CrossAsia Newsletter Nr. 3 Mai 2012

Liebe Nutzerinnen und Nutzer der CrossAsia-Angebote,

In unserem dritten CrossAsia Newsletter stellen wir Ihnen die verbesserte CrossAsia Suche und damit einen neuen Zugang zu unseren Daten vor. Zudem berichten wir von Problemen bei der Suche in VR-chinesischen Datenbanken, die wahrscheinlich viele von Ihnen schon erfahren haben: es geht um die Einflüsse der chinesischen Firewall auf das Durchsuchen und Laden von elektronischen Texten aus China. Zum Abschluss möchten wir Ihnen eine neue Datenbank aus Japan vorstellen: Web 版日本近代文学館: 太陽 (Taiyô).

 

Neue CrossAsia Suche

Manche von Ihnen werden die neue Suche schon entdeckt haben. Sie ist seit ca. zwei Wochen verfügbar und bietet neben der Suche in den Daten der Staatsbibliothek zu Berlin inkl. der ostasiatischen Daten auch eine Suche in den verfügbaren Nationallizenzen und unserem Online Guide East Asia (OGEA) an.

 

 

 

Wir können diese gemeinsame Suche jetzt wesentlich schneller und performanter anbieten als in der Vergangenheit. Ziel unserer Arbeit ist es ja nicht nur, Ihnen möglichst viele Bücher und Zeitschriften gedruckt und elektronisch zur Nutzung anzubieten, sondern Ihnen auf diese Ressourcen auch einen gemeinsamen Zugriff zu ermöglichen. Das klingt einfach, ist es aber leider nicht. Von den mittlerweile über 90 verschiedenen CrossAsia Ressourcen müssen wir dafür derzeit noch alle Metadaten zu den Inhalten der einzelnen Datenbanken in unseren Katalog importieren. Das bedeutet, wir müssen diese Daten von den Lizenzgebern beziehen – und die Rechte dafür erwerben – wir müssen die Daten konvertieren und nicht zuletzt müssen sie noch eingespielt werden. Ungeachtet dieses personellen und administrativen Aufwands, bleibt dies aber weiterhin unsere bevorzugte Lösung und so wächst unser Online-Katalog stetig an. Derzeit sind fast 40 Millionen Datensätze bereits aus dem Bereich der CrossAsia Datenbanken und aus unserem gedruckt vorliegenden Ostasien-Bestand über unseren OPAC (gso.gbv.de/db=1.97) verfügbar. Die gedruckten Bestände sind nahtlos mit dem Ausleihsystem der Staatsbibliothek und mit dem Blauen Leihverkehr verknüpft und können direkt bestellt werden; die Online Ressourcen stehen über einen Link im Katalognachweis ebenfalls zur Verfügung und können nach einer Anmeldung bei CrossAsia direkt geöffnet werden.
Natürlich warten auch noch Daten darauf, in diesen Pool aufgenommen zu werden und einige Verhandlungen diesbezüglich sind noch nicht abgeschlossen. Es gibt aber auch Datenbanken, bei denen wir diese Metadaten aller Voraussicht nach nicht erhalten werden. Hier versuchen wir mit den Anbietern auszuhandeln, dass wir diese Datenbanken über Schnittstellen an unsere neue CrossAsia Suche anbinden, so dass auch diese Inhalte gemeinsam durchsucht werden können. Auf diesem Wege und über die neue CrossAsia Suche kann aus allen Ressourcen zusammen genommen jetzt ein Suchraum von 90 Millionen Einträgen angeboten werden. Davon stammen 50 Millionen Daten aus dem Bereich der DFG geförderten National-Lizenzen, die Ihnen auch über Ihre Universitätsbibliotheken frei zur Verfügung stehen sollten.

Die neue CrossAsia Suche arbeitet suchmaschinenbasiert. Wir verzichten deshalb derzeit ganz bewusst auf ein erweitertes Suchmenü mit einer Suche nach Titeln, Stichwörtern, Personen usw. Wir erwarten, dass durch das Ranking, das Gesuchte so angezeigt wird, dass Sie es gut entdecken können. Ihre Suchergebnisse können Sie dann über die Facettierung weiter eingrenzen.
Unsere Tests hier waren erfolgreich; wenn Sie jedoch Probleme entdecken oder uns zu diesem neuen Angebot etwas schreiben wollen, so tun Sie dies bitte. Wir – und vielleicht auch andere – freuen uns auf Ihre Beiträge und Kommentare z.B. im CrossAsia Forum.

