Historische Bandkataloge der Ostasiensammlung
Als Teil des Projekts SSG 6,25 Digital wurden auch die historischen Bandkataloge der Ostasienabteilung
digitalisiert. Die „sinologischen“ , d. h. jene, die die chinesischen und mandschurischen Titel verzeichnen, stehen bereits über das Portal der Digitalen Sammlungen der Staatsbibliothek und über die Seite Recherche und Ressourcen zur Verfügung.
Der ostasiatische bzw. chinesische Bestand der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin rühmt sich ja der Tatsache, dass der erste gedruckte Katalog der Bibliothek ihm gewidmet war. Sein Autor, Probst Andreas Müller, benötigt für die dort für das Jahr 1683 verzeichneten 25 Titel jedoch nur eine einzige Druckseite (s.u. Catalogus Librorum Sinicorum). Müllers im gleichen Jahr erschienene „Andere Theil“ umfasste dann vor allem die Aufschlüsselung der Bände des Zizhi tongjian 資治通鑑.
Als gedruckte Kataloge folgten Klaproth und Schott 1822 bzw. 1840. Diese stellten in ihren Katalogen den mittlerweile zu respektabler Größe angewachsenen Bestand jedoch nur in Auswahl vor.
Erst der uns erhaltene älteste Bandkatalog des ostasiatischen Bestands versuchte den gesamten
katalogisierten Bestand abzubilden. Dieser Katalog wurde 1847 begonnen, also über 170 Jahre nachdem die ersten chinesischen Titel ihren Weg in den Bestand der „Churfürstlichen Bibliothek zu Cölln an der Spree“ gefunden hatten. Er zeigt somit keine Chronologie der Anschaffung, sondern listet die 1.603 Libri sinici Signaturen, die wohl erst nach dem Klaproth’schen Katalog von 1822 vergeben wurden, in numerischer Ordnung auf und versieht diese mit einer kurzen – anfangs lateinischen später deutschen – „Übertragung“ des Titels bzw. Werkinhalts und meist einer Transkription. Erst für die Titel im hinteren Teil werden durchgehend auch Schriftzeichen angegeben; für manche der vorderen Titel wurden sie später nachgetragen.
Der Katalog wurde bis ca. 1913 geführt und bis noch vor nicht allzu langer Zeit haben verschiedene Bibliothekarenhände eifrig ihre Spuren in diesem Dokument hinterlassen. Zum Beispiel verweisen die Vermerke „K.“ oder „Sch.“ unter der Signatur auf Seite und Eintrag im Klaproth- bzw. Schott-Katalog, und rote Haken darauf, dass die Signatur nach dem Krieg nach (Ost-)Berlin zurückgekehrt ist. Der Bandkatalog war vor allem ein Arbeitsinstrument. Als 1912 einige größere Erwerbungen gemacht werden konnten, wurde, wohl auch, um den Anbruch einer neuen Zeit zu signalisieren, die Signaturengruppe Libri sin. N.S. (Neue Sammlung) ins Leben gerufen.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 2049 Libri sin. N.S. Signaturen vergeben. Auch für dieses Segment können die Bandkataloge jetzt Online eingesehen werden. Der 1913 begonnene erste Bandkatalog der Libri sin. N.S. verzeichnet die Signaturen Libri sin. N.S. 1 bis 1650, der daran anschließende zweite Katalog die Signaturen bis 2049 und dann ab der Nummer 2050 bis 2417 die Zugänge an chinesischen Titeln der Deutschen Staatsbibliothek der DDR bis ca. 1962.
In der DDR wurden die Libri sin. N.S. Signaturen ab 1963 mit 10.001 neu ansetzend weitergeschrieben. Diese „neueren“ Bandkataloge der DDR sind derzeit noch nicht digitalisiert.
Zwei weitere handschriftliche Bandkataloge bzw. Bibliotheksverzeichnisse ergänzen das neue Online-Angebot. Da ist zum einen das „Verzeichniss chinesischer Manuskripte und Druckwerke aus der Bibliothek des Dr. Friedrich Hirth,“ die 1890 von der Preußischen Staatsbibliothek erworben wurde, zum Anderen der 1911 erstellte Katalog der sogenannten „Pekinger Sammlung.“
Für den neu angeschafften ostasiatischen Bestand im ehemaligen Westen, der sehr bald auf reine
Nummernsignaturen umgestellt wurde, sind keine solchen Bandkataloge erstellt worden.
Dieser Bestand wurde in einem Titel- und Verfasserkatalog, der für die chinesischen Titel in Wade-Giles geführt ist, erfasst. Dieser Katalog war bis vor nicht allzu langer Zeit nur über den Zettelkatalog vor Ort im Lesesaal der Staatsbibliothek zu Berlin komplett recherchierbar (der Teil bis Ende der 1970er Jahre liegt auch in Buchform vor).
Über die fast abgeschlossene Retrokonversion sind die chinesischen und japanischen Titel nunmehr
aber auch im Online Katalog der Ostasienabteilung nachgewiesen. Die koreanischen Titel werden
folgen. Der Bestandszuwachs an Ostasiatica in der DDR wurde in den alten Ostasien-Zettelkatalog (den „Alten Haus-1-Katalog“) einsortiert und ist derzeit nur dort nachgewiesen.
Viele der Titel, die in den oben genannten Bandkatalogen aufgeführt werden, sind aus der kriegbedingten Verlagerung nicht zurückgekehrt. Ein Teil dieses Bestands wird heute in der Biblioteka Jagiellońska in Krakau verwahrt. Viele Bücherkisten sind aber wohl an ihrem vermeintlich sicheren Ort verbrannt oder ihr Verbleib ist unbekannt. Als einen ersten Schritt in Richtung virtuelle Zusammenführung des noch auffindbaren Ostasienbestands hat der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) zunächst für ein Jahr ein Projekt zur Digitalisierung und Katalogisierung der
ostasiatischen Berlinka in Krakau bewilligt. Das Projekt ist Anfang 2013 gestartet und wir werden in einem der nächsten Newsletter ausführlicher darüber berichten. Soviel zu unseren handschriftlichen Bandkatalogen. Diese sollen, solange die Katalogisierung der hiesigen Libri sin. noch nicht ganz abgeschlossen, und die der Krakauer ostasiatischen Berlinka im Rahmen des BKM-Projektes erst begonnen werden muss, Ihnen einen Eindruck von den chinesischen und mandschurischen Beständen vermitteln, wie sie im 19. Jahrhundert oder in den 1930er Jahren in der damaligen Preußischen Staatsbibliothek zur Verfügung standen.