Tschagataisch ist eine spätmittelalterliche Turksprache, die in Zentralasien weit verbreitet war. Das Wort selbst geht auf den Namen eines der Söhne Dschingis Khans zurück, Tschagatai Khan (um 1186-1242). Als zweiter und angeblicher Lieblingssohn des Welteroberers nahm er an der Einnahme Turkistans durch die Mongolen teil. Bei der 1229 auf einem so genannten Kuriltai beschlossenen Reichsteilung bekam er jene Gebiete als “Ulus” zugesprochen, die sich von der Wüste Gobi im Osten bis zum Aralsee im Westen und vom Altai-Gebirge bis hinunter nach Afghanistan erstrecken. Das Tschagatai-Khanat hatte, wenn auch mit Einschränkungen, bis zum siebzehnten Jahrhundert Bestand. Die Sprache dieses Staatsgebildes, das Tschagataische, zählt trotz ihres mongolischen Namens zu den türkischen Idiomen und war eine Literatursprache, die sich in dem besagten Zeitraum aus dem Alt-Uigurischen entwickelt hat – also aus der Sprache der alten, noch buddhistischen Uiguren. Tschagataisch stand unter starkem Einfluss arabischer und persischer Elemente und wurde in der Regel mit dem persisch-arabischen Alphabet notiert. Im Vergleich zu anderen turkologischen Forschungsfeldern ist das Tschagataische übrigens, jedenfalls in Europa, verhältnismäßig wenig erforscht. Die modernen Turksprachen Usbekisch und Uigurisch haben sich aus dieser Sprache entwickelt.
Die Staatsbibliothek verfügt über etwas mehr als 190 Manuskripte in tschagataischer Sprache. Gemessen an der gewaltigen Zahl der übrigen islamischen Handschriften (ca. 17.000) ist der Umfang dieser Sammlung damit natürlich relativ gering. Tschagataische Handschriften sind auf sehr unterschiedlichen Wegen aus dem Orient in die Berliner Bibliothek gekommen. Seit 1817 wurden sie von verschiedenen Gesandten, Gelehrten, Buchhändlern oder Antiquaren wurde eine tschagataische Handschrift erworben. Zu nennen sind etwa Heinrich Friedrich Diez, Julius Heinrich Petermann, Aloys Sprenger und Martin Hartmann. Die meisten der tschagataischen Handschriften im Besitz der Staatsbibliothek gehören zur “Sammlung Hartmann” (133 Titel), die im Jahre 1905 angekauft wurde. Zwei Objekte aus dieser Sammlung sind während des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen. Hartmann hatte die Handschriften während seines Aufenthalts von 1902-1904 in Kaschgar und Yarkand im westlichsten Zipfel des heutigen Xinjiang gesammelt. Einige wenige stammen aus Taschkent und Baku. Ein Verzeichnis der tschagataischen Handschriften, das Hartmann 1904 selbst erstellt hat, ist noch vorhanden.
Eine Abbildung von insgesamt fünf Illustrationen aus der Handschrift Diwan Mir Ališer Nawa’i (Ms. or. quart. 1570, f. 157r)
Auch Johannes Awetaranian (1861-1919), ein in Ostanatolien geborener christlicher Missionar türkischer Abstammung, und der Berliner Tibetologe Georg Huth haben tschagataische Handschriften aus Xinjiang zusammengetragen.
Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts befanden sich etwa 170 tschagataische Manuskripte im Besitz der Staatsbibliothek. Die Sammlung wurde im Nachhinein nicht wesentlich erweitert. Erst in den 90er Jahren wurde eine tschagataische Handschrift erworben.
Der Anfang der Handschrift Diwan Mir Ališer Nawa’i ist mit einem sog. „Unwan“ verziert (Ms. or. quart. 1570, f. 1v)
Turkologen haben die Entwicklung der tschagataischen Sprache in drei Perioden eingeteilt. Die vorklassische Zeit umspannt den größeren Teil des fünfzehnten Jahrhunderts (1400-1465). Nur eine tschagataische Handschrift aus dem Berliner Bestand stammt aus dieser frühen Zeit, das Mahzan ul-Asrar, die “Schatzkammer der Geheimnisse.” Das Bemerkenswerte an dieser Handschrift ist, dass die Sprache zwar Tschagataisch ist, sie aber in vorislamischer alt-uigurischer Schrift niedergeschrieben wurde. Die Kombination islamischen Gedankenguts mit alter Schrift buddhistischen Ursprungs ist sehr selten. Werke, auf die diese Kombination aus alter Schrift und neuem Glauben zutrifft, gibt es weltweit nur wenige.
