digital Collections durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann? Das liegt unter anderem daran, dass die Inhaltsverzeichnisse von digitalisierten Werken nur in der NDL Search und den Digital Collections enthalten sind, wohingegen Zeitschriftenartikel, die die NDL in erheblichem Umfang auswertet, nur bei der Suche im OPAC erfasst werden. Es lohnt sich also, alle drei Datenbanken abzugrasen. Ein anderer nützlicher Tipp betrifft die Suche nach Einworttiteln wie der Zeitschrift Sekai 世界 im OPAC. Die Lösung lautet, in der ausführlichen Suchmaske die Funktion Browse/検索語一覧 zu wählen. Das reduziert die Anzahl der relevanten Treffer auf eine handhabbare Größe.
Angesichts des Umfangs der Homepage der NDL ist es nicht einfach, den Überblick über all die Angebote zu behalten. Die Seite der Online Gallery/電子展示会 (http://www.ndl.go.jp/en/gallery/index.html) lohnt auf jeden Fall einen Besuch. Sämtliche Ausstellungen zu Themen wie den japanisch-holländischen Beziehungen in der Edo-Zeit oder zur Entstehung der japanischen Verfassung sind komplett auf Japanisch und Englisch aufbereitet und somit auch für Studierende ab dem ersten Semester nutzbar. Mit Research Navi (http://rnavi.ndl.go.jp/rnavi/english.php) hat die NDL außerdem ein hervorragendes Tool aufgebaut, das nicht nur ausführliche Informationsseiten, z.B. zu japanischen statistischen Daten, enthält, sondern auch eine Linksammlung zu den Geisteswissenschaften bietet und wie ein Discovery System für die Recherche mit Stichworten genutzt werden kann.
Weitere Sessions zu Themen wie Suchtechniken im Auskunftsdienst, Inhalte und Benutzung der Digital Collections, Nutzung der Fernleihkomponente sowie ein Vortrag von Frau ISHIGAMI Aki (Nichibunken) zu einem gemeinsamen Ausstellungsprojekt mit der British Library zu japanischen erotischen Holzschnitten (shunga) und zwei Treffen zum Meinungsaustausch mit den KollegInnen der NDL rundeten das Programm ab.
Die Besichtigungen umfassten vier sehr unterschiedliche Einrichtungen in der Umgebung des Kansai-kan. Das Kyôto International Manga Museum / 京都国際漫画ミュージアム (http://www.kyotomm.jp/) ist, obwohl man dort nichts ausleihen kann, eine Mischung aus Bibliothek und Museum.
Kyôto International Manga Museum
Neben der Dauerausstellung zu japanischen Comics (manga) präsentieren regelmäßige Sonderausstellungen einzelne Künstler, Genres oder deren historische Vorläufer. In kleinen Themenbereichen wird außerdem über internationale Comics oder manga in verschiedenen Kontexten informiert. Das Besondere ist, dass man viele Ausstellungsstücke in die Hand neben darf. Und da die Beschriftung durchgehend auf Japanisch und Englisch gehalten ist, kommen auch internationale Besucher ohne Sprachkenntnisse auf ihre Kosten. Erwähnenswert ist ferner die so genannte „wall of manga / manga no kabe“, Buchregale über alle drei Stockwerke mit ca. 50.000 Bänden an japanischen Comics in Freihandaufstellung, die jeden verfügbaren Zentimeter Wand bedecken und zum Schmökern einladen. Für die Benutzung der kleinen Fachbibliothek des Museums ist eine Voranmeldung sehr empfehlenswert (der Eintritt ins Museum muss ebenfalls entrichtet werden), denn der Leseraum hat nur zehn Plätze, die heiß begehrt sind. Es sei nicht verschwiegen, dass die Bestände der Bibliothek nicht im OPAC nachgewiesen sind und es keinen Kopierer gibt, aber dafür steht jede Menge Forschungsliteratur griffbereit im Regal.
Bekanntermaßen verfügt die Tenri Central Library /天理図書館 (http://www.tcl.gr.jp/index.htm) über eine hervorragende Sammlung an vormoderner Literatur aus Japan, China und Korea, darunter sechs Nationalschätze und 85 bedeutende Kulturgüter. Zu den Glanzstücken zählen z.B. eine Reihe so genannter kirishitanban, früher Drucke der Jesuiten-Mission in Japan sowie Originalmanuskripte von Autoren, wie Natsume Sôseki (1867-1916) oder Mori Ôgai (1862-1922). Das Gebäude, welches dem Vorbild der Bibliothek der University of Minnesota nachempfunden ist, stammt aus dem Jahr 1930 und umfasst auch einen kleinen Ausstellungsraum, in dem dauerhaft einige der berühmten Stücke im Original oder als Replik zu sehen sind. Insgesamt verfolgt die Tenri Central Library eine eher konservative Benutzungspolitik: Die von ihr erstellten Digitalisate sind nur vor Ort nutzbar und für die Bestandsrecherche müssen neben dem OPAC und dem Verbundkatalog Cinii Books auch gedruckte Verzeichnisse herangezogen werden. Außer der Besichtigung umfasste der Besuch in Tenri eine Buchbindeübung, die den TeilnehmerInnen die Feinheiten der japanischen Fadenheftung näher bringen sollte.
