Vorstellung des FID ‚CrossAsia‘ – Asien bei H-Soz-Kult

von Maria Effinger, Universitätsbibliothek Heidelberg, und Matthias Kaun, Staatsbibliothek zu Berlin

Seit 2016 werden das ehemalige Sondersammelgebiet Südasien, betreut von der Universitätsbibliothek Heidelberg und dem Südasien-Institut der Universität Heidelberg (SAI) und das Sondersammelgebiet Ost- und Südostasien, bis Ende 2015 betreut von der Staatsbibliothek zu Berlin, als neuer Fachinformationsdienst CrossAsia – FID Asien von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die Sammlungen beider Einrichtungen sind auch zukünftig maßgeblicher Kernbestandteil der sich weiter aus- und darauf aufbauenden Entwicklungen. Der Bestandsaufbau sowohl gedruckter als auch elektronischer Medien im FID ist abgestimmt auf interdisziplinäre und transregionale Fragestellungen der Asienwissenschaften.

Für den Bereich des SSG Ost- und Südostasien wurden bereits seit 2002, später auch mit Unterstützung der DFG elektronische Ressourcen in das Serviceprofil aufgenommen. Parallel zu dem seit über 35 Jahren an der Staatsbibliothek zu Berlin bestehenden „Blauen Leihverkehr“ (Spezialleihverkehr für originalschriftliche Materialien) wurde auch die Versorgung mit elektronischen Ressourcen für alle Nutzerinnen und Nutzer des „Blauen Leihverkehrs“ sichergestellt. Institute oder Lehrstühle registrieren sich für den „Blauen Leihverkehr“ als Institution; alle an diese Einrichtungen angebundenen Personen (Professorinnen und Professoren, Mittelbau, Studierende oder durch andere Form mit dem Institut zusammenwirkende Personen) können sich dann für den Zugang zu den elektronischen, lizenzpflichtigen Ressourcen registrieren. In den letzten Jahren ist die Nutzung erfreulich stabil. Jährlich sind ca. 2.100 Nutzerinnen und Nutzer aus den verschiedensten Einrichtungen (deutschlandweit ca. 100) zur Nutzung der Angebote freigeschaltet.

CrossAsia verstand sich bis dahin als die virtuelle Präsenz des Sondersammelgebiets; alle Angebote und Services im Kontext des SSG wurden hier gebündelt angeboten inkl. „Blauer Leihverkehr“, Zugang und Information zu den digitalen Sammlungen und den Katalogen. Die CrossAsia-Suche bietet zudem Zugang zu allen über das SSG verfügbaren und angebotenen Ressourcen. Diese sind entweder über Fernleihe, „Blauen Leihverkehr“ oder aber als Direktzugriff auf das elektronische Dokument verfügbar. Die Suche basiert auf einem Metasuchsystem; es wird versucht so viele (bibliografische) Daten wie möglich in die CrossAsia Suche zu integrieren. Für den Bereich der Information und Kommunikation wird der CrossAsia Newsletter, das Forum sowie die Virtuelle Forschungsumgebung CrossAsia Campus angeboten.

Heute bietet CrossAsia bereits Zugriff auf mehr als 120 lizenzpflichtige Ressourcen aus Ostasien, den USA und Europa. Die Möglichkeit des überregionalen Zugriffs auf fachlich umfassende elektronische Ressourcen garantiert die Attraktivität des Angebotes; CrossAsia hat sich nicht zuletzt aufgrund der zentralen Verantwortung und Verortung der Aufgaben im Bereich der Ost- und Südostasienwissenschaften zu einem zentralen Baustein im Bereich der Forschung und forschungsnahen Lehre entwickelt. Bereits seit 2010 unterstützen CrossAsia nutzende Institute den Ausbau der Aktivitäten und Angebote im Rahmen der Komplementären Finanzierung CrossAsia auch finanziell. Alle mit diesen eingeworbenen Mitteln erbrachten Leistungen kommen dann allen Nutzerinnen und Nutzern von CrossAsia zugute.

Insofern hat CrossAsia bereits ab 2002 die Anforderungen und Bedürfnisse der Asienwissenschaften aufgenommen und neue, aus den Angeboten abgeleitete Services weiterentwickelt. Möglich wurde dies damals aus einer guten Anbindung der Nutzerinnen und Nutzer an die verschiedenen Angebote des SSG. Der „Blaue Leihverkehr“, der die Wissenschaft mit schwer zugänglichen Materialien versorgt, aber auch gleichzeitig für Anschaffungsvorschläge genutzt werden kann bzw. auch offene Bestellungen zulässt, führt zu einer Bindung, die für die Rückkoppelung der Arbeit im SSG und nun im FID genutzt wird. Über verschiedene Kanäle ist CrossAsia ansprechbar; und CrossAsia selbst versucht so gut es geht, auf Veranstaltungen der verschiedenen relevanten Fachverbände aktiv präsent zu sein. Diese Form des Austauschs ist wichtig; sie darf aber nicht überschätzt werden, denn das Kommunikationsbedürfnis seitens der Asienwissenschaften mit der Infrastruktur CrossAsia ist überschaubar. Die Gründe mögen in der Qualität der Leistungen und auch in der Kontinuität der Aktivitäten dank der Förderung als FID zu finden sein.