Auf die vorklassische folgt die klassische Periode (1465-1600). Dichter wie Mir Ališer Nawa’i, Husayn Bayqara und Babur stehen für das literarische Schaffen dieser Zeit. Typische Beispiele dafür sind: die Külliyat des Nawa’i, oder der Diwan des Sultans Husayn Bayqara sowie der Diwan Ališer Nawa’i.
Die nachklassische Periode reicht bis ins frühe zwanzigste Jahrhundert (1600-1921). Leider gibt es nur wenige Werke literarischer Natur, die eindeutig dieser Epoche zuzuordnen sind. Was uns vorliegt, ist meist eher profanen Inhalts, so ein Gerichtsprotokoll aus dem Jahre 1892 oder ein Handelsbuch von 1903.
Bei orientalischen Handschriften haben wir es praktisch immer mit Abschriften von Abschriften, also nicht mit originalen Autographen im heute geläufigen Sinne zu tun. Manche Handschriften sind eigens auf Wunsch der Sammler kopiert oder gelegentlich von den Sammlern eigenhändig abgeschrieben worden. Zum Teil wurden Werke zentralasiatischer Provenienz gar nicht vor Ort, sondern in Konstantinopel oder Herat hergestellt und haben erst von dort ihren Weg nach Zentralasien zurückgefunden.
Handschriften lassen sich etwa zu 15 Prozent dem sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert zurechnen. Die meisten, etwa 80 Prozent, sind dem neunzehnten Jahrhundert zuzuordnen. Die verbleibenden fünf Prozent lassen sich nicht eindeutig bestimmen. Sachlich können die Manuskripte folgenden Gruppen zugeteilt werden: klassische Literatur, hagiographische Literatur, religiöse Schriften, verschiedene “Risalas” -Schriften, die Verhaltensregeln für bestimmte soziale Gruppen formulieren – medizinische Werke, Wörterbücher.
Alle tschagataische Handschriften werden bald in der seit letztem Jahr online gestalteten Datenbank der Berliner orientalischen Handschriften (http://orient-digital.staatsbibliothek-berlin.de) zu finden sein.
Lizenz für Web OYA-bunko abgeschlossen
/in Aktuelles, Datenbanken/by CrossAsiaWir freuen uns mitteilen zu können, dass eine Lizenz für Web OYA-bunko für registrierte CrossAsia Nutzerinnen und Nutzer abgeschlossen werden konnte. Sie finden den Zugang, wie üblich, auf CrossAsia >> Datenbanken. Bitte wählen Sie „Bibliographies“ oder „Japanese“ oder „Academic Journals“ (auch wenn die in der Datenbank ausgewerteten Zeitschriften nicht alle streng ‚academic‘ sind…).
Web OYA-bunko ist eine bibliographische Datenbank für Artikel aus eher populären japanischen Magazinen. Sie umfasst ca. 3.700.000 Einträge aus über 1400 Zeitschriften (davon ca. 400 laufende Titel) mit Erscheinungsjahr nach 1988. Weitere 1.000.000 Artikel von vor 1988 sind suchbar über die “mokuroku kensaku” (目録検索). Obwohl die Datenbank auch Artikel seit der Meiji-Zeit (1868-1912) umfasst, ist die überwiegende Mehrzahl neueren Datums (1980er ff.).
Die Datenbank bietet eine einfache und eine erweiterte Suche. Zusätzlich erschließt eine detaillierte Systematik die Artikel, so dass eine sehr gezielte Eingrenzung möglich ist, z.B. auf Themen wie: Frauen >> berufstätige Frau >> Frauen in Führungspositionen >> Interview.
Achtung, bitte beenden Sie Ihre Session immer mit dem „Logout“ Button! Ein einfaches Schließen des Browserfensters beendet nicht die Session beim Anbieter und blockiert so unnötig den Zugang zur Datenbank!
