Ergebnisse der Umfrage zum CrossAsia Dialog: Maßgeschneiderter DH-Lehrplan für CrossAsia Classroom – Digital Humanities

 

Der Fachinformationsdienst Asien (FID Asien) mit seiner Onlineplattform CrossAsia hat im Rahmen des CrossAsia Dialogs eine umfassende Umfrage durchgeführt, um die Bedürfnisse und Wünsche bezüglich eines maßgeschneiderten DH-Curriculums für den CrossAsia Classroom zu ermitteln. Angesichts der zunehmenden Integration digitaler Werkzeuge und Methoden eröffnen sich neue Horizonte für Forschung und Lehre in den Geisteswissenschaften. In diesem Beitrag präsentieren und analysieren wir die Ergebnisse dieser Umfrage, an der insgesamt 88 Personen teilgenommen haben. Dabei ist zu beachten, dass einige Fragen abhängig gestellt wurden, etwa wenn nach Vorkenntnissen gefragt wurde und diese mit „Nein“ beantwortet wurden, wodurch die Befragten automatisch die entsprechenden Bereiche übersprangen. Diese Dynamik spiegelt sich in der Auswertung durch die Antwortoption „Frage übersprungen“ wider und wird im Kontext der Analyse berücksichtigt.

Teil 1: Regionen und fachlicher Hintergrund

Abbildung 1: (Frage 1) Welche Kategorie beschreibt Sie am besten?

 

Die Umfrageergebnisse zeigen eine vielfältige Beteiligung unterschiedlicher Gruppen mit Interesse an DH Angeboten des FID. Doktoranden (15) sind eine der am häufigsten vertretenen Einzelgruppen innerhalb der Gesamtgruppe der Postgraduierten (53). Dem gegenüber steht eine Minderheit an MA und BA Studierenden (12) sowie eine kleine Gruppe Bibliotheksbenutzer:innen (6) und Sonstige Teilnehmenden, die keiner akademischen Einrichtung angehören (6). Diese Zusammensetzung spiegelt die generelle Nutzerschaft des FID wider und verdeutlicht, dass die Angebote vor allem von etablierten Wissenschaftler:innen, Promovierten und fortgeschrittenen Studierenden genutzt werden. Dies unterstreicht die Ausrichtung auf Spitzenforschung und bestätigt, dass die Dienstleistungen des FID primär für die Bedürfnisse dieser Gruppen entwickelt werden. In Bezug auf das Verhältnis zu universitären Angeboten zeigt sich somit ein Bedarf an Angeboten für bereits etablierte Forschende unabhängig von der akademischen Ausbildung im Studium.

Auch die regionale Herkunft der Befragten zeigt, dass das Interesse an DH-Angeboten im Großen und Ganzen der Zusammensetzung der CrossAsia-Nutzer insgesamt entspricht.

Abbildung 2: (Frage 2) In welchen Regionen sind Sie tätig/studieren Sie?

 

Die Mehrheit der Befragten (36) gab an, sich für China zu interessieren, gefolgt von Japan (27) und Korea (15). Südostasien und Zentralasien wurden von 5 bzw. 2 Teilnehmern genannt. Die Kategorie „Sonstige“ hat 10 Antworten, wobei Regionen wie Südasien, Westasien, Großchina, die USA und Europa genannt wurden. Diese Verteilung spiegelt auch die Nutzungsmuster unserer Dienstleistungen wider, wobei die Region China die am meisten nachgefragte Region für die Angebote des FID Asien ist, gefolgt von Japan und Korea. Dies unterstreicht die Relevanz und Bedeutung dieser Regionen für die Forschungstätigkeiten und -interessen unserer Nutzer:innen.

Die folgenden Fragen zielen auf den spezifischen DH Hintergrund der Teilnehmenden ab, ausgehend von der Frage nach dem initialen Kontakt.

Abbildung 3: (Frage 3) Wie haben Sie zum ersten Mal von den digitalen Geisteswissenschaften gehört?