Für den Bereich des SSG Südasien bildeten gedruckte Bücher und Zeitschriften den Kernbestandteil der Sammlungsaktivitäten, was zum einen in dem geringen Angebot an elektronischen Medien aus den Ländern Südasiens begründet war, zum anderen aber auch in der Schwierigkeit geeigneter Lizenzierungsmodelle, um elektronische Ressourcen überregional bereitzustellen. Auch im FID ist davon auszugehen, dass gerade bei kleineren Verlagen der Erwerb und die überregionale Bereitstellung elektronischer Versionen südasienwissenschaftlicher Literatur im Sinne von Community-Lizenzen kaum umsetzbar sein werden. Die überregionale Bereitstellung der erworbenen Medien wurden im SSG durch die Fernleihe und den Dokumentlieferdienst Subito sichergestellt und wird nun im FID durch den an der Staatsbibliothek zu Berlin etablierten „Blauen Leihverkehr“ erweitert. Durch die enge Anbindung an die südasienwissenschaftliche Forschung in Heidelberg, durch die Auswertung von Anschaffungsvorschlägen und Fernleihanfragen wurden bereits im SSG die Anforderungen aus der Wissenschaft bei der Erwerbung forschungsrelevanter Literatur berücksichtigt.

Mit dem Portal Savifa – Virtuelle Fachbibliothek Südasien wurden Serviceleistungen für die Wissenschaft aufgebaut, die einen integrierten Zugang zu Print- und überwiegend frei verfügbaren elektronischen Medien gewährleisteten. Ein Fokus lag dabei auf der Verbreitung des Open Access-Gedankens innerhalb der deutschen Südasienwissenschaften und die Publikationsplattform SavifaDok – heute als CrossAsia Repository weitergeführt – diente der Veröffentlichung, Erschließung und Archivierung südasienwissenschaftlicher Forschungsliteratur. Im Jahr 2015 wurde Savifa dann in CrossAsia, der technischen Plattform des SSG Ost- und Südostasien integriert.

CrossAsia stellt heute einen zentralen infrastrukturellen Baustein in der deutschen Forschungslandschaft dar. Insofern ist es verständlich, dass die unterschiedlichen Entwicklungen und damaligen Schwerpunktsetzungen beider SSG-Bibliotheken heute im FID weitergeführt und ausgebaut werden. Die bis 2015 nur im Kontext von Savifa angebotene Möglichkeit des elektronischen Publizierens wurde nun auch auf die Regionen Ost- und Südostasien ausgeweitet. Darüber hinaus werden neue Angebote geschaffen: Digitalisierung on Demand bietet – ähnlich dem Konzept des „Blauen Leihverkehrs“ und dem Zugang zu elektronischen Ressourcen – die Möglichkeit der für die Nutzerinnen und Nutzer kostenfreien Bestellung von Digitalisaten aus den Berliner und Heidelberger Sammlungen und darüber hinaus. Um Nutzerinnen und Nutzer künftig automatisch über neu in CrossAsia eingebrachte Angebote informieren zu können, ist die Einrichtung eines individualisierbaren Profildienstes vorgesehen. Auch die Erweiterung des bisher über Savifa angebotenen E-Toc-Alert-Dienst für rund 85 südasienwissenschaftliche Kernzeitschriften auf elektronische Zeitschrifteninhalte aus den Ostasienwissenschaften wird im FID realisiert.

CrossAsia wird zukünftig einen eigenen PDA-Index im Kontext der CrossAsia Suche anbieten, die bibliografische Information zu sowohl gedruckten als auch elektronischen Medien bietet. Nutzerinnen und Nutzer können sich so einerseits über bislang im FID ggf. nicht verfügbare Materialien informieren und gleichzeitig diese zur Bestellung, Akzession im FID vorschlagen. Insofern wird die erprobte Erwerbungspraxis unter aktiver Beteiligung der Nutzerinnen und Nutzer weitergeführt. Der zukünftige Bestandsaufbau (gedruckt und elektronisch) ist abgestimmt auf inter- und transdisziplinäre sowie transregionale Fragestellungen in Bezug auf Asien. Die Schärfung des inhaltlichen Profils der ehemaligen SSGs (bzw. des zukünftigen FID) schaffen Ressourcen für eine selektive Ausweitung z.B. auf den Bereich der Wirtschaft für Ost- und Südostasien sowie moderne Wissenschaftsentwicklungen. Prinzipiell wird ein elektronisches Dokument gegenüber einem gedruckten bevorzugt erworben und im Online-Zugriff angeboten. CrossAsia ist seit Jahren im Bereich Lizenzierung aktiv und hat maßgeblich als Modell den neuen FID-Lizenztyp beeinflusst. Es hat sich klar erwiesen, dass die Integration von elektronischen Medien bzw. die bewusste Gleichbehandlung analoger und digitaler Materialien im Kontext einer überregionalen Sammlung und vor allem nationaler Services ein, wenn nicht der strategische Vorteil ist, der Nutzerinnen und Nutzer an ein Angebot bindet. Mit den weiteren Planungen z.B. im Bereich des elektronischen Publizierens und auch im Kontext der elektronischen Ressourcen und Forschungsdaten versucht CrossAsia bewusst einen Schritt weiter zu gehen und nicht bei der Verfügbarmachung von digitalen Objekten stehen zu bleiben. Auf der Grundlage einer eigenen Administrationsebene für elektronische Objekte sollen in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft in der ersten Projektphase DTM-Verfahren und Daten-Editierungen und –kommentierungen erprobt werden.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst im H-Soz-Kult Forum.

Zitation: Forum: M.Kaun / M.Effinger: FID ‚CrossAsia‘ – Asien, in: H-Soz-Kult, 19.09.2016, <www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-3874>.

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