Der in der Datenbank angebotene Link zum Kopierservice (複写申込書表示) ist nicht Teil der über CrossAsia angebotenen Lizenz. Die Kosten von Artikeln, die über diesen Service bestellt werden, hat jede Nutzerin und jeder Nutzer selbst zu tragen. Bitte besorgen Sie benötigte Zeitschriftenaufsätze in Ihrer Bibliothek vor Ort oder nutzen Sie, wie üblich, das Formular für den Blauen Leihverkehr.
Vielen Dank!
Japanisches Suchportal GeNii abgeschaltet
/in Aktuelles/by CrossAsiaLiebe Nutzerinnen und Nutzer,
das National Institut of Informatics (国立情報学研究所) hat zum 31. März 2014 sein Meta-Daten Suchportal GeNii abgeschaltet. Die Kurzinformation des NII dazu findet sich hier Link.
Die bis jetzt in GeNii gebündelten Datenbanken finden Sie nun an folgenden Stellen:
The China Monographic Series Full-text Database (CMSD)
/in Aktuelles, Datenbanken/by CrossAsiaAb heute steht die Datenbank China Monographic Series Full-text Database zur Verfügung. Registrierte CrossAsia Nutzer und Nutzerinnen können ab heute die Datenbank China Monographic Series Full-text Database nutzen.
Die Datenbank enthält 327 als Monografien seit 1979 erscheinende Serien unterschiedlicher Fachgebiete als Volltext. Der Zugang ist über die Datenbankseite möglich. Nach erfolgreicher Anmeldung ist auch der direkte Zugang möglich.
“Brill Asian Studies E-Books Online” verfügbar
/in Aktuelles, Datenbanken/by CrossAsiaAb heute steht die Sammlung elektronischer Bücher zu Asien des Verlags Brill ab 2013 über CrossAsia zur Verfügung
Registrierte CrossAsia-Nutzerinnen und -Nutzer können ab heute die Sammlung “Brill Asian Studies E-Books Online” ab dem Erscheinungsjahr 2013 nutzen. Die Sammlung umfasst vorwiegend englischsprachige Titel unterschiedlicher Fachgebiete im Volltext. Es wird die ganze Bandbreite der Länder Asiens abgedeckt, sowohl Zentralasien, als auch Ost- und Südostasien. Der Zugang ist über die Seite CrossAsia-Datenbanken möglich. Direkter Zugang (nach erfolgter Anmeldung): http://erf.sbb.spk-berlin.de/han/BrillAsiaEBooks
Liebe Nutzerinnen und Nutzer der CrossAsia-Angebote,
/in Newsletter 07/by CrossAsianachdem die Staatsbibliothek zu Berlin bereits 2003 im Bereich ihrer Ostasiensammlung begonnen hat, elektronische Inhalte in das Servicespektrum zu integrieren, wurde im März 2006 die erste CrossAsia Webseite freigeschaltet. Nach manchen Anpassungen über die Jahre und leichten Veränderungen im Bereich der Nutzerführung und des Designs haben wir 2013 daran gearbeitet, CrossAsia und seine Angebote neu zu strukturieren – in der Hoffnung, dass die Nutzung einfacher, intuitiver und vielleicht auch eleganter wird. Anfang Dezember 2013 haben wir die neue Webseite freigeschaltet, und dazu wird unten noch ein bisschen mehr zu erfahren sein. Was aber noch? Der neue CrossAsia-Newsletter berichtet über die tschagataische Handschriftensammlung in der Staatsbibliothek zu Berlin und neue Angebote im Bereich elektronischer Ressourcen.
Viel Spaß beim Lesen, und wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen, die Sie mit anderen Nutzerinnen und Nutzern teilen und im CrossAsia Forum zur Diskussion stellen können; oder Sie schreiben uns direkt: x-asia(at)sbb.spk-berlin.de.