 

Die Antworten, bei denen Mehrfachnennungen zugelassen waren, zeigen, dass strukturierte Bildungsangebote und Selbst-Studium gleichauf liegen. Universitäre Seminare oder Workshops sind hierbei die häufigste Antwort (41) für den ersten Kontakt mit dem Thema Digital Humanities. Gefolgt von 27 Antworten zur Online-Recherche. Unter der Kategorie „Sonstiges“ (8) wurden Vorträge, Angebote der eigenen Hochschule sowie persönliches Interesse als Quellen genannt. Diese Ergebnisse legen nahe, dass strukturierte Angebote, wie sie von CrossAsia bereitgestellt werden, sinnvoll sind, um das Interesse an den Digital Humanities zu fördern und dass die Online-Bereitstellung im Nachhinein erfolgen sollte.

Darauf folgt eine Frage zur Selbsteinschätzung des jetzigen Kenntnistand der Teilnehmenden mit den digitalen Geistesswissenschaften.

Abbildung 4: (Frage 4) Wie vertraut sind Sie mit dem Bereich der digitalen Geisteswissenschaften?

 

Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer hat bereits ein gewisses Verständnis für das Thema DH. Auch wenn dies keine Rückschlüsse auf die Gesamtheit der FID-Nutzer:innen zulässt, so zeigt sich doch, dass Angebote, die Vorkenntnisse voraussetzen, den Kenntnisstand der Interessierten am besten widerspiegeln. Etwas mehr als die Hälfte (52%) sind einigermaßen vertraut oder vertraut. Etwa 11% der Teilnehmer:innen gab an, mit DH-Themen „überhaupt nicht vertraut“ zu sein. Angesichts der Tatsache, dass die Nutzerschaft hauptsächlich aus angehenden und etablierten Wissenschaftler:innen besteht, können spezifisch ausgerichtete Schulungsangebote für einen kleineren Kreis von Nutzer:innen von Vorteil sein.

Anschließend haben wir um eine Einschätzung der Relevanz des Themas für die eigene Forschung gebeten.

Abbildung 5: (Frage 5) Wie wichtig sind Kenntnisse zu digitalen Geisteswissenschaften für Ihre Arbeit oder Ihr Studium?

 

Die Umfrageergebnisse verdeutlichen die Relevanz der Digital Humanities für die eigene Arbeit bzw. das eigene Studium. Insbesondere im direkten Vergleich der abgegebenen Antworten (rot und blau in Abbildung 5). Über 80% der Befragten gaben an, dass die Digital Humanities für sie „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“ seien. Diese Verteilung unterstreicht die Bedeutung der Digital Humanities und die Notwendigkeit, entsprechende Angebote bereitzustellen.

 

Auswertung Teil 1:

Aus den Ergebnissen geht hervor, dass der FID Asien seine Angebote im CrossAsia Classroom weiterentwickeln sollte, um den Bedürfnissen der Spitzenforschung gerecht zu werden. Die Umfrage zeigt, dass sich ein Großteil der Befragten im fortgeschrittenen Studium befindet oder bereits promoviert wurde. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, unsere Dienstleistungen als komplementär zu universitären Lehrveranstaltungen zu betrachten. Unsere Angebote verstehen sich nicht als reine Einführungskurse. Sie sind vielmehr darauf ausgerichtet, fortgeschrittene Methoden und Techniken zu vermitteln. Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag für die Forschungsgemeinschaft zu leisten.

 

Teil 2: Technische Kenntnisse der Befragten

Um passgenaue Angebote machen zu können, ist es notwendig, den technischen Hintergrund des Zielpublikums genauer zu identifizieren. Der zweite Teil der Umfrage hatte daher zum Ziel, technische Fähigkeiten und Tools der digitalen Geisteswissenschaften zu erfassen. Eine Auswahl gängiger Programme und Services wurden abgefragt. Die Befragten hatten aber auch die Möglichkeit, Anwendungen frei zu benennen.

Abbildung 6: (Frage 6) Bitte geben Sie an, welche der folgenden Tools oder Dienste Sie im Rahmen Ihrer Forschungsarbeit genutzt haben.