Eines ist uns aber noch wichtig anzumerken: Die neue CrossAsia Suche soll und wird unseren Katalog nicht ersetzen, sondern bietet neben diesem einen zweiten Zugriff auf einen größeren Suchraum. Es handelt sich um ein komplementäres Angebot zu unserem klassischen Katalog. In naher Zukunft werden wir auch die „alte“ CrossAsia Metasuche in den verschiedenen nationalen und internationalen Katalogen hier integrieren. Dazu brauchen wir aber noch ein bisschen Zeit. Bis dahin finden Sie die „alte“ Suche hier: crossasia.org/search/ext-search.html

 

Entschuldigung, es ist ein Fehler aufgetreten …

Probleme, über die unsere CrossAsia-Nutzer in letzter Zeit wiederholt klagen, sind uns aus unserer klassischen Bibliotheksarbeit – also beim Erwerben, Erschließen und zur Verfügung stellen – schon seit längerem bekannt. Wenn z. B. einer unserer großen Anbieter in China in unserem Erschließungsinstrument einen Eintrag erstellen oder ändern möchte, so trifft er gelegentlich auf seltsame Phänomene und Probleme. Es war vor etwa vier Jahren, als uns unsere Partner in China das erste Mal auf das Problem hingewiesen haben, dass sie bestimmte Schriftzeichenketten nicht in unser System eingeben können. Auf ihren Bildschirmen erscheint in solchen Fällen folgende chinesische Meldung:

Nun, da wir das Programm ja selbst programmiert haben, wussten wir sicher, dass unser System nur englische und keine chinesischen Meldungen generiert. Beim nächsten Besuch in China konnten wir dann alles mit eigenen Augen sehen: gibt man z. B. die Bandzahl 64 mit den chinesischen Zeichen 六四 ein oder kommt in der Aufnahme der Name 邓正来 vor, so erscheint in unserem System, so als wäre es Bestandteil unseres Katalogisierungssystems, die Ausschrift: 对不起,发生了错误,
Entschuldigung, es ist ein Fehler aufgetreten.

Da diese Ausschrift nicht von unserem System generiert wird, musste sie woanders herkommen. Als Erklärung und Quelle dafür drängt sich die Chinesische Firewall auf, die eine Eingabe von liusi resp. vierter Juni nicht zulässt bzw. den Datentransport unterbindet. Diese These – und mehr ist es nicht – wird unterstützt durch andere Beispiele „sensibler“ Termini, die wir in unserem Katalogisierungssystem durchprobiert haben. In letzter Zeit hat sich dieses Problem leider verstärkt. Es werden immer mehr Zeichenkombinationen nicht akzeptiert und zusätzlich zur chinesischen Meldung wird sogar die Verbindung zu unserem Eingabesystem und Server in Berlin für eine gewisse Zeitspanne unterbrochen und ist erst nach fünf oder auch erst nach 30 Minuten wiederherstellbar. Und das Problem hat nunmehr leider auch CrossAsia und unsere Nutzer erreicht. Viele der chinesischen Datenbanken werden über Server in China bereitgestellt und wir alle wissen, dass die Verbindung nicht immer die schnellste und zuverlässigste ist. Das hat auch schon in der Vergangenheit zu Problemen geführt, wie z. B., dass ein Dokument nicht heruntergeladen werden konnte oder die Datenbank nicht ansprechbar war.

Das sind bekannte Probleme und in der Regel bitten wir dann die Anbieter, uns diese Dokumente per Email zukommen zu lassen. Meist sind solche Probleme innerhalb eines Tages zu lösen. Seit Anfang diesen Jahres häufen sich jedoch Fälle, in denen Nutzer ein Dokument nicht herunterladen können oder als Ergebnis ihrer Suche nur einen leeren Bildschirm erhalten. Ein Nutzer z. B. hatte Probleme einen Artikel mit dem Titel 李鸿章环游世界与一八九六年中俄密约 herunterzuladen, wohl weil im Titel der Chinesisch-Russische Geheimvertrag von 1896 genannt wird; ein anderer konnte in einer anderen Datenbank nicht nach 南沙、西沙、南海争端 suchen, also nach Begriffen, die im Zusammenhang mit den Konflikten im südchinesischen Meer stehen. Es ließen sich noch mehr solcher Beispiele anführen. Hinzu kommt, dass diese Probleme unregelmäßig auftreten, das heißt, was heute Probleme macht, führt u. U. in ein paar Tagen wieder zu vernünftigen Resultaten. Auf unserer Seite versuchen wir – schon seitdem wir begonnen haben, elektronische Ressourcen überregional anzubieten – diese hier in Berlin zu hosten. Für ein paar Datenbanken hat das geklappt, aber eben leider nicht für alle. Kopien der Datenbanken China Academic Journals und People’s Daily z. B. liegen hier in Berlin auf unseren Servern und können auch genutzt werden. Diese Kopien können aber nicht so aktuell sein, wie die Datenbank selbst. Tatsächlich können sie sogar nur einmal im Jahr aktualisiert werden. Der alternative Zugang zu den Kopien in Berlin ist in den Datenbankbeschreibungen hinterlegt. Wir arbeiten weiterhin daran, auch für jene Datenbanken, für die uns dieses Recht bislang nicht eingeräumt wurde, solche Hostingrechte zu erwerben. Und was können Sie machen um das Problem zu umgehen? Manchmal hilft es, ein Spatium zwischen die „sensible“ Zeichenkombinationen zu setzen. Der Suche in der Datenbank ist das Spatium in der Regel egal und es kann manchmal den Filteralgorithmus austricksen. Hilft das nicht, und Sie können z. B. einen Text nicht herunterladen, dann können Sie uns kontaktieren und wir werden versuchen, Ihnen den Text zuzuschicken. Unerfreulich ist diese Sache aber allemal. Wir sind uns aber ziemlich sicher, dass dieses Problem nicht von den Anbietern erzeugt wird, sondern den gesamten technischen Apparat in China betrifft. Und diesen können wir nicht beeinflussen; nur beobachten und Wege aufzeigen, wie das Problem umgangen werden kann.