CrossAsia im neuen Gewand
/in Newsletter 07/by CrossAsiaCrossAsia ist die elektronische Plattform aller Aktivitäten und Angebote im Bereich Ost- und Südostasien der Staatsbibliothek zu Berlin. Im Zentrum stehen die Angebote mit engem Bezug zu den Aufgaben des von der DFG geförderten Sondersammelgebiets. Nachdem CrossAsia nun über mehrere Jahre nicht nur in seinen Angeboten, sondern auch strukturell gewachsen ist, wurde es Zeit, die Seite an die umfassenden Angebote von heute anzupassen. Ein zentraler Punkt der neuen CrossAsia-Seite ist die Suche, die es ermöglicht, in einem riesigen Suchraum – unabhängig von den einzelnen Datenbanken, die schwerlich alle im Blick zu behalten sind – zu suchen. Im Prinzip bietet die zentrale Suche einen alternativen Einstieg in unseren Online-Katalog oder in manche lizenzierte Produkte. Eine Liste mit den hier durchsuchbaren Inhalten finden Sie hinter dem “i” neben dem Suchschlitz auf der CrossAsia Suchseite. Hier werden laufend neue Daten bereitgestellt bzw. aktualisiert.
Völlig neu kommt die Seite mit den lizenzpflichtigen Datenbanken daher: Was früher eine lange, sehr lange Liste war, ist nun in eine Datenbank-Anwendung überführt worden. Im oberen Teil kann die Suche eingeschränkt werden: entweder im Bereich der verschiedenen Inhaltstypen der Datenbanken oder im Bereich der Sprachen. Facetten im linken Bereich sollen dann die Navigation in den zur Zeit etwa 100 verschiedenen Ressourcen erleichtern. Wir hoffen, dass die Auffindbarkeit der Ressourcen dadurch erleichtert wird. Noch ein Tipp: Ihre meistgenutzten Datenbanken werden in Ihrem Profil gespeichert, das Ihnen nach einer Anmeldung zur Verfügung steht. Auf der Startseite ist diese Liste ebenfalls im Bereich der großen Box „Datenbanken“ nach einer Anmeldung sichtbar.
Besser integriert werden konnten jetzt das CrossAsia-Forum und die virtuelle Forschungsumgebung CrossAsia Campus. Ansonsten finden Sie alle Inhalte, von den digitalen Sammlungen, über den Online Guide East Asia, die Registrierung usw. an neuen Stellen auf der Webseite.
Noch ein wichtiger Hinweis: Unter „Ihr Profil“ können Sie Ihre eigenen Daten einsehen. Hier können Sie z.B. auch Ihr Passwort ändern. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, schicken Sie uns einfach eine Nachricht an x-asia(at)sbb.spk-berlin.de. „Ihr Profil“ zeigt Ihnen auch, ob Sie ggf. keine Berechtigung mehr zur Nutzung der lizenzpflichtigen Angebote haben: Sie können sich zwar bei CrossAsia anmelden und z.B. CrossAsia Campus oder das Forum nutzen, wenn Ihr Zugang noch nicht verlängert wurde; Sie haben aber keinen Zugriff auf die lizenzpflichtigen Inhalte. Hierzu benötigen Sie einen Verlängerungsantrag für die kostenfreie Nutzung, den Sie automatisch zwei Monate vor Ablauf Ihrer Nutzungsberechtigung zugeschickt erhalten. Sollten Sie diesen verloren haben, schreiben Sie uns einfach.
Die neue Seite wurde im Responsive Design gestaltet, d.h. das Layout der Seite passt sich an das Endgerät an und kann am Computer auf dem Schreibtisch, mit dem Tablet oder dem Mobiltelefon optimiert verwendet werden. Wir hoffen, dass Sie mit dem neuen Erscheinungsbild von CrossAsia zurechtkommen und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen.