 

Die Antworten verdeutlichen den in Frage 2 bereits sichtbaren Schwerpunkt auf die Region China. Unter den Top fünf genutzten Werkzeugen und Diensten haben drei einen regionalen Fokus auf China (CBDB, CGIS, MARKUS). Der am häufigsten genannte Dienst ist GitHub/GitLab, welcher von 28 Befragten genutzt wird. Dies bestätigt die Bemühungen des FID, GitHub sowohl für Kollaborationen als auch für eigene Entwicklungen zu nutzen, an dieser Umsetzung wird momentan gearbeitet. Unter den vier freien Antworten wurden MeCab und ChatGPT jeweils zweimal genannt. An die Umfrage wurde auch mit der Erwartung herangegangen, dass universelle Werkzeuge, die unabhängig von Region und Sprache eingesetzt werden können, insgesamt stärker vertreten sind. Dies hat sich im Rahmen dieser Umfrage nicht bestätigt.

Abbildung 7: (Frage 7) Welche der folgenden Technologien verwenden Sie in Ihrer Forschung?

 

Frage 7 zielte darauf ab, die von den Umfrageteilnehmenden in ihrer eigenen Forschung verwendeten Technologien in Erfahrung zu bringen. Python ist mit 21 Antworten die am häufigsten genutzte Technologie, gefolgt von einer relativ hohen Prävalenz von Xml-basierten Technologien. Interessant ist auch die geringe Anzahl von Antworten zu JavaScript (10), immerhin ein zentraler Bestandteil des World Wide Web. Bei den freien Antworten (4) wurden relationale Datenbanken (SQL) einmal genannt.

 

Auswertung Teil 2:

Aus den gegebenen Antworten lässt sich ein gewisser Handlungsbedarf ableiten. Bei der kleinen Teilnehmendenzahl scheinen Dienste, die strukturiere Daten bereitstellen, wesentlich bekannter zu sein als die analytischen Werkzeuge zur Bearbeitung dieser Daten. Die Vermittlung von Wissen zu den entsprechenden Werkzeugen kann daher als eine Anforderung an die Bildungsangebote von CrossAsia verstanden werden. Weiterhin sollten die laufenden Bemühungen, die GitHub Präsenz des FID zu stärken, fortgesetzt und in die DH Bildungsangebote einbezogen werden.

 

Teil 3: Schulungsangebote durch den CrossAsia Classroom

Der dritte Abschnitt der Umfrage ermittelt, wie die Befragten zu Schulungsangeboten stehen, in welcher Form diese angeboten werden sollten und welche Themen dabei besonders relevant sind.

Abbildung 8: (Frage 8) Wären Sie daran interessiert, an Workshops oder Schulungen zu digitalen Geisteswissenschaften teilzunehmen?

 

Das Interesse der Teilnehmenden ist erwartungsgemäß groß, die Umfrageergebnisse zeigen ein deutliches Interesse an Workshops oder Schulungen zu Digital Humanities. 43,18% der Befragten stimmten voll und ganz zu, während 21,59% eher zustimmten. Nur 2,27% gaben an, eher nicht interessiert zu sein. Dies verdeutlicht den Bedarf an Schulungen in diesem Bereich. Um das Schulungsangebot an den Bedürfnissen der Nutzer:innen auszurichten, sollten die Präferenzen der Nutzer:innen für die unterschiedlichen Schulungsformen abgefragt werden.

Abbildung 9: (Frage 9) Welches Format würden Sie für das Vermitteln von Kenntnissen über digitale Geisteswissenschaften bevorzugen?

 

Die Umfrageergebnisse zeigen eine deutliche Präferenz für Online-Formate. Unter „Sonstiges“ nannten drei Befragte „Asynchrone Video-Inputs“ und „Hackathons“ als weitere mögliche Angebote. Das vergleichsweise geringe Interesse an akademischen Kursen reflektiert die in Teil 1 dargestellten Hintergründe der Umfrageteilnehmer. Um die Präferenzen und Bedürfnisse der Nutzer:innen bei der Planung und Gestaltung von Aus- und Weiterbildungsangeboten zu berücksichtigen, nimmt die letzte Umfrage die Themenauswahl in den Mittelpunkt.