Ein neues Angebot aus Japan: Web版 日本近代文学館: 太陽

Für die Zeitschrift Taiyô (太陽) innerhalb des Archivs Webhan nihon kindai bungakukan (Web版日本近代文学館) konnte eine Lizenz für CrossAsia erworben werden.

Taiyô gehörte in der Meiji und Taishô-Zeit zu den führenden allgemeinen Zeitschriften in Japan und umfasst Artikel zu einem sehr breiten Spektrum an Themen (Politik, Militär, Wirtschaft, Gesellschaft, Literatur, Kunst, Naturwissenschaften, Industrie etc.). Insbesondere die in Taiyô veröffentlichten literaturtheoretischen Beiträge trugen maßgeblich zur Verbreitung der Strömung des Naturalismus in Japan bei. Hervorzuheben sind außerdem die Ausgaben mit Themenschwerpunkten, wie z. B. zur Taishô-Restauration (大正維新之風雲、第19巻第4号, siehe Abbildung), da sie sehr gebündelt den Diskurs der damaligen Zeit wiedergeben. Die Zeitschrift war von Januar Meiji 28 (1895) bis Februar Shôwa 3 (1928) beim Verlag Hakubunkan erschienen und alle 34 Bände mit ihren 531 Heften sind als PDFs in Webhan kindai nihon bungakukan enthalten. Die Datenbank bietet sowohl die Suche nach Stichworten, als auch nach Autoren/Autorinnen. Es kann nach Heftnummern in den Inhaltsverzeichnissen geblättert, die 27 thematischen Kolumnen der Zeitschrift können gezielt abgefragt und auch durch formale Suchbegriffe wie Foto oder Titelblatt kann die Treffermenge eingegrenzt werden.

Zusätzlich zum Archiv von Taiyô können über die Plattform die Indices der beiden Zeitschriften Bungei kurabu (文芸倶楽部) und Daiichi kôtô gakkô Kôyûkai zasshi (第一高等学校校友会雑誌) recherchiert werden.

Die Literaturzeitschrift Bungei kurabu war vom Januar Meiji 28 (1895) bis Dezember Taishô 1 (1912) ebenfalls bei Hakubunkan erschienen. Der Index umfasst alle 18 Bände mit 284 Heften. Die Studentenzeitschrift Daiichi kôtô gakkô Kôyûkai zasshi (die Daiichi kôtô gakkô ist heute aufgegangen in einzelne Fakultäten der Tokyo Universität und der Chiba Universität) wurde von November Meiji 23 (1890) bis Juni Shôwa 19 (1944) veröffentlicht und umfasst Beiträge aus verschiedenen Fachgebieten, darunter auch frühe literarische Werke verschiedener Autoren/Autorinnen. Der Index enthält bis auf zwei bis heute unentdeckte Hefte komplett alle 380 Ausgaben. Ebenso stehen die biographischen Kurzbeschreibungen der in der Sammlung Takita Choin kyûzô kindai sakka genkôshû (滝田樗陰旧蔵近代作家原稿集) vertretenen Autoren/Autorinnen zur Verfügung. Die Sammlung von Takita Choin, ehemals Herausgeber der Zeitschrift Chûô kôron, umfasst 230 literarische Manuskripte, von denen 209 später in Chûô kôron veröffentlicht wurden.

In der erworbenen Lizenz sind jedoch weder die PDFs der Zeitschriftenartikel von Bungei kurabu und Daiichi kôtô gakkô Kôyûkai zasshi noch die Manuskripte aus Takita-Choin-Sammlung selbst enthalten.

Hintergrundbild

Hintergrundbild des heutigen Newsletters zeigt Ausschnitte eines Textes über apotropäische Heilung durch Amulette und Bannsprüche aus der Sammlung Unschuld (Nr. 8650). Ein Großteil dieser exzeptionellen Sammlung chinesischer medizinischer Handschriften aus dem 16. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts konnte von der Staatsbibiothek zu Berlin erworben und so der Forschung zugänglich gemacht werden.

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Die Schriften gewähren Einblicke in den Umgang mit Kranksein in einfachen Haushalten, sowie in die Realität der Heiltätigkeit von Laienheilern, Pharmazeuten, berufsmäßigen Ärzten, Zauberern und Wanderheilern. Der von Paul U. Unschuld und Zheng Jinsheng erstellte, ausführliche Katalog der Sammlung ist gerade bei Brill in drei Bänden unter dem Titel Chinese Traditional Healing erschienen. Aus Anlass dieser Publikation lädt die Staatsbibliothek am 13.6.2012 um 18 Uhr zu einem Vortrag von Prof. Dr. Unschuld ein.