Die tschagataische Handschriftensammlung in der Staatsbibliothek zu Berlin
/in Handschriften, Newsletter 07/by CrossAsiaTschagataisch ist eine spätmittelalterliche Turksprache, die in Zentralasien weit verbreitet war. Das Wort selbst geht auf den Namen eines der Söhne Dschingis Khans zurück, Tschagatai Khan (um 1186-1242). Als zweiter und angeblicher Lieblingssohn des Welteroberers nahm er an der Einnahme Turkistans durch die Mongolen teil. Bei der 1229 auf einem so genannten Kuriltai beschlossenen Reichsteilung bekam er jene Gebiete als “Ulus” zugesprochen, die sich von der Wüste Gobi im Osten bis zum Aralsee im Westen und vom Altai-Gebirge bis hinunter nach Afghanistan erstrecken. Das Tschagatai-Khanat hatte, wenn auch mit Einschränkungen, bis zum siebzehnten Jahrhundert Bestand. Die Sprache dieses Staatsgebildes, das Tschagataische, zählt trotz ihres mongolischen Namens zu den türkischen Idiomen und war eine Literatursprache, die sich in dem besagten Zeitraum aus dem Alt-Uigurischen entwickelt hat – also aus der Sprache der alten, noch buddhistischen Uiguren. Tschagataisch stand unter starkem Einfluss arabischer und persischer Elemente und wurde in der Regel mit dem persisch-arabischen Alphabet notiert. Im Vergleich zu anderen turkologischen Forschungsfeldern ist das Tschagataische übrigens, jedenfalls in Europa, verhältnismäßig wenig erforscht. Die modernen Turksprachen Usbekisch und Uigurisch haben sich aus dieser Sprache entwickelt.
Die Staatsbibliothek verfügt über etwas mehr als 190 Manuskripte in tschagataischer Sprache. Gemessen an der gewaltigen Zahl der übrigen islamischen Handschriften (ca. 17.000) ist der Umfang dieser Sammlung damit natürlich relativ gering. Tschagataische Handschriften sind auf sehr unterschiedlichen Wegen aus dem Orient in die Berliner Bibliothek gekommen. Seit 1817 wurden sie von verschiedenen Gesandten, Gelehrten, Buchhändlern oder Antiquaren wurde eine tschagataische Handschrift erworben. Zu nennen sind etwa Heinrich Friedrich Diez, Julius Heinrich Petermann, Aloys Sprenger und Martin Hartmann. Die meisten der tschagataischen Handschriften im Besitz der Staatsbibliothek gehören zur “Sammlung Hartmann” (133 Titel), die im Jahre 1905 angekauft wurde. Zwei Objekte aus dieser Sammlung sind während des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen. Hartmann hatte die Handschriften während seines Aufenthalts von 1902-1904 in Kaschgar und Yarkand im westlichsten Zipfel des heutigen Xinjiang gesammelt. Einige wenige stammen aus Taschkent und Baku. Ein Verzeichnis der tschagataischen Handschriften, das Hartmann 1904 selbst erstellt hat, ist noch vorhanden.
Eine Abbildung von insgesamt fünf Illustrationen aus der Handschrift Diwan Mir Ališer Nawa’i (Ms. or. quart. 1570, f. 157r)
Auch Johannes Awetaranian (1861-1919), ein in Ostanatolien geborener christlicher Missionar türkischer Abstammung, und der Berliner Tibetologe Georg Huth haben tschagataische Handschriften aus Xinjiang zusammengetragen.
Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts befanden sich etwa 170 tschagataische Manuskripte im Besitz der Staatsbibliothek. Die Sammlung wurde im Nachhinein nicht wesentlich erweitert. Erst in den 90er Jahren wurde eine tschagataische Handschrift erworben.
Der Anfang der Handschrift Diwan Mir Ališer Nawa’i ist mit einem sog. „Unwan“ verziert (Ms. or. quart. 1570, f. 1v)
Turkologen haben die Entwicklung der tschagataischen Sprache in drei Perioden eingeteilt. Die vorklassische Zeit umspannt den größeren Teil des fünfzehnten Jahrhunderts (1400-1465). Nur eine tschagataische Handschrift aus dem Berliner Bestand stammt aus dieser frühen Zeit, das Mahzan ul-Asrar, die “Schatzkammer der Geheimnisse.” Das Bemerkenswerte an dieser Handschrift ist, dass die Sprache zwar Tschagataisch ist, sie aber in vorislamischer alt-uigurischer Schrift niedergeschrieben wurde. Die Kombination islamischen Gedankenguts mit alter Schrift buddhistischen Ursprungs ist sehr selten. Werke, auf die diese Kombination aus alter Schrift und neuem Glauben zutrifft, gibt es weltweit nur wenige.
Auf die vorklassische folgt die klassische Periode (1465-1600). Dichter wie Mir Ališer Nawa’i, Husayn Bayqara und Babur stehen für das literarische Schaffen dieser Zeit. Typische Beispiele dafür sind: die Külliyat des Nawa’i, oder der Diwan des Sultans Husayn Bayqara sowie der Diwan Ališer Nawa’i.