Die Japan Foundation Japanese-Language Institute, Kansai, Library / 国際交流基金関西国際センター図書館 (http://www.jfkc.jp/ja/library/) dient der Unterstützung der bis zu 500 Personen, die jedes Jahr an den verschiedenen Programmen des Sprachlehrinstituts für Diplomaten, Studierende, BibliothekarInnen und MuseumskuratorInnen teilnehmen. Da es sich bei der Mehrzahl der KursteilnehmerInnen um AnfängerInnen handelt, stehen dementsprechend Lehrmaterialien, Wörterbücher und Lexika, zweisprachige Bücher zu Japan, Übersetzungen japanischer Literatur in allen Sprachen sowie einfache Fachbücher im Mittelpunkt der Sammlung. Aktivitäten wie kleine monatliche Ausstellungen oder auf die Vortragsveranstaltungen abgestimmte Themenregale locken die KursteilnehmerInnen in die Bibliothek.
Das Nichibunken, oder vielmehr der International Research Center for Japanese Studies / 国際日本文化研究センター(http://www.nichibun.ac.jp/ja/), ist in der japanologischen Welt ein Begriff.
Lesesaal der Bibliothek des Nichibunken
In dieser Einrichtung setzen sich japanische und ausländische WissenschaftlerInnen gemeinsam intensiv mit der Kultur Japans auseinander und zahlreiche Forschungsergebnisse werden in Form von Datenbanken oder digitalen Archiven über die Webseite allgemein verfügbar gemacht. Die Sammlung der dortigen Bibliothek spiegelt somit die unterschiedlichen Forschungsinteressen wieder und reicht von Literatur zu Monstern und Geistern über historische Fotos, Landkarten und Schellackschallplatten bis hin zu modernen Anime auf DVD. Im runden Lesesaal überrascht die Info-Theke mit einem niedlichen Holzdach, das skandinavisches Flair verbreitet. Mit Ausnahme des Rara-Magazins ist die komplette Bibliothek den WissenschaftlerInnen über eigene Schlüssel 24/7 zugänglich, aber nach Voranmeldung steht die Sammlung auch der Öffentlichkeit zur Verfügung.
CrossAsia Einführungen Online – Nutzen Sie unsere Webinare!
/in Newsletter 12, Schulungen/by Christian DunkelViele von Ihnen kennen sicherlich die Möglichkeit der Einführung in unsere Angebote vor Ort bei Ihnen im Institut im Rahmen eines Hilfsmittelkurses oder als offene Veranstaltung.
Seit gut anderthalb Jahren bieten wir an, diese Schulungen online in Form eines Webinars durchzuführen. Einige haben diesen neuen Service schon intensiv genutzt, andere kennen ihn vielleicht noch gar nicht, deshalb möchten wir das Angebot an dieser Stelle noch einmal bewerben.
Alles, was Sie für ein Webinar benötigen, sind ein Computer oder Laptop mit stabiler Internetverbindung, ein Mikrofon, eine Kamera, Lautsprecher und ein Beamer. Eine spezielle Software ist nicht nötig, das Webinar funktioniert browserbasiert. Wir schalten uns über das Netz zu Ihnen in die Lehrveranstaltung und zeigen die Funktionsweise von Datenbanken, geben Hinweise zur Recherche in unserem OPAC, erläutern die Module der CrossAsia Webseite, zeigen, wie der Blaue Leihverkehr funktioniert oder wie Sie uns Ihre Literaturwünsche zukommen lassen können, vor allem aber beantworten wir Ihre Fragen.
Egal, ob Ihre Veranstaltung um 8 Uhr morgens oder erst um 18 Uhr beginnt, ob Sie mehrere inhaltlich aufeinander aufbauende Termine wünschen oder eine Einführung in ein Spezialthema möchten (z.B. Recherche in Zeitungsdatenbanken etc.): Kontaktieren Sie uns einfach unter x-asia(at)sbb.spk-berlin.de.
Falls es doch eine Vor-Ort-Schulung sein soll, sind diese selbstverständlich weiterhin möglich. Auch dazu können Sie uns gerne jederzeit anschreiben.