Buchmesse in Phnom Penh
Vom 7.-9. Dezember 2018 fand in Phnom Penh bereits zum 7. Mal eine Buchmesse statt, die sich zu dem wichtigsten Ereignis für kambodschanische Verlage, Autoren und Leser entwickelt hat. Die Autorin hat dran teilgenommen, mit zahlreichen Verlegern und Autoren gesprochen und Neuerscheinungen in Khmer gekauft.
Die Messe stand unter dem Motto „Living Books, Growing Knowledge“ und fand auf dem Gelände der Nationalbibliothek, einem Gebäude im Kolonialstil, das 1924 errichtet wurde, statt. Unter den großen Bäumen bezogen die Aussteller insgesamt 115 Stände. Aussteller- und Besucherzahlen sind im Laufe der Jahre kontinuierlich angestiegen. Während 2017 über 50 000 Besucher gezählt wurden, waren es 2018 bereits 130 000. Damit wurde die erwartete Besucherzahl von 70 000 weit übertroffen. Organisiert wurde die Buchmesse vom Ministerium für Kultur und Schöne Künste in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, der Nationalbibliothek und etlichen Partnerorganisationen. Zu dem Erfolg hat wesentlich eine große Zahl von Freiwilligen beigetragen.
Den Organisatoren zufolge besteht das Ziel der Buchmesse darin, die Bedeutung von Büchern in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, die Freude am Lesen zu fördern sowie kambodschanische Autoren und Verlage zu unterstützen.
Während der drei Tage konnten sich die Besucher über neue Buchpublikationen informieren und diese auch gleich kaufen, mit Autoren diskutieren und an Lesungen teilnehmen. Speziell für Kinder gab es ein vielfältiges Programm mit Bühnenshows, Vorleserunden und anderen Aktivitäten.
Der größte Teil des Publikums waren Jugendliche und junge Erwachsene. Auffallend viele junge Mönche besuchten die Buchmesse und interessierten sich besonders für Sachliteratur wie z.B. über Rhetorik oder Geschichte.
Zu den Ausstellern gehörten große und kleine, bereits etablierte und neue Verlage. Der Direktorin der Nationalbibliothek, Frau Khlot Vibola, zufolge gibt es in Kambodscha ca. 800 Verlage. Autoren wie Frau Ouk Samnang, Herr Chhay Sophal oder Herr Hoeu Hin hatten eigene Stände und präsentierten ihre neuen und alten Bücher, die sie auf Wunsch gerne signierten. Junge Autoren nutzen die Gelegenheit zur Selbstvermarktung ihrer Bücher. Zahlreiche Organisationen und Institutionen wie z. B. der Kambodschanische Schriftstellerverband, The Asia Foundation, das Cambodia Development Resource Institute (CDRI), das Buddhistische Institut und verschiedene Bibliotheken stellten sich dem Publikum mit ihre Publikationen und Dienstleistungen vor.
Vor allem unter den jüngeren Kambodschanern besteht offenbar ein außerordentlich großes Interesse an Sachbüchern zu allen möglichen Themen und an Ratgeberliteratur (besonders Betriebswirtschaft, Lebensführung). Dabei handelt es sich zum großen Teil um Übersetzungen aus dem Englischen ins Khmer. Beliebt sind auch chinesische Romane, die ins Khmer übersetzt werden. Unter jungen Leuten sehr gefragt sind Liebesromane. Kanha Poa Svay („Fräulein Lila“) verfasst nach eigenen Angaben bis zu 10 Titel pro Jahr. Andere vertreiben ihre Romane fast ausschließlich über das Internet (z.B. Blue Romance Novel).
Verlage und Autoren beklagen sich seit Jahren darüber, dass Urheberrechtsverletzungen nicht geahndet werden. Oft kursieren bereits wenige Tage nach Veröffentlichung eines Werkes Raubkopien, was Autoren entmutigt und Verleger sehr zögerlich macht.
Premierminister Hun Sen hat anläßlich der Buchmesse 80 000 Freiexemplare von Werken der beiden bekannten kambodschanischen Autoren Krom Ngoy und Ou Chong sowie eine zweibändige Ausgabe der alten indischen Fabeln Hitaupades (Hitopadesha) gestiftet.
Die 2018 von der Staatsbibliothek zu Berlin in Kambodscha erworbenen Bücher stehen den Nutzerinnen und Nutzern in wenigen Wochen über die Kataloge der Staatsbibliothek zur Verfügung.