Die nachklassische Periode reicht bis ins frühe zwanzigste Jahrhundert (1600-1921). Leider gibt es nur wenige Werke literarischer Natur, die eindeutig dieser Epoche zuzuordnen sind. Was uns vorliegt, ist meist eher profanen Inhalts, so ein Gerichtsprotokoll aus dem Jahre 1892 oder ein Handelsbuch von 1903.
Bei orientalischen Handschriften haben wir es praktisch immer mit Abschriften von Abschriften, also nicht mit originalen Autographen im heute geläufigen Sinne zu tun. Manche Handschriften sind eigens auf Wunsch der Sammler kopiert oder gelegentlich von den Sammlern eigenhändig abgeschrieben worden. Zum Teil wurden Werke zentralasiatischer Provenienz gar nicht vor Ort, sondern in Konstantinopel oder Herat hergestellt und haben erst von dort ihren Weg nach Zentralasien zurückgefunden.
Handschriften lassen sich etwa zu 15 Prozent dem sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert zurechnen. Die meisten, etwa 80 Prozent, sind dem neunzehnten Jahrhundert zuzuordnen. Die verbleibenden fünf Prozent lassen sich nicht eindeutig bestimmen. Sachlich können die Manuskripte folgenden Gruppen zugeteilt werden: klassische Literatur, hagiographische Literatur, religiöse Schriften, verschiedene “Risalas” -Schriften, die Verhaltensregeln für bestimmte soziale Gruppen formulieren – medizinische Werke, Wörterbücher.
Alle tschagataische Handschriften werden bald in der seit letztem Jahr online gestalteten Datenbank der Berliner orientalischen Handschriften (http://orient-digital.staatsbibliothek-berlin.de) zu finden sein.
Zwei neue japanische Datenbanken
/in Datenbanken, Newsletter 07/by CrossAsiaSeit November stehen registrierten Nutzerinnen und Nutzern von CrossAsia zwei neue Angebote aus Japan zur Verfügung.
Fûzoku gahô 風俗画報
Die Zeitschrift Fûzoku gahô (Web版 風俗画報 (JK Books)) erschien in der Meiji-/Taishô-Zeit in den Jahren 1889 bis 1916. Sie ist mit zahlreichen ein- oder mehrfarbigen Darstellungen sowie in ihrem späteren Verlauf auch mit Schwarzweiß-Fotos reich bebildert und gilt als die erste illustrierte japanische Zeitschrift. Die Datenbank umfasst alle 518 Hefte in PDF-Form. Eine Volltextsuche ist nicht möglich, aber es kann nach Autoren und Stichworten der Artikelüberschriften sowie nach einzelnen Heftnummern gesucht werden.
Fûzoku gahô, Nr. 336, 10.03.1906, o.S.
Das Themenspektrum der Zeitschrift ist breit gefächert. Es werden damalige aktuelle Ereignisse aufgegriffen, wie z.B. Erdbebenkatastrophen, die Verkündung der Meiji-Verfassung, Kriegsentwicklungen etc. Über kulturelle, religiöse und sportliche Events wie Sumô-Turniere, Schrein- und Tempelfeste oder Jôruri-Aufführungen wird ebenso berichtet, wie z.B. über eine Kabuki-Vorstellung anläßlich des Besuchs des englischen Prinzen Arthur, Herzog von Connaught und Strathearn, im März 1906.
Zôfukuin bunko zenpon shûsei 増福院文庫善本集成
Die Sammlung Zôfukuin bunko zenpon shûsei DVD-ROMhan (増福院文庫善本集成 DVD-ROM版) bietet Manuskripte und gedruckte vormoderne Bücher, die sich ursprünglich im Besitz des Tempels Zôfukuin vom Berg Kôya befunden hatten und die seit 1989 in der Kôyasan-Bibliothek der Kôyasan Universität (高野山大学附属高野山図書館) aufbewahrt werden.