Abbildung 10: (Frage 10) Welche digitalen Fähigkeiten oder Tools möchten Sie am liebsten erlernen?

 

Es wird deutlich, dass vor allem die Themen „Datenvisualisierung“ (45) und „Text Mining“ (41) stark nachgefragt werden, „Netzwerkanalyse“ (31) folgt an dritter Stelle. Darüber hinaus werden Angebote zum Thema „Digitale Archivierung“ und „Digitale Editionen“ mit jeweils 30 Nennungen gewünscht. Bei der freien Frage nach Projekten werden „Digitale Editionen“ am häufigsten genannt (7 von 26).

Abbildung 11: (Frage 11) Welche spezifischen Projekte oder Forschungsarbeiten haben Sie im Sinn, bei denen Methoden der digitalen Geisteswissenschaften angewendet werden?

 

Das Interesse an weiteren Themen wie „OCR (Optical Character Recognition)“ (29) sowie „Maschinelles Lernen“ und „GIS (Geographische Informationssysteme)“ (je 24) zeigt die Vielfalt der Bedürfnisse der Befragten im Bereich der Digital Humanities und helfen dem FID, das Schulungsangebot im Rahmen des CrossAsia Classrooms und der Fachschulungen entsprechend zu planen.

 

Auswertung Teil 3:

Es kann festgestellt werden, dass ein deutliches Interesse an Workshops oder Schulungen im Bereich der Digital Humanities besteht. Die Mehrheit der Befragten sprach sich für solche Angebote aus, wobei insbesondere Online-Formate bevorzugt wurden. Dies spiegelt den Bedarf an flexiblen und zugänglichen Schulungsangeboten wider. Die unterschiedlichen Spezialisierungsgrade der einzelnen Wissenschaftler:innen führen zu vielfältigen Nutzungswünschen. Während ein gewisses Grundwissen zu den Digital Humanities bereits vorhanden ist, stehen einige Teilnehmer:innen noch am Anfang ihrer Arbeit damit und wünschen sich gezielte Schulungsangebote. Die klare Benennung von Themenwünschen hilft uns, das Schulungsangebot entsprechend auszubauen und an die genannten Bedürfnisse anzupassen.

Wie geht es weiter?

Die Umfrage hat gezeigt, dass das Thema Digital Humanities auch in den asienbezogenen Wissenschaften zunehmend an Bedeutung gewinnt. Auf der Basis Ihrer vielen hilfreichen Antworten und Anregungen, die wir im Rahmen der Umfrage erhalten haben, können wir diese Aufgabe nun zielgerichteter angehen. Als erster Schritt wurden im November 2023 die DH Lunchtalks ins Leben gerufen, die als niederschwelliger Einstieg in das Thema Digital Humanities und als Plattform für den Austausch von Ideen und Best Practices dienen.

Darüber hinaus findet im Sommer 2024 in Kooperation mit der Staatsbibliothek zu Berlin und dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte die Digital Humanities-Konferenz „Charting the European D-SEA: Digital Scholarship in East Asian Studies“ statt. Ziel ist es, einen Überblick über den aktuellen Stand der digitalen Forschung in den Ostasienwissenschaften in Europa zu geben, eine europäische Community von Ostasienwissenschaftlern aufzubauen und eine Plattform für den Austausch über wichtige Methoden und Ressourcen in innovativen digitalen Projekten weltweit zu bieten. Zusätzlich soll ein interdisziplinärer Dialog gefördert werden, der Wissenschaftler:innen und technische Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen zusammenbringt, um ihr Wissen über die Anwendung digitaler Methoden zu teilen und Erfahrungen auszutauschen.

Wir laden Sie ein, uns auch im weiteren Prozess mit Ihren Anregungen und Ihrem Feedback zu begleiten.

 

Ihr CrossAsia Team