Anfang von Dokument Nr. 157: Hyôbyakushû (表白集)
Die Sammlung umfasst 12 DVDs, welche sowohl buddhistische Lehrtexte der Shingon-Schule sowie deren Auslegungen, als auch im Zusammenhang mit der Lehre des Shintô verfasste Materialien, liturgische Texte sowie shômyô (声明)-Notationen. Als Angebot über CrossAsia wurde die DVD Nr. 3 lizenziert, welche neben Texten, die dem Begründer der Shingon-Schule, Kûkai, zugeschrieben werden, auch eine Biographie des Buddha umfasst und diverse Ritualtexte (hyôbyaku 表白, kôshiki 講式 und saimon 祭文), shômyô-Manuskripte und mündliche Instruktionen (kuden 口伝) beinhaltet.
Eine neue ProQuest-Datenbank
/in Datenbanken, Newsletter 07/by CrossAsiaNeben der Datenbank Dissertations & Theses Full Text aus dem Hause ProQuest LLC – der „weltweit umfassendsten Sammlung von Dissertationen und Abschlussarbeiten aus der ganzen Welt von 1861 bis heute“ – bietet CrossAsia seit jüngster Zeit nun auch den Zugang zur Datenbank Historical Newspapers: Chinese Newspapers Collection (1832-1953) desselben Anbieters. Die Datenbank versammelt 21 historische Zeitungen in englischer Sprache, die zwischen 1868 und 1953 in China v.a. im Umfeld christlicher Mission erschienen sind, darunter so bedeutende wie The Chinese Recorder und The China Weekly Review. Die Zeitungen bieten ein Abbild des zeitgenössischen China. Vor dem Hintergrund wachsender Verbreitung westlicher Technologie und Religion berichten sie über die Anfänge der Missionsschulen vor Ort, ökumenische Konferenzen, den Kreuzzug gegen das Opium, die Revolution von 1911, das Erstarken der chinesischen Kirche und schließlich die Entstehung des Kommunismus in China, widmen sich zugleich aber auch Themen aus den Bereichen der chinesischen Gesellschaft, Sprache und Kultur.
Banner The Chinese Recorder (Vol. XLIV, Jan. 1913, no.1)
Banner The China Weekly Review (Vol. XXV, No. 4, 23. Juni 1923)
Die Datenbank ermöglicht sowohl Standard- als auch erweiterte Suche, bei letzterer kann die Suche auf 25 verschiedene Dokumententypen wie Artikel, Banner, Geburtsanzeige, Kleinanzeige etc. eingegrenzt werden. Volltextsuche ist möglich, Suchergebnisse können im PDF-Format heruntergeladen werden.
Anzeige aus: The China Press (1925-1938); Nov. 3, 1933
Die Datenbank ist eine willkommene Ergänzung anderer bereits für CrossAsia lizenzierter Datenbanken, die vergleichbare Quellen versammeln, wie z.B. China: Trade, Politics and Culture 1793-1980, mit englischsprachigen Dokumenten betreffend die Beziehungen Chinas zum Westen und umgekehrt, sowie Dokumenten aus missionarischem Umfeld auf der einen Seite, und zwei chinesischen Datenbanken mit originalsprachigen Periodika:晚清期刊、民国时期期刊全文数据库 : 1833-1949 Chinese Periodical Full-text Databases und 大成老旧刊全文数据库 : Dacheng Old Periodicals database auf der anderen Seite.
Neuer Service
/in Erwerbungen, Newsletter 07, Services/by CrossAsiaAb sofort bieten wir Ihnen auf unseren Homepageseiten einen Service, den Sie sich wiederholt gewünscht hatten: die Möglichkeit, sich über die aktuell erworbenen Titel der Ostasienabteilung zu informieren. Die neue Funktionalität befindet sich in der Navigation unter „Recherche und Ressourcen“ und heißt „Neuerwerbungen“ (auf den englischen Seiten unter „Search“: „Recent Acquisitions“).
Sie verzeichnet unter dem Reiter „Aktuell“ („Current“) für die beiden Halbjahre des jeweils laufenden Kalenderjahrs die neuen Titel der Ostasienabteilung in westlichen Sprachen, unterteilt nach Land, Region und Thema.
Ältere Einträge werden künftig in einem bereits angelegten Archiv zu finden sein, das sich nach und nach füllen und jahrgangsweise erweitern wird. Diese Funktionalität kann beispielsweise auch für Institutsbibliotheken als Orientierungshilfe für die eigene Akquisition